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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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nicht da war. Prüfe, ob du ihn gehen willst.«
    »Jawohl, Ehrwürdige Mutter.«
    »Du brauchst jetzt viel Kraft. Hole sie dir im Gebet und gib sie weiter an unsere Kranken. Der Dienst im Hospital wird dich aufbauen. Schwester Marta deutete an, nun ja, sie deutete an, dass dir die Arbeit in letzter Zeit nicht immer ganz leicht von der Hand gegangen ist. Ich bin sicher, das wird sich jetzt ändern. Meinst du nicht auch?«
    »Gewiss, Ehrwürdige Mutter.«
    »Dann ist es gut. Wir wollen am späten Nachmittag eine Messe für Marco Carducci abhalten. Ich denke, am besten vor der Vesper. Du wirst doch sicher dabei sein?«
    »Gern«, sagte ich hastig, »natürlich, Ehrwürdige Mutter.« Eigentlich hatte ich den zweiten Teil des Tages dafür vorgesehen, mir neue Kleider zu schneidern, vor allem ein neues Barett, denn das alte schwarze von meiner Mutter tat es beim besten Willen nicht mehr, aber selbstverständlich konnte ich mich dem Willen der Oberin nicht verweigern.
    »Dann ist es gut. Du kannst jetzt gehen, meine Tochter.«
     
    Die Frage, welche Farben ich für meine neuen Gewänder wählen sollte, hing weniger von meinem Geschmack ab als von dem, was meine Mutter mir an Stoffen hinterlassen hatte. Und das war nicht viel, zumal ich das meiste Tuch schon verbraucht hatte. Nach einigem Herumkramen fand ich noch ein Stück von sehr schönem ockergrundigem Damast mit einem Granatapfeldekor. Aus ihm wollte ich ein neues Kleid nähen, doch der Stoff reichte nicht mehr für einen weitausgestellten Rock, sondern nur für einen mit engerem Schnitt. Das war schade, denn gleichzeitig hatte ich noch mehrere Dutzend Fischbeinstäbe gefunden, mit denen ich dem Rock guten Halt hätte geben können.
    Dafür aber fiel mir ein Stück blutroter Samt in die Hände, gerade ausreichend, um daraus das Mieder zu fertigen. Eine Kunstnaht sollte später beide Teile verbinden, gerade so, wie es die Mode vorschrieb.
    Ich forschte nach weiteren Materialien, doch meine Suche war nicht sehr erfolgreich. Ich fand noch eine große Menge schwarzen Wollstoffs von guter Qualität, denn er stammte aus Florenz. Aber Schwarz in der Mode kam allenfalls für würdige Herren in Frage, und auch nur für jene, die sich nach dem immer mehr vorherrschenden Geschmack des spanischen Hofs richteten.
    Doktor Tagliacozzi trug häufig Schwarz.
    Ich wischte den Gedanken beiseite, denn Doktor Tagliacozzi ging mich nichts an.
    Der schwarze Stoff würde für ein weiteres Kleid und für eine Zimarra ausreichen. Aber Schwarz allein, das ging auf keinen Fall. Zum Glück fand ich noch einige Ellen Schleiertaft, aus denen ich gepuffte Ärmel für das ockergrundige Kleid herstellen konnte und, wenn ich alles geschickt verarbeitete, sogar noch einen Gürtel für das schwarze Kleid.
    Immer noch unzufrieden, machte ich mich erneut auf die Suche und fand zu meiner eigenen Überraschung noch drei Paar verschiedenbunte Ärmel, eines davon war blau-schwarz, eines rot-grün gestreift und eines sogar regenbogenfarben. Alle Ärmel waren ein wenig zu lang, aber sie zu kürzen würde kein Problem sein.
    Ich beschloss, die Ärmelpaare nicht nur im Wechsel für das schwarze Kleid vorzusehen, sondern auch für die schwarze Zimarra. Zwar hatte ich noch nie eine Zimarra mit Austauschärmeln gesehen, aber ich wollte auf keinen Fall nur in tristem Schwarz herumlaufen. Und der Zweck heiligte die Mittel.
    Mein dringendstes Problem jedoch hatte ich noch immer nicht gelöst: Ich brauchte ein neues Barett – mit Schleier. Ein Stück des gefundenen Schleiertafts mochte dafür herhalten, aber damit hatte ich noch kein Barett. Am liebsten hätte ich es aus einem leuchtend himmelblauen Stoff gefertigt, damit es farblich mit den Regenbogenärmeln harmonierte, aber ich hatte kein Himmelblau. Ich hatte nur noch ein wenig steingrauen Atlas, irgendeinen Rest, den eine Kundin meiner Mutter achtlos bei ihr vergessen haben mochte. Steingrau? Warum nicht, überlegte ich, denn bei dem Rest hatte noch ein einsames Stück goldener Brokatkordel gelegen. Die Kordel war schon getragen worden, was daran zu erkennen war, dass ihre äußere Seite ziemlich stumpf aussah. Aber die Innenseite glänzte noch wie neu. Wenn ich die Innenseite nach außen nähme, überlegte ich, und dann die Kordel mehrfach um das graue Barett zöge, ergäbe das eine großartige Kopfbedeckung, fast so großartig wie das mit Perlenschnüren und Agraffen verzierte Prachtstück des Doktor Valerini in seinen besten Tagen …
    Noch am selben Abend

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