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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Rosenwasser, Drachenblut und Siegelerde getränkt. An Bandagen brauchen wir solche für die Brust, die Achsel, den Oberarm und den Ellbogen. Alle zusammen sind gleichermaßen wichtig, erst die gemeinschaftliche Wirkung, gepaart mit der gebotenen Festigkeit, führt zum gewünschten Ziel.«
    »Jawohl, Dottore.« Es dauerte noch eine geraume Weile, bis Signore Badoglio so kunstvoll versorgt war, dass seine Bandagen und Verbände auch dem kritischen Blick des Doktors standhielten.
    »Es ist vollbracht«, sagte er schließlich zu seinem Patienten. »Nun fasst Euch in Geduld, schaut aus dem Fenster und genießt den Blick auf das, wofür unsere schöne Vaterstadt
la rossa
genannt wird – die roten Ziegeldächer. Beobachtet die Tauben in der Luft, verfolgt die Bahn der Sonne und lauscht den Glocken von San Rocco. Vor allem aber lenkt Eure Gedanken auf Eure Genesung, betet dafür immer dann, wenn das Geläut erklingt, dann wird der Allmächtige Euch mit einer schönen neuen Nase segnen.«
    »Danke, Dottore«, sagt Badoglio gerührt.
    »Doch so weit ist es noch nicht. Versucht zu schlafen. Wenn der Schlaf Euch flieht, gebt Adelmo Bescheid. Er wird Euch eine Arznei applizieren, die Euch auch im Sitzen sanft entschlummern lässt. Und nun entschuldigt Schwester Carla und mich,
guarisci presto.
«
    Er nahm mich beim Arm und führte mich hinaus. Vor der Tür blieb er stehen und sah mich an. »Ich muss sagen, Ihr habt Euch wacker gehalten, Carla.«
    »Darf ich bei den nächsten Akten dabei sein, Dottore?« Es war die einzige Frage, die mich bewegte.
    Er zögerte, dann sagte er: »Ja.«
    Ich fiel ihm um den Hals. »Danke, Dottore! Danke!« Vor Freude merkte ich gar nicht, welch unerhörte Entgleisung ich mir damit leistete. Doch schien die Entgleisung nicht ganz unwillkommen zu sein, denn für einen kleinen Moment hielt der Dottore mich eng umschlungen.
     
    Der Vierte und der Fünfte Akt der Nasenrekonstruktion verliefen so, wie ich es schon heimlich im Archiginnasio beobachtet hatte, weshalb ich bei der Assistenz keinen einzigen Fehler machte.
    Es kam nun öfter vor, dass der Doktor und ich nach den Behandlungsschritten ein wenig privat plauderten, und ich dachte häufiger daran, dass es nicht unangenehm gewesen war, als er mich für einen kurzen Moment in seinen Armen hielt. Aber natürlich waren das unnütze Gedanken, die ich jedes Mal wieder aus meinem Kopf verbannte.
    Nachdem der Nasenlappen angewachsen, vom Oberarm getrennt und das überstehende Stück mit Hilfe von Binden heruntergedrückt und zum Anwachsen fixiert worden war, sagte Doktor Tagliacozzi zu Badoglio: »Mein lieber Signore, nur noch ein paar Tage Geduld, dann können wir das
septum
und die Nasenlöcher bilden. Ein Schritt, der dem Sechsten Akt vorbehalten ist. Doch zuvor soll Eure Langmut belohnt werden, bitte folgt mir.«
    Er führte seinen Patienten in das Zimmer mit dem Kamin, auf dessen Sims das Dutzend modellierter Nasen stand, und sagte nicht ohne Stolz: »Diese Exemplare stellen das dar, was die moderne Chirurgie an Nasenformen bereithält. Nicht jedes Modell wird für Euch in Frage kommen, aber doch immerhin einige. Sucht Euch das aus, was Euch am ehesten zusagt.«
    Badoglio bekam vor Staunen ganz große Augen, brummte so etwas wie: »Nicht möglich, nicht möglich«, und entschied sich nach längerem Suchen für ein Exemplar.
    Doktor Tagliacozzi nahm es entgegen. »Nun, Signore, diese Form dürfte ziemlich genau Eurer ehemaligen Nase entsprechen, was nicht weiter verwundert. Die meisten Patienten entscheiden sich so. Sie möchten das wiederhaben, was sie einst hatten.«
    »Ja, ja.«
    Wenige Tage später führte der Doktor die Anheftung des
septums
aus, einen Vorgang, den er
Insitio columnae
nannte, und präparierte die beiden Nasenlöcher. »Dieses war der Sechste Akt. Unser Weg, der Natur das wiederzugeben, was sie auf so tragische Weise verlor, neigt sich langsam dem Ende zu«, verkündete er, und wieder einmal klang seine Stimme so, als doziere er vor seinen Studenten in der
Scuola d’Aranzio
. »Ich habe hier zwei
tubuli
aus Gold und ein
tectorium
aus getriebener Bronze. Die
tubuli
sind Röhrchen, die ich in Eure Nasenlöcher einführe, auf dass diese eine gute Kontur erhalten. Das
tectorium
wiederum ist die Schablone, die ich nach dem von Euch gewählten Nasenmodell habe fertigen lassen. Sie wird dafür sorgen, dass Euer Wunsch nach einer perfekten Nase Wirklichkeit wird.«
    »Wie lange muss ich denn mit den Dingern herumlaufen?«, fragte

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