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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Pause. Ich merkte, wie Unmut in mir aufkam, Unmut, weil meine Mutter so geredet hatte, als würde Marco den größten Fehler seines Lebens machen, wenn er mich heiratete.
    Und sie war noch lange nicht am Ende. »Du weißt, was dich erwartet, wenn du Carla heiratest?«, fragte sie bedeutungsschwer.
    Marco schob das Kinn vor. »Nun, Signora, ich denke, ich bekomme eine wunderbare Frau, mit den wunderbarsten Brautschuhen, die jemals in dieser Stadt gefertigt wurden. Zieh sie jetzt an, Carla, bitte.«
    Ich gehorchte. Marco hatte recht gehabt. Sie schmiegten sich an meine Füße wie eine zweite Haut. Ich machte ein paar Probeschritte und flüsterte:
»Bellissimo.«
    Meine Mutter war keineswegs beeindruckt. Sie sprach genau da weiter, wo sie aufgehört hatte: »Mag sein, dass du eine wunderbare Frau bekommst, aber in jedem Fall bekommst du eine Frau, die nicht so aussieht wie andere.«
    »Jawohl, Signora.«
    »Du bekommst eine gezeichnete Frau, mit allen Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben können. Bist du dir darüber im Klaren?«
    »Das bin ich, Signora.«
    Die Worte meiner Mutter verdarben mir die Freude an den herrlichen Schuhen. Mit zunehmendem Ärger bemerkte ich, dass sie alles daranzusetzen schien, Zweifel in Marcos Kopf zu säen. Warum tat sie das? Hatte sie Angst, ich wäre zu jung? Hatte sie Angst um mein Glück? Hatte sie Angst, Marco könne nicht für mich sorgen? Nichts von alledem traf zu, wie mir klarwurde. Die Antwort lag auf der Hand: Da sie mich nicht sonderlich liebte – sie liebte nur Gott, den Allmächtigen – und mich demzufolge auch nicht besonders vermissen würde, wenn ich ihr Haus verließ, blieb als Einziges meine Arbeitskraft, die ihr fehlen würde. Meine billige Arbeitskraft.
    Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag und nahm mich unmittelbar gegen sie ein – und für Marco. Auch wenn er seine Heiratsabsichten mit keinem Wort erwähnt hatte.
    Ich hatte bis zu jenem Tag kaum darüber nachgedacht, ob eine Ehe für mich je in Frage käme, doch die Art meiner Mutter trieb mich förmlich in Marcos Arme. Der Gedanke, nicht mehr tagein, tagaus ihr sauertöpfisches Gesicht sehen zu müssen, die Aussicht, ungefragt und ohne schlechtes Gewissen mit Marco zusammen sein zu können, die Möglichkeit, Kinder zu bekommen und ihnen die Liebe zu geben, die ich mein Lebtag vermisst hatte, alles das erschien mir auf einmal überaus verlockend, und als meine Mutter mich fragte: »Seid ihr beide euch denn überhaupt einig?«, antwortete ich: »Ja, natürlich, das sind wir.«
    Als ich dies sagte, blitzte es in Marcos Augen auf. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt, und es sah so aus, als würde er gewinnen.
    Aber noch gab meine Mutter sich nicht geschlagen. Sie sagte: »Wenn ihr euch erst ein Mal gesehen habt – ich nehme an, es war an dem Tag, als du, Marco, das Kleid für deine Mutter gekauft hast –, kennt ihr euch doch gar nicht. Da stimmt doch etwas nicht?«
    »Nehmt einfach an, Gott der Herr hat uns zusammengeführt, Signora.«
    Meine Mutter stutzte. »Du meinst …?«
    »Ich denke, es ist Gottes Wille. Gott ist groß und gütig.«
    »Ja, ja«, sagte meine Mutter nachdenklich.
    »Und seine Wege sind unerforschlich.«
    »Wahrlich, so ist es.«
    »Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht trennen.«
    »Amen.«
    Gottes Wunsch konnte sie nichts mehr entgegensetzen.
     
    Wenn Marco und ich geglaubt hatten, wir könnten bald heiraten, sahen wir uns allerdings getäuscht. Meine Mutter erklärte sich zwar einverstanden mit der Eheschließung, bestand aber auf einer »angemessenen Zeit des Verlöbnisses«, wie sie sich ausdrückte, »um Gott Gelegenheit zu geben, unsere Herzen auf immer zu verbinden«.
    Dem konnte Marco schlecht widersprechen, zumal er selbst mit Gottes Willen argumentiert hatte. »Macht nichts«, erklärte er mir strahlend, »Hauptsache, wir können uns jetzt bei dir im Zimmer treffen. Im Übrigen habe ich so auch mehr Zeit, auf ein Haus für uns zu sparen.«
    »Ja, Marco«, sagte ich und ließ es zu, dass er mich küsste und mich an sich drückte. »Warten wir.«
     
    Und wir warteten. Aus Wochen wurden Monate, und aus Monaten wurde über ein Jahr. Ich muss sagen, dass ich das Warten als Qual empfand. Nicht, weil Marcos Lippen und Hände im Laufe der Zeit immer neugieriger wurden, im Gegenteil, seine Zudringlichkeiten schmeichelten mir, auch wenn ich nicht viel dabei empfand, sondern weil meine Mutter mich nicht ziehen lassen wollte. Sie erfand immer neue Ausflüchte,

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