Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
Schüsse auf dem Ölfeld“, fügte Julie hinzu.
„Und nun auch noch das“, schloss Libby.
„Was denn? Was meint ihr?“, wollte Paige wissen.
„All die Aufregung letzte Nacht. Austin mit dem Gewehr und so.“ Julie sprach in dem gleichen übertrieben geduldigen Ton mit ihr, den sie bei einem Vierjährigen benutzt hätte, dergerade das Zubinden seiner Schuhe lernt. „Garrett hat mir davon erzählt.“
„Und Tate hat es mir erzählt“, sagte Libby. Ihre blauen Augen weiteten sich. „Er sprach von einem großen Hund, den Austin erschießen musste.“
Alle drei Remington-Schwestern waren tierlieb, aber Libby kümmerte sich geradezu hingebungsvoll um Tiere. Im Lauf der Jahre hatte sie Dutzende Hunde und Katzen bei sich aufgenommen, bis für das jeweilige Tier ein gutes Zuhause gefunden werden konnte. Und bevor ihre Mutter den Perk Up Coffee Shop mit Julies Panzer von einem Cadillac niedergewalzt hatte, hatte neben der Kasse stets eine Spendendose für das Tierheim gestanden.
War Austin in ihrem Ansehen gesunken, weil er sein Gewehr benutzt hatte?
Ehe Paige weiter darüber nachdenken konnte, beantwortete Libby die Frage für sie. „Ich weiß, dass er es tun musste“, sagte sie mit sanfter Stimme und drückte Paiges Hand. „Austin hat nur Shep beschützt.“
Eine weitere Träne rann Paiges Wange hinunter. Sie wischte sie mit dem Handrücken fort. Das Salz brannte ein wenig auf ihrer Haut. Sie sollte sich lieber zusammenreißen und mit dieser ständigen Heulerei aufhören. Andernfalls würde aus ihr noch eine chronische Heulsuse werden.
„Wie haltet ihr das aus?“, fragte sie und sah erst Libby und dann Julie fest in die Augen.
Erstaunt sah Libby sie an. „Aushalten? Was denn?“
„Ja, was meinst du?“, wollte auch Julie wissen.
„Einen McKettrick zu lieben“, platzte Paige heraus und breitete dabei die Hände aus, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. „Die benehmen sich alle drei, als wären sie unsterblich.“
Ihre Schwestern grinsten. Wissend. Als hätte Paige gerade unabsichtlich ein gut gehütetes Geheimnis gelüftet.
„Hört auf damit“, beschwerte sie sich. „Es ist nicht so, wie ihr denkt.“
„Was denken wir denn?“, fragte Libby leichthin.
„Wer hätte gedacht, dass du Hellseherin bist?“, scherzte Julie, noch immer grinsend. „Wenn ich von jetzt an einen Blick in die Zukunft werfen will, rufe ich 1-800-PAIGE an.“
„Ihr zwei seid so lustig, dass ich kotzen könnte“, erwiderte Paige, senkte jedoch wegen der Kinder nebenan die Stimme.
„Huch, bist du aber empfindlich“, bemerkte Julie und trank einen Schluck Kaffee.
„Um deine Frage zu beantworten“, sagte Libby in etwas verkniffenem Ton, obwohl ihre Augen leuchteten, „es ist nicht schwer, Tate McKettrick zu lieben. Für mich ist es so natürlich wie meine Atmung und mein Herzschlag.“
Neben ihr seufzte Julie zufrieden. Auf ihrem Gesicht lagen ein verträumter Ausdruck und ein geheimnisvolles Lächeln.
„Das meinte ich nicht“, erklärte Paige, „und das wisst ihr beide. Es kommt mir so vor, als würden Tate, Garrett und Austin ständig ziemlich viel riskieren im Vergleich zu gewöhnlichen Menschen. Darüber hinaus scheinen sie sich ein paar wirklich gefährliche Feinde gemacht zu haben. Wie könnt ihr nachts ruhig schlafen, angesichts all der Dinge, die ihnen zustoßen können?“
Libby kicherte. „Ich schlafe gut. Tate und ich haben Sex, bis wir nicht mehr können. Und dann schlafen wir bis zum Morgen. Das ist sehr gesund.“
„Du Glückliche.“ Paige musste einräumen, dass sie vielleicht eine Spur bissig klang.
„Bist du neidisch?“, neckte Julie sie. Von ihr ging in diesen Tagen ein inneres Leuchten aus. Sie machte kein Geheimnis daraus, dass der körperliche Aspekt ihrer Beziehung zu Garrett sich fantastisch entwickelte.
„Schon möglich“, gab Paige zu. Mit einer Handbewegung deutete sie auf den Tisch, der bis auf die Kaffeebecher und die aufgeschlagene Hochzeitszeitschrift mit dem albernen Zuckerwatte-Kleid leer war. „Wollten wir nicht frühstücken? Wo ist das Essen?“
Austin ging nach oben in seine Wohnung, nachdem er Shep unten in der Speisekammer eingeschlossen hatte. Der Hund sollte nicht versuchen, ihm mit seinem verletzten Bein zu folgen. Oben kramte er in den Kommodenschubladen nach einer Boxershorts und einer Jeans. Er wollte auch ein T-Shirt anziehen, aber dieser Plan erwies sich bei der Ausführung als zu schmerzhaft, obwohl er dazu kurz die Schiene
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