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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Ein paar gute Argumente aus unserem Geldbeutel für seinen Opferstock wussten ihn aufzuheitern. Ich soll Euch ausrichten, dass der Christengott in Euch ist, solange Ihr aufrechten Herzens betet. Er wird Euch den Schmerz nehmen über die Dauer der Zeit. Und wenn der Schmerz gewichen ist, sollt Ihr zu Giancarlos Grab gehen und dort ein ewiges Licht entzünden und drei Ave Maria beten. Das alles soll ich Euch sagen.«
    »Danke, Latif«, murmelte ich.
    »Schlaft ein wenig, Herrin.«
    »Ich will es versuchen. Aber die Glocke von San Pietro läutet heute besonders laut. Es ist, als würde mir jeder Schlag direkt ins Herz dringen.«
     
    Einen Tag später erfuhr ich, warum die Glocke von San Pietro so laut und anhaltend geläutet hatte. Ein Säugling war dort getauft worden, ein Mädchen namens Isabetta. Es war das erste Kind von Gaspare Tagliacozzi und seiner Frau Giulia.

Das Plagiat
    Il plagio
    ch möchte meine Maske wieder tragen, Latif«, sagte ich.
    Mein Diener kullerte mit den Augen. »Juckt die Rubinseite oder die Kristallseite Eures Gesichts, Herrin?«
    »Keine von beiden. Mit meiner Haut ist alles in Ordnung. Ich möchte die Maske und ihre beruhigende Wirkung einfach nur wieder spüren, nachdem ich sie im Kindbett nicht …« Ich hielt inne. Alles, was mit Giancarlos Tod zusammenhing, kam mir noch immer schwer über die Lippen.
    »Ich bin schon unterwegs, Herrin.« Latif brachte mir das goldene Schmuckstück. Ich setzte es auf und spürte sogleich die kühle, sanfte Glätte, die mir so viel Geborgenheit gab. »Das tut gut«, sagte ich und erwartete das übliche »Guten Morgen, liebe Venus« von ihm. Doch es blieb aus. Latif schien genau zu spüren, dass mir nach derlei Scherzen nicht zumute war.
    Stattdessen sagte er: »Wenn es nach mir ginge, müsstet Ihr die Maske nicht immer tragen, Herrin, obwohl sie ein Geschenk von mir ist. Erstens mag ich es lieber, wenn ich Euch ins Gesicht sehen kann, und zweitens heißt es im Arabischen: Die Knospe soll die Schönheit der Blüte nicht verhüllen.«
    »Nanu, das war ja ein Kompliment?«
    »Natürlich, Herrin.« Latif wirkte etwas verlegen. »Und drittens wollte ich Euch heute ausführen.«
    »Du wolltest mich ausführen? Wohin willst du denn mit mir gehen?«
    »Das ist ein Geheimnis, Herrin.«
    »Verrate es mir.«
    »Nur wenn Ihr Barett und Schleier aufsetzt und wir gemeinsam losgehen. Bedenkt, dass Ihr seit langem keinen Schritt mehr vor die Tür gesetzt habt und es allmählich wieder Zeit dafür wird.«
    »Das stimmt. Vielleicht hast du recht. Ich weiß aber nicht, ob ich schon weite Wege gehen kann.«
    »Darüber macht Euch keine Gedanken, Herrin. Notfalls werde ich Euch stützen.«
    Wir verließen das Haus und gingen die Strada San Felice in Richtung Innenstadt. Es war ein herrlicher Sommermorgen, die Vögel zwitscherten in den Bäumen, und die Sonne lachte von einem wolkenlosen Himmel herab. Wohin ich auch schaute, überall sah ich nur frohe Mienen. Die Menschen schwatzten und lachten und strahlten Zufriedenheit aus. Es schien mir, als wolle Gott mir mit alledem zu verstehen geben, dass das Leben doch lebenswert sei.
    Am Palazzo Publico standen einige Bettler, aber weder Fabio noch Conor waren darunter. Sie grüßten Latif, und Latif grüßte zurück. »Kennst du die Männer?«, fragte ich.
    »Ich kenne mittlerweile viele«, antwortete Latif unbestimmt.
    Wir bogen rechts ab zur Piazza Maggiore, und auch hier nickten mehrere Männer Latif zu.
    »Was hat das alles zu bedeuten? Wohin führst du mich?«
    »Nur Geduld, Herrin. Wir sind gleich da.«
    Wir passierten den großen Neptunbrunnen und sahen linker Hand das Archiginnasio mit seinem großen Eingangstor. Ich dachte, er würde mich dorthin bringen, aber er ging geradeaus, immer weiter nach Süden, aus der Innenstadt hinaus. Wir gelangten in ein Viertel, in dem nicht wenige Häuser altersschwach und zum Teil verfallen waren, und vor einem dieser Gebäude blieb er schließlich schnaufend stehen. Es war ein zweistöckiger Palazzo, der seine besten Tage hinter sich hatte. Die Fassade war bröckelig, die Tür hing in den Angeln, und die Sonnensegel über den Balkonen waren eingerissen. Kein Mensch schien hier zu wohnen. Nur ein verwittertes Schild mit der Aufschrift
Banco dei pegni
verriet, dass sich eine Pfandleihe im Erdgeschoss befand.
    »Was soll ich hier?«, fragte ich.
    »Kommt mit, Herrin.«
    Zögernd folgte ich meinem Diener, der sich bestens auszukennen schien. »Wir nennen das Haus Casa Rifugio,

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