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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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nachdem, um welche Krankheit es sich handelt.«
    »Du meinst, die Krankheit bestimmt die Beschaffenheit der ausgeschiedenen Schlacken? Das könnte sein, denn die Organe reagieren ja auch unterschiedlich auf die Beschwerden des Körpers.«
    »Ja, da hast du wahrhaftig recht.« Wieder sah Marco mich mit einer Mischung aus Staunen und Zweifel an. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass du alles das aus Büchern haben willst.«
    »Glaubst du mir etwa nicht?« Ich spielte die Beleidigte, doch ich konnte Marco beim besten Willen nicht über meine Ausflüge auf den Dachboden des Archiginnasios aufklären. Allein schon aus Sorge, er könnte sich irgendwann einmal verplappern und mein Geheimnis ungewollt verraten.
    »Natürlich glaube ich dir.« Er grinste. »Wenn du mich so beleidigt anguckst, bleibt mir doch gar nichts anderes übrig. Aber vielleicht besänftigt es dich, wenn ich dir verspreche, Professor Aranzio bei nächster Gelegenheit zu fragen, ob er zwischen gutem und schlechtem Eiter unterscheidet. Ach, da fällt mir ein, vielleicht kann das schon morgen sein, denn der Professor und der Doktor wollen morgen in der
Scuola d’Aranzio
einen Patienten behandeln, an dem eine Nasenrekonstruktion durchgeführt wird. Es ist von einer Demonstration des Vierten und Fünften Akts die Rede.«
    »Eine Nasenrekonstruktion?«, platzte ich heraus. »Das muss ich sehen!«
    Marco musterte mich interessiert. »Aber du weißt doch, dass du nicht dabei sein kannst?«
    »Natürlich«, sagte ich hastig, »natürlich weiß ich das.«
    »Dann ist es ja gut.«
     
    Am nächsten Tag musste ich bei allem, was ich tat, an die bevorstehende Nasenrekonstruktion denken. Die Gedanken daran lenkten mich so sehr ab, dass Schwester Marta sich irgendwann genötigt sah, mich beiseitezunehmen. »Hör mal, Carla«, sagte sie, »du weißt, dass ich dich mag, aber wenn das so weitergeht mit dir, muss ich dich der Oberin melden.«
    Ich versuchte, sie zu beschwichtigen. »Aber ich habe doch nur zwei oder drei Arzneien verwechselt.«
    »Du hast ein herzstärkendes Mittel mit einem abführenden Mittel verwechselt, und du hast statt einer durchblutungsfördernden Salbe eine Wundsalbe aufgetragen.« Marta schüttelte den Kopf. »Carla, es ist mir ernst. Wenn du dich nicht konzentrieren kannst, ist im Hospital kein Platz für dich. Bedenke doch nur, wie gefährlich es sein kann, einem Patienten die falsche Arznei zu geben. Nein, nein, wenn das nicht deutlich besser wird, muss ich zur Mutter Oberin gehen.«
    »Ja, Marta«, sagte ich kleinlaut, »du hast ja recht.«
    »Sag mal, was ist eigentlich mit dir los? Du wirkst in den letzten Monaten so abwesend. Wenn du ein Problem hast, sag es mir. Ich bin eine gute Zuhörerin.«
    Ich schwieg.
    »Gott ist übrigens auch ein guter Zuhörer. Vielleicht solltest du dich ihm anvertrauen.«
    »Ja, Marta«, sagte ich. »Ich verspreche, dass so etwas nicht wieder vorkommen wird.«
    »Das ist die Hauptsache.« Marta gab mir einen aufmunternden Klaps und entfernte sich.
     
    Am frühen Nachmittag war mein Dienst beendet, deutlich später, als ich erhofft hatte, weil zwei dringende Fälle ins Hospital eingeliefert worden waren. Am liebsten wäre ich wie immer zur üblichen Zeit gegangen, aber nach den Ermahnungen durch Schwester Marta war das undenkbar.
    Entsprechend eilig hatte ich es, als ich die Arbeitstracht der Nonnen endlich ausziehen und in meine Alltagskleidung schlüpfen konnte. Schnell schloss ich die Häkchen und feinen Schnüre meines Nibelungenkleids, warf die Zimarra über und setzte zum Schluss mein Barett auf, das ich in fliegender Hast mit der beinernen Hutnadel befestigte. Dann stürmte ich los, lief durch die Stadt und langte endlich in der Viuzza da Ginnasio an, die gottlob wie immer menschenleer war. Und während ich mit geübten Bewegungen den dunklen Weg zu meinem Beobachtungsposten erklomm, fragte ich mich bang, ob ich schon viel von der Demonstration versäumt hatte.
    Das Bild, das sich mir gleich darauf bot, gab mir keine Antwort, doch ich sah einen Mann von vielleicht fünfunddreißig Jahren, der in der Mitte des Raums auf einem Stuhl saß. Da er eine Weste trug, wie ich sie schon bei Conor gesehen hatte, dazu stark bandagiert war und den Arm angewinkelt über seinen Kopf hielt, musste er der Patient sein. An der Stelle, wo sonst der marmorne Sektionstisch stand, drängten sich die Studenten zusammen und starrten ihn neugierig an. Der Mann tat mir leid, er hatte nicht nur über einen langen Zeitraum große

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