Die Medizinfrau
Hüften hoben sie hoch, und sie empfing ihn. Seine Atemzüge waren Stoßseufzer der Wollust. Sie bewegte sich über ihm, verschmolz mit ihm, als er sich ihr entgegenwölbte. In kurzen hungrigen Stößen brachte er sie zum Gipfel der Lust und beide entluden sich in zuckenden Explosionen. Seine Arme umfingen sie, als sie kraftlos auf seine Brust sank.
Mit dem berauschenden Moschusduft der Befriedigung, geborgen in Gabriels starken Armen, überließ Olivia sich dem Schlaf, bevor die Realität sie wieder einholte.
Gabe hatte die Realität nie ganz vergessen. Selbst in der Glut der Leidenschaft war ihm bewußt, daß all ihr Gerede von Heirat und der Ranch ein Traum war. Seine Zukunft wartete mit zwei bitteren, ausweglosen Entscheidungen auf ihn. Er konnte aus dem Stollen kriechen und in Candliss Gewehrlauf rennen. Er zweifelte nicht daran, daß seine Verfolger sich wie die Fliegen auf einen Kadaver stürzen würden, ehe er eine Meile von der Hütte entfernt war. Oder er konnte versuchen, sich nachts fortzuschleichen und abzuwarten, was Candliss den Zwillingen und Olivia antun würde, wenn er entdeckte, daß er entkommen war. Beide Möglichkeiten bedeuteten für ihn den Untergang.
Gabe blieb wach, während Olivia schlief. Er wollte die kurze Zeit, die ihnen blieb, bis zur Neige auskosten, sie in den Armen halten, ihren warmen Duft riechen, ihr seidiges Fleisch unter seinen Händen spüren. Es war ein Wunder, daß sie ihn liebte. Sie hatte alle Bitterkeit von ihm genommen. Er hatte ihr nur Kummer und Sorgen bereitet, und sie belohnte ihn mit ihrer Liebe. Die weichherzige Olivia. Jedem verletzten oder bedürftigen Lebewesen mußte sie helfen – dem lahmen Murdoch, dem Streifenhörnchen mit dem gebrochenen Fuß, dem halb zerfleischten Hunter und William Gabriel Danaher O’Connell.
Olivia bewegte sich seufzend. Ihre Finger strichen über seine Brust, und er wünschte sich sehnlichst, ein Wunder möge geschehen und diese Nacht nie zuende gehen. Er wollte sie noch einmal lieben, doch der Morgen graute bald. Er begnügte sich mit einem Kuß.
Ihr Mund kam ihm willig entgegen, ihre Arme schlangen sich um ihn. »Hab’ ich geschlafen?«
»Wie ein satter Säugling.«
»Ich wollte, ich könnte die ganze Nacht hierbleiben«, murmelte sie an seiner Brust.
»Die Nacht ist fast vorüber.«
»Nein!« Sie fuhr hoch, griff nach ihren Kleidern. »Sie dürfen mich nicht aus dem Stollen kommen sehen. Dann wissen sie, daß du dich hier versteckst.«
Gabe unterließ es, ihr zu sagen, daß die Kerle ihn ohnehin hier vermuteten, sonst wären sie nicht so lange geblieben.
»Bis heute abend.« Im schwachen Schein der Lampe wirkte sie wie ein verwaistes Kind.
Sein Finger strich über ihre Wange. »Kopf hoch, Liebste. Es ist bald vorbei.«
»Glaubst du wirklich?«
»Ja.«
Sie glaubte ihm nicht, Gabe wußte es, doch sie lächelte tapfer. »Bis heute abend«, wiederholte sie, gab ihm einen flüchtigen Kuß und stand auf, bevor sie der Versuchung erliegen konnte.
Er schaute dem tanzenden Lichtkegel nach, als sie sich entfernte, dann zündete er seine Lampe an und lockerte die steifen Beinmuskeln. Er ermüdete immer noch bei jedem Gang den kurzen Seitenstollen entlang. Es würde noch Tage dauern, bis seine ganze Kraft zurückgekehrt war, aber er hatte keine Geduld zu warten, sich wie eine Ratte in einem Loch zu verstecken, während die Rattenfänger draußen auf ihn lauerten. Es war höchste Zeit, daß er die Sonne wieder sah, und die Sache mit Ace Candliss hinter sich brachte.
Es war nicht die Sonne, die Gabe an jenem Morgen sah, als er aus dem Stollen humpelte. Der Himmel war unheilvoll wolkenverhangen an diesem vermutlich letzten Tag seines Lebens. Der frische Verband, mit dem Olivia am Abend zuvor seine Wunde versorgt hatte, war blutdurchtränkt, doch das störte ihn nicht. Es war nur ein Tropfen in dem Eimer voll Blut, das heute noch vergossen werden würde. Und er hoffte, daß ein Teil davon Candliss’ Blut war.
Der Morgen war still, als er sich der Hütte näherte. Ellen spaltete Holz, ihr Atem bildete weiße Dampfwolken. Bei seinem Anblick bekam sie große Augen.
»Ellen, sattle Longshot. Beeil dich, mein Mädchen.«
»Pa! Was hast du vor?«
»Ich hau ab. Lauf! Ich hab’ nicht viel Zeit.«
Sie rannte zum Stall, als Olivia um die Ecke bog.
»Was fällt dir ein?« fragte sie in einem Ton, den sie ihren unvernünftigsten Patienten gegenüber anzuschlagen pflegte.
Gabe lächelte. Letzte Nacht war sie sanft wie Honig;
Weitere Kostenlose Bücher