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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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erwiderte: »Auch ich werde bald zurück sein.«
     
    Ein paar Tage später, es war ein Donnerstag, stand er mit vier roten Rosen vor der Tür. Ich nahm sie dankend entgegen und strich mit den Fingern über ihre zarten Blüten. Sie taten mir irgendwie leid, denn auch sie würde ich umgehend fortwerfen, nachdem Marco sich verabschiedet hatte. Es gab keine andere Möglichkeit. Meine Mutter hätte die Blumen sofort entdeckt und gefragt, woher sie kämen.
    »Hast du Lust, mich in den Archiginnasio zu begleiten?«, fragte Marco.
    Unbedarft, wie ich damals noch war, wusste ich nicht, dass die Bologneser Universität Archiginnasio genannt wird, aber das mochte ich ihm nicht auf die Nase binden, deshalb sagte ich: »Nein, tut mir leid.«
    Marco blickte mich abschätzend an. »Ist es wieder, weil du deine Mutter bald zurückerwartest?«
    Ich biss mir auf die Lippen. »Nein, äh, ich weiß nicht.«
    »Es wird bestimmt sehr interessant.«
    »Was passiert denn in diesem …?«
    »Archiginnasio? Ja, weißt du das denn nicht? Heute ist doch der erste Tag der jährlichen Theriak-Herstellung! Ein Ereignis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Ich war schon ein paarmal dabei. Es ist wirklich sehenswert.«
    »Wenn du es sagst.« Da ich schon nicht gewusst hatte, was sich hinter dem Begriff Archiginnasio verbirgt, mochte ich umso weniger fragen, was Theriak ist.
    »Wir könnten oben in der Loggia zum Innenhof stehen, zusammen mit vielen anderen, und beobachten, was sich unten tut. Glaub mir, dir werden die Augen übergehen.«
    »Ich fürchte …«
    »Ich fürchte, du weißt nicht, was dir entginge, wenn du nicht mitkämst. Der gesamte Hof ist mit karmesinrotem Damast ausgelegt, und an der gegenüberliegenden Seite sind zwei große hölzerne Pyramiden errichtet, die ebenfalls mit Damast bedeckt sind. Auf ihnen stehen die Büsten von Hippokrates und Galen, in ihren Händen zwei riesige Majolika-Vasen haltend, in die der kostbare Theriak nach seiner Zubereitung gefüllt wird. Wenn du nach links schaust, siehst du Filter, Becher und tausend andere Gefäße und Apparate, um die Heildroge herzustellen, während in der Mitte des Hofs große Kessel stehen. Überall herrscht Trubel und Betriebsamkeit. Die Herren Doktoren der medizinischen Fakultät überprüfen die Inhaltsstoffe, die Apotheker der Stadt demonstrieren die Herstellung, Diener rennen hin und her, grün gewandet mit goldenen Ornamenten, um ihnen zu helfen. Alle tragen ihre besten Kleider, es ist einfach wunderbar! Ich garantiere dir, so viele unterschiedliche Gewänder, Roben, Röcke und Wämser, so viele bunte, prächtige Stoffe hast du noch nie auf einmal gesehen. Gerade dich als Schneiderin muss das doch interessieren?«
    »Oh, gewiss.«
    »Wenn du das alles mit eigenen Augen siehst, wirst du begreifen, warum unser schönes Bologna die Stadt der Seidenweberei genannt wird.«
    Da mir nichts anderes einfiel, sagte ich abermals: »Oh, gewiss.«
    »Kommst du nun mit?«
    Ich muss zugeben, dass mir Marcos lebhafte Schilderung große Lust machte, das Schauspiel im Archiginnasio mitzuerleben. Die Art und Weise, wie er – ein junger Mann, der beileibe kein Adonis war – sich für alles Schöne begeistern konnte, begeisterte auch mich. Sogar mein Feuermal erschien mir in jenem Augenblick nicht so schlimm. Ich war drauf und dran, ihn zu begleiten.
    Wenn da nicht meine Mutter gewesen wäre.
    Ich scheute mich davor, Marco eine Absage zu erteilen, weil er mir leidtat, aber die Vorwürfe und Verdächtigungen meiner Mutter scheute ich noch mehr. »Ich würde schon mitkommen«, sagte ich, »aber ich fühle mich heute nicht sehr wohl.«
    Marco blickte mich verständnislos an.
    »Es gibt Tage, an denen eine Frau sich nicht wohl fühlt«, sagte ich steif – und schämte mich für die billige Ausrede.
    »Ach so, natürlich,
scusi,
Carla,
scusi
«
,
sagte er.
    Er deutete eine Verbeugung an und verschwand.
     
    Marco war hartnäckig. Bei jedem Treffen brachte er mir eine rote Rose mehr mit, und bei jedem Treffen fiel es mir schwerer, seinem Werben zu widerstehen. Es schmeichelte mir, einen so ausdauernden Verehrer zu haben. Ich fragte mich, ob ich etwas für ihn empfände, ich prüfte meine Gefühle, ich horchte in mich hinein, doch ich musste mir die Antwort schuldig bleiben. Ich wusste noch nicht, was Liebe ist, ich ahnte nur, dass meine Empfindungen für Marco nicht für das ausreichten, was mit dem großen, allumfassenden Wort Liebe bezeichnet wird.
    Dennoch dauerten unsere

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