Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Ochsenschwanz-Chili-Suppe zu einer neuen Flasche Cola . Unsere Bestellungen kamen im Nu.
»Kings«, sagte Cash Daddy, nachdem er den ersten Bissen von seinem Braten heruntergekaut hatte, »ist dir schon mal aufgefallen, dass ich nie krank werde? Selbst wenn ich irgendwo hinfahre, wo die Moskitos das Blut mit Strohhalmen trinken, kriege ich nie Malaria.«
Er beugte sich näher heran und sprach flüsternd weiter.
»Ist dir auch schon mal aufgefallen, dass meine Frauen immer wiederkommen und mehr wollen? Und wenn sie noch so oft mit mir zusammen sind, sie wollen immer mehr. Das liegt daran, dass niemand sie so befriedigen kann wie ich.«
Er lachte.
»Das ist mein Geheimnis.« Er deutete auf das Fleisch, das er verzehrte. »Viernullvier wirkt Wunder im Körper. Du kennst doch diese ganzen komischen Krankheiten, die die Frauen in ihren Körpern mit sich rumschleppen. Mit Viernullvier holst du dir nichts.«
Ich war entgeistert. Viernullvier war Hundefleisch. Ich hatte von bestimmten Gegenden Nigerias gehört, in denen Hundefleisch als Delikatesse galt, aber dies war das erste Mal, dass ich es jemanden essen sah.
»Und noch was …«, fuhr er fort. »Viernullvier schützt dich vor deinen Feinden. Wenn ich es regelmäßig esse, kann mir keiner von ihnen was zuleide tun.«
Er nahm einen Schluck von dem Wein in seinem Glas.
»Soll ich ihnen sagen, dass sie dir welches bringen?« Er grinste. »Könntest du gut gebrauchen bei dem, was dich heute Nacht erwartet. Bevor du aufs Feld ziehst, musst du deine Machete sehr gut schärfen, weißt du?«
»Nein, danke«, erwiderte ich rasch.
Ich hatte in letzter Zeit einige Dinge getan, derer ich mich nie für fähig gehalten hatte, aber die Körperteile eines Hundes zu essen ging mir nun doch zu weit.
»Okay, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt«, sagte Cash Daddy. »Camille ist ein sehr gefährliches Mädchen.« Während wir aßen, kam eine bezaubernde Erscheinung an unseren Tisch gestöckelt, deren kurzes rotes Kleid prekär an ihrem Hinterteil klebte. An Knien und Knöcheln, wo die Bleichcreme ihre Wirkung verweigerte, war sie schwarz. Ihre Haarverlängerungen hingen ihr bis zur Taille und kräuselten sich an den Spitzen. Cash Daddy tätschelte sie am Hintern und machte uns bekannt.
»Das ist Camille«, sagte er. »Mein Juwel von unschätzbarem Wert. Sie studiert Jura an der Abia State University .« Er packte mich an der Schulter und schüttelte sie. »Das ist Kings. Der neueste Millionär in der Stadt. Wie sagen doch unsere Alten? Eine schmutzige Hand macht irgendwann einen fettigen Mund.«
Ich begriff zu spät, dass die falsche Verwendung dieses gebräuchlichen Igbo-Sprichworts als Witz gemeint war. In ihr Gelächter stimmte ich erst ein, als es schon am Abklingen war.
Camille sprudelte nur so vor Bereitschaft, es aller Welt recht zu machen. Aufmerksam heftete sie die Augen auf Cash Daddy und zwinkerte mir von Zeit zu Zeit zu. Sie wischte ihm mit der Serviette etwas Fett von der Oberlippe und zog meinen Hemdkragen gerade. Schließlich streckte sie den Arm nach mir aus und küsste mich kurz auf die Lippen. Ich befürchtete, ihr Lippenstift könnte Spuren hinterlassen haben, widerstand aber dem Drang, mir die Lippen abzuwischen. Dann setzte sie sich auf meinen Schoß und lächelte, als wäre es ihr täglich Brot, dürre Hänflinge zu Schwergewichtsboxweltmeistern aufzupäppeln. Ich wusste nicht, wohin mit meinen Händen; ich ließ sie linkisch herabhängen.
Die Anweisungen, die Camille von Cash Daddy bekam, waren einfach.
»Hol dir den Schlüssel für Zimmer 671«, sagte er. »Schlepp ihn ab und nimm ihn dir vor. Was es kostet, spielt keine Rolle. Wenn du mit ihm fertig bist, will ich, dass er sich nicht einmal mehr an den Namen seines Vaters erinnert.«
Erst gegen Mittag des folgenden Tages war ich schließlich in der Lage, mich aus dem Bett zu wälzen und ans Telefon zu gehen. Es war meine Mutter.
»Kingsley!«, sagte sie mit Feuer in der Stimme.
»Mama.«
»Schläfst du etwa noch?«
»Ich bin ein bisschen müde«, murmelte ich.
»Kings, fehlt dir irgendwas?«, fragte sie besorgt.
»Nein, es geht mir gut.«
»Was ist los? Bist du sicher …«
»Mama, es geht mir gut.«
Sie schwieg einen Moment. Ihr fiel wieder ein, warum sie angerufen hatte. Ihre Stimme wurde wieder feurig.
»Kingsley, warum hast du mir davon nichts gesagt?«
»Warum habe ich dir wovon nichts gesagt?«
»Ich habe gestern Abend in den Nachrichten gesehen, dass Boniface Gouverneur
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