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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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mit Bestimmtheit. »Er weiß, daß Sie hier als erstes nach ihm suchen.«
    »Möglich. Aber hier ist etwas, an dem ihm sehr viel liegt.« Mit dem Kinn wies er zur Hütte. »Ich halte es für besser, die Mädchen mitzunehmen.«
    Durch Olivias Adern floß Eiswasser. Mit einem Mal wußte sie, daß sie fähig war, einen Menschen zu töten.
    »Diese Mädchen haben nichts verbrochen, Mr. Candliss. Sie haben kein Recht, sie irgendwohin zu bringen.«
    »Nun, das stimmt nicht ganz. Sie haben ihrem Vater vor zwei Jahren zur Flucht vor dem Tod durch den Strang verholfen.«
    »Wie ich hörte, handelte es sich damals um den Versuch einer Lynchjustiz, nicht um eine gesetzliche Exekution. Haben Sie ein Sheriffabzeichen?«
    »Nein, Madam.«
    »Hat einer Ihrer Männer ein Abzeichen, Mr. Candliss? Mir scheint, Sie persönlich haben größeres Interesse an Mr. O’Connell als die Behörden.«
    »Die Behörden sind mir dankbar, wenn ich ihn zurückbringe, und kein Hahn kräht danach, wenn ich zwei Halbblutrotznasen als Köder benutze.«
    »Dann schicken Sie einen Polizeibeamten mit einem gerichtlichen Bescheid vorbei. Ich gebe Ihnen die Kinder nicht.«
    »Ich habe Sie nicht darum gefragt, Miß Baron. Das ist eine Forderung. Und seien Sie vorsichtig, sonst nehme ich Sie auch noch mit.«
    Olivia versperrte ihm den Zugang zur Hütte und drückte ihm den Lauf der Schrotflinte gegen die Brust. Er wollte die Waffe wegschieben, erstarrte aber, als sie den Hahn spannte. »Gehen Sie, Mr. Candliss. Es macht mir nicht das Geringste aus, Ihnen ein Loch in den Bauch zu schießen.«
    Das Feixen in den Gesichtern der drei Kerle hinter ihm war verwirrter Unsicherheit gewichen. Es schien neu für sie zu sein, daß eine Frau zu etwas anderem fähig war, als sich herumstoßen zu lassen.
    »Katy!«
    Katy hatte blitzschnell eine Position eingenommen, wo sie die drei Begleiter hinter Candliss direkt im Visier hatte.
    »Und nun«, Olivia bemühte sich mit äußerster Anstrengung, ruhig zu wirken, »da die Herren nicht fähig sind, sich anständig zu benehmen, werden Sie jetzt Ihre Waffen fallenlassen und schleunigst verschwinden.«
    »Den Teufel werde ich tun!« brummte einer der Männer.
    Katy spannte den Hahn mit einem Lächeln, das ganz und gar nicht zum Gesicht eines jungen Mädchens passen wollte. Hastig ließen die drei Männer ihre Pistolen fallen.
    »Auch Sie, Mr. Candliss.« Olivia stieß ihm den Gewehrlauf in die Rippen.
    Mit zusammengekniffenem Mund nahm er seine Pistole aus dem Gurt und ließ sie fallen. »Sie widersetzen sich dem Gesetz, Miß Baron.«
    »Ich sehe hier kein Gesetz. Und ich werde mich an Mr. O’Connels Anwalt wenden und ihn damit beauftragen, Ihren Privatkrieg gegen Kinder vor Gericht zu bringen. Selbst in Montana dürften keine derart rohen Sitten herrschen, die ein solches Vorgehen billigen.«
    Die Männer saßen auf, und Candliss warf Olivia einen Blick zu, der ihr klar zu verstehen gab, daß er gerade eine neue Zielscheibe für seinen Privatkrieg gefunden hatte. »Sie werden unbequem, Miß Baron. Wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, sollten Sie Ihre Nase nicht in Dinge stecken, die Sie nichts angehen.«
    »Guten Tag, Mr. Candliss.« Sie lächelte honigsüß. »Sollte ich Gabriel sehen, werde ich ihm ausrichten, daß Sie nach ihm suchen.«
    Candliss spuckte aus und hinterließ eine häßliche Pockennarbe in dem unberührten Schnee. Dann waren sie weg.
    Das glaubte jedenfalls Olivia. Doch Katy versicherte ihr, daß die Männer nicht wirklich weg waren. Sie folgte ihren Spuren, die sich etwas weiter talwärts gabelten und in die Felsen führten. Candliss und seine Männer lauerten wie Kojoten vor einem Mauseloch darauf, daß Gabe auftauchte, um ihn zu schnappen. Ein Belagerungszustand, den die Männer, nicht anders als die Kojoten, vermutlich gewinnen würden.
    »Die Geschichte mit dem Pferd hat er mir nicht geglaubt«, seufzte Olivia.
    »Ich hätte sie draußen im Wald anbinden sollen.«
    »Es ist nicht deine Schuld, Katy. Vermutlich hätten sie sie gefunden.«
    Sie seufzte wieder. »Wenn ich bloß daran gedacht hätte, ihnen auch die Gewehre von den Sätteln zu nehmen. Ich tauge doch nicht zur Revolverheldin in der Danaher … pardon, der O’Connellbande.«
    Einen Arm um jedes der niedergeschlagenen Mädchen gelegt, betrat Olivia die Hütte.
    Am nächsten Morgen servierte Ellen Zwieback und Bratenfett ohne Speck zum Frühstück. »Lange können wir nicht bleiben«, sagte sie zu Olivia. »Es ist fast nichts mehr zu

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