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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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verfügen!«
    »Ja, Herrin.« Latif tat zerknirscht. »Verzeiht mir. Sicher wäre es Euch lieber gewesen, weiter beobachtet zu werden.«
    »Du weißt genau, dass es nicht so ist.« Ich musste lachen. »Du Schlitzohr!«
    »Seht Ihr, Herrin, da habe ich Euch zum Lachen gebracht. Ein guter Diener bringt seine Herrschaft zum Lachen.«

Das Ohrläppchen
    Il lobulo
    ch war wie umgewandelt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Spione tatsächlich nicht wiederkamen. Die Angst um mein Leben war verschwunden, und ich setzte meine Arbeit bei den frommen Schwestern mit Eifer fort. Mutter Florienca, die gütige Oberin, nahm meine Hände in die ihren und sagte: »Wir haben alle für dich gebetet, Carla. Ich danke dem Erhabenen, dass es Ihm gefallen hat, dich von dem bösen Brustfieber zu befreien.«
    Fast hätte ich gefragt, welches Brustfieber sie meine, doch zum Glück fiel mir rechtzeitig ein, von wem sie ihre Informationen wahrscheinlich hatte. So nickte ich nur und senkte den Kopf in Demut.
    »Du siehst blass aus. Lass dir von Schwester Marta eine nicht zu schwere Arbeit geben.«
    »Ja, Ehrwürdige Mutter.«
    »Die weiche Frühlingsluft wird dir guttun.«
    »Ja, Ehrwürdige Mutter.«
     
    Der Mai kam und mit ihm die Zeit der Feste und Feierlichkeiten. Immer wenn es mein Dienst erlaubte, ging ich im Schutz von Barett und Schleier auf die Straßen und genoss das bunte Treiben der lebensfrohen Bolognesi. Die Seidenmesse auf der Piazza Maggiore fand wie jedes Jahr statt, ebenso die hochwichtige Herstellungsprozedur des Theriaks im Archiginnasio. Ich hatte nicht damit gerechnet, als Frau Einlass in das Gebäude zu finden, doch das Glück war mir hold. Ich traf Signore Cristoforo Colberti, den Betreiber der Apotheke Del Monte, und in seiner Begleitung wurde mir gestattet, den weiten, mit karmesinrotem Damast ausgelegten Hof zu betreten. Es herrschte wie üblich große Geschäftigkeit, alles war schon für das Ansetzen des heilkräftigen Universaltranks vorbereitet. »Wir haben uns lange nicht gesehen, Signorina«, sagte Colberti freundlich, während er mit mir an seinen Stand trat. »Braucht Ihr wieder eine Viper? Die Ware ist in diesem Jahr besonders gut.«
    »Nein, vielen Dank, ich bin rein zufällig hier.«
    Colberti schien meine Reserviertheit nicht zu bemerken, denn er fuhr seufzend fort: »Die Qualität der weiblichen Vipern ist leider das einzig Erfreuliche in diesem Jahr. Der Ärger mit Professor Aldrovandi und seinen beiden überflüssigen Kräutern
amomum
und
costus
nimmt kein Ende. Wie kann ein einzelner Mann nur so viel Verdruss bereiten! Stellt Euch vor, uns Farmacisti ist zu Ohren gekommen, er habe sich von einem gewissen Doktor Sangio ein Gutachten über die Notwendigkeit seiner Drogen erstellen lassen, und dieser Doktor Sangio sei die größte Koryphäe auf dem Sektor der Theriak-Zubereitung.« Colberti schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch seine Mähne. »Aber das glaube ich nicht, denn niemals zuvor habe ich von diesem Mann gehört. Und wisst Ihr, was das Seltsamste ist?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Dieses absonderliche Gutachten soll aus Venedig herbeigeschafft worden sein. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen, denn in Venedig wütet bekanntlich immer noch die Pest. Wer, bitte schön, wäre so töricht und führe freiwillig dahin, um ein Papier zu holen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich und war froh, dass der Schleier mein Gesicht verdeckte.
    »Niemand, sage ich. Deshalb kann es ein solches Schriftstück auch gar nicht geben. Trotzdem wollen die Gerüchte nicht verstummen, und es heißt, der Generalvikar, der Gonfalonier und der Senat hätten Kenntnis davon. Damit nicht genug, soll Aldrovandi sich sogar an Seine Heiligkeit, Gregor XIII ., gewandt haben.« Abermals fuhr er sich durch die Haare und lachte plötzlich. »Aber was rede ich, Signorina, sicher langweile ich Euch mit meinem Gewäsch. Sagt mir lieber, wie es Eurer Haut geht. Gut, hoffe ich?«
    »Ja, danke, Signore.« Ich war froh, dass er endlich das Thema wechselte, und griff seine Frage dankbar auf. Ich erzählte ihm, dass ich grundsätzlich kein Bleiweiß mehr nähme und zu Hause häufig eine goldene Maske trüge. Letzteres hätte ich mir während der Karnevalstage angewöhnt und sei überaus angenehm.
    »Eine Maske, warum nicht?«, rief er lebhaft, während er die vor ihm liegenden Vipern verkaufsgünstig ausrichtete. »Habt Ihr die Innenfläche auch entsprechend präpariert?«
    »Wie meint Ihr das?«,

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