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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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damit erledigt.«
    »Ich verlange, dass der Diener eine empfindliche Strafe bekommt.«
    »Gewiss, Hochwürden.« Ich überprüfte Helveticos Verband und sagte, um ihn abzulenken: »
Deo gratias,
Ihr habt sehr viel Glück gehabt. Die Wunde war tief, aber nicht groß. Deshalb konnte ich sie gut kauterisieren. Der Heilungsverlauf ist zufriedenstellend, von einer
inflammatio
keine Spur, selbst Wundwasser scheint sich nirgendwo zu bilden.«
    Er grunzte irgendetwas, noch immer nicht besänftigt.
    Ich nahm seinen Arm und beugte und streckte ihn und stellte fest, dass er in alle Richtungen zu bewegen war, auch wenn Helvetico dabei vor Schmerz aufstöhnte. »Ich denke, morgen, am Aschermittwoch, seid Ihr so weit wiederhergestellt, dass Ihr Euren Dienst bei Seiner Eminenz Baldassare Savelli wieder aufnehmen könnt«, sagte ich.
    »Das ist ja wenigstens etwas.«
    »Ich finde, das ist eine ganze Menge.«
    »Nun gut, wenn Ihr es sagt.«
     
    Am späten Vormittag des nächsten Tages war es so weit. Hochwürden Helvetico erhob sich und ließ sich von mir in sein Karnevalskostüm helfen. Mit einiger Mühe und zusammengebissenen Zähnen gelang es ihm, und er fragte: »Was ist damit geschehen? Ich erkenne es kaum wieder.«
    »Ich habe es geflickt und gewendet«, antwortete ich. »Das war notwendig, sonst müsstet Ihr weiter als Mutter Erde über die Straßen wandeln.«
    »Sehr umsichtig«, antwortete er humorlos. Auf die Idee, mir zu danken, kam er nicht. Stattdessen schien er nach Worten zu suchen, vielleicht hielt er auch Ausschau nach Latif. Doch wohlwissend um die Feindschaft der beiden, hatte ich meinen Diener losgeschickt, um Besorgungen zu erledigen.
    »Nun ja«, hob Helvetico schließlich an, »womöglich habt Ihr Euch gewundert, dass ich während der Zeit in Eurem Haus keine Boschaften mit Seiner Eminenz ausgetauscht habe.«
    Das hatte ich in der Tat, aber ich sagte nichts.
    »Es ist so, äh, dass Seine Eminenz nicht unbedingt etwas von dem, was mir passiert ist, erfahren muss. Wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    »Ich kann Euch folgen.«
    »Das ist erfreulich.« Er räusperte sich. »Ich werde jetzt gehen und einen Vetter von mir besuchen, der zufällig in Bologna wohnt. So kann ich wahrheitsgemäß sagen, ich sei bei ihm gewesen, falls mich jemand nach meinem Verbleib fragen sollte. Habt Ihr auch das verstanden?«
    »Ich denke schon«, sagte ich und verkniff mir, ihm zu sagen, dass auch die halbe Wahrheit einer Lüge gleichkommt, und dass
mendacium,
die Lüge, vielerorts als achte Todsünde angesehen wird. Aber ich wusste, es würde zwecklos sein.
    »Ich verlasse mich auf Eure Diskretion. Es würde dem Bild der Kirche nicht guttun, sollte etwas von dem, äh, Zwischenfall an die Öffentlichkeit dringen. Ebenso wenig, wie es Euch guttun würde, solltet Ihr über meinen Aufenthalt bei Euch zu anderen sprechen.«
    »Ja, Hochwürden«, sagte ich und schämte mich für meine Feigheit. Warum nur hatte ich nicht den Mut, ihm ins Gesicht zu schleudern, wie billig und verachtenswert sein Verhalten war!
    »Das gilt im Übrigen auch für Euren Diener, diesen verirrten Ungläubigen.«
    Ich schwieg und ballte die Hände zu Fäusten. Jemand wie dieser Priester war mir noch niemals begegnet, von Pater Edoardo vielleicht abgesehen. »Wenn das alles ist, Hochwürden, dann geht mit Gott.«
    »Nein, das ist noch nicht alles.« Er musterte mich kühl. »Ihr seid mir noch immer die Antwort schuldig, wer Ihr seid.«
    »Ich bin Euch gar nichts schuldig.«
    »Ebenso verschweigt Ihr mir noch immer, woher Eure medizinischen Kenntnisse stammen.« Er hob abwehrend die Hand. »Ich weiß, ich weiß, Ihr habt mir erzählt, Ihr würdet als Hilfskraft in einem Hospital arbeiten, aber diese Erklärung genügt mir nicht, zumal Ihr eine Arzttasche mit vielen Instrumenten Euer Eigen nennt. Ich habe den Verdacht, dass Ihr heimlich als Medica tätig seid. Mir fehlen die Beweise dafür, aber wenn ich wollte, könnte ich sie mir leicht beschaffen. Vergesst das nicht.«
    »Was habt Ihr nur für ein schändliches Gebaren!« Ich konnte nicht mehr an mich halten, ich musste meiner Empörung Luft verschaffen. »Ja, ich habe als Ärztin gearbeitet! Ja, ich habe sogar heimlich als Ärztin gearbeitet! Und wisst Ihr, bei welcher Gelegenheit das war? Als ein gewisser Helvetico, nach eigenen Angaben geweihter Priester des Dominikanerordens, rechte Hand und Protokollführer des Inquisitors Seiner Heiligkeit, Baldassare Savelli, von einem Schwertstreich getroffen am Boden lag

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