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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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der Nasenform durch das Aufsetzen von Schablonen, die wir
tectoria
nennen, statt, während gleichzeitig Röhrchen,
tubuli
gerufen, aus Blei, Silber oder Gold in die Nase eingeführt werden. Aber ich will nicht vorgreifen, liebe
Studiosi.
Wann der Sechste Akt stattfindet, werde ich mit Professor Aranzio besprechen und Euch rechtzeitig mitteilen. In jedem Fall werden der Sechste und auch der abschließende Siebte Akt ebenfalls hier stattfinden, denn Messer de’ Bonfigli war so freundlich, sich damit einverstanden zu erklären.«
    Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt kaum zu atmen gewagt, so sehr war ich von dem Geschehen unter mir gefesselt, doch nun, da Doktor Tagliacozzi den Schluss der Lektion ankündigte, verspürte ich gelinde Enttäuschung. Ich hätte noch stundenlang seiner klangvollen Stimme lauschen und seinen geschickten Händen zusehen mögen, als ich plötzlich bemerkte, dass mein Barett zu rutschen begann und herabzufallen drohte.
    Ich griff danach, denn ich wollte auf meinem verborgenen Beobachtungsposten jedes, auch das leiseste, Geräusch unter allen Umständen vermeiden. Vorsichtig rückte ich die Kopfbedeckung gerade und glaubte, das Problem damit bewältigt zu haben, doch das genaue Gegenteil trat ein.
    Es gab ein Geräusch.
    Meine beinerne Hutnadel war heruntergefallen und lag auf einem der Deckenbalken.
    Hastig griff ich danach, zu hastig, denn sie glitt mir aus der Hand und fiel direkt durch den Deckenspalt hinab in die
Scuola d’Aranzio.
    Das Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich ein Stoßgebet zum Himmel schickte und darum bat, dass niemand meine Ungeschicklichkeit bemerkt haben möge.
    Doch das Schicksal war gegen mich. Natürlich hatte sie jemand bemerkt.
    Es war Marco. Die Hutnadel lag zu seinen Füßen, und er bückte sich, um sie aufzuheben.
    »Was habt Ihr da?«, fragte Doktor Tagliacozzi. Auch er hatte den Zwischenfall registriert, und genau wie Marco blickte er jetzt zur Decke, direkt zu mir hinauf.
    Ich schreckte zurück – und musste doch wieder hinschauen. »Ach«, sagte Marco leichthin, »es ist nur eine Hutnadel. Das hat nichts zu bedeuten.«
    »Eine Hutnadel, die nichts zu bedeuten hat?«
    »Genau, Dottore. Sie, äh, fiel mir aus der Tasche.«
    »Und warum habt Ihr eben zur Decke geblickt?« Doktor Tagliacozzi zog die Stirn in Falten, und während er abermals nach oben sah, sagte er: »Der Gravitation zufolge kann die Nadel auch von einem höheren Ort herabgefallen sein, nicht unbedingt aus Eurer Tasche, mein lieber Marco, dazu allerdings müsste sie …«
    »Wovon ist die Rede, Herr Kollege?« Professor Aranzio war herangetreten, umgeben von einigen Studenten.
    »Dieser Gegenstand« – Doktor Tagliacozzi nahm Marco die Nadel aus der Hand –, »bei dem es sich zweifellos um die Hutnadel einer Frau handelt, ist soeben hier aufgetaucht. Da die Nadel vorher nicht da war, rätseln Marco Carducci und ich, woher sie so plötzlich gekommen sein mag, nicht wahr, Marco?«
    »Jawohl, Dottore.« Marco wurde rot.
    »Ich wollte gerade die Vermutung äußern, sie könne auch von der Decke herabgefallen sein, dazu allerdings müsste es eine Öffnung oder etwas Ähnliches in ihr geben.«
    »Da!«, rief unverhofft einer der Studenten. »Ich sehe da oben einen kleinen Spalt!« Er deutete genau in meine Richtung.
    Alle blickten jetzt zu mir empor. Zwar konnten sie mich nicht sehen, aber sie wurden immer sicherer, dass die Nadel aus der Decke zu ihnen herabgefallen war. »Ich wette, da oben verbirgt sich eine Frau!«, rief Luca in das entstehende Stimmengewirr.
    »Blödsinn!«
    »Unmöglich!«
    »Sehen wir doch nach!«
    »Unsinn, was soll das?«
    »Ja, sehen wir nach!«
    Ich war wie erstarrt. Das, was ich niemals auch nur zu denken gewagt hatte, war eingetreten: Sie hatten herausgefunden, dass sie beobachtet wurden. Von mir, von einer Frau. Wehe mir, wenn sie meiner habhaft wurden. Ich musste fliehen. Sofort fliehen!
    Ich hastete zurück zur Leiter, kletterte die Stufen hinab, verfing mich mit meinen Röcken, hätte vor Verzweiflung fast aufgeschrien, kam wieder frei, gelangte an den Fuß der Leiter, setzte meine Flucht zur Treppe hin fort, lief und lief – und lief in meiner Panik in die falsche Richtung. Hunderte von Malen hatte ich den Weg hinaus mit schlafwandlerischer Sicherheit gefunden, doch dieses eine Mal, bei dem es wirklich darauf ankam, irrte ich mich in der Richtung. Ich schlug den Weg nach rechts, zur Hofloggia, ein und stand plötzlich im Hellen. Ich prallte zurück, blinzelte

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