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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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urteilen.
    »Ola, …« Ich stockte. »Wenn ich dich an der Seite hätte, vielleicht wäre dann alles anders. Vielleicht bist du das, was ich brauche.«
    Ihr Mund blieb geschlossen. Abrupt stand sie auf und sagte, es sei Zeit, sie müsse gehen. Sie hatte ihre Diät-Cola nicht angerührt. Ich hatte meine Cola Classic nicht angerührt.
    »Ola«, sagte ich.
    Ich nahm ihre Hand. Die Wärme der weichen Innenfläche war so köstlich wie eine verbotene Frucht. Ein leichtes Kribbeln lief mir das Rückgrat hinunter. Ohne ihre Hand loszulassen, fragte ich, ob wir uns auf ein andermal verabreden könnten. Sie gab keine Antwort.
    »Sei es nur, um zu reden«, fügte ich hinzu. »Sei es nur zu einem gemeinsamen Essen. Du weißt, dass ich immer davon geträumt habe, dich in ein gutes, teures Restaurant auszuführen, aber ich hatte nie die Gelegenheit dazu.«
    Ola schwieg weiter. Nach einer Weile entzog sie mir ihre Hand und schüttelte den Kopf. Vor Verzweiflung ließ ich alle Hemmungen fahren und sprach es aus.
    »Ola, ich liebe dich noch immer.«
    Sie wirkte nicht erschrocken oder abgestoßen.
    »Ich habe nie aufgehört, dich …«
    »Kings, lass uns nicht etwas anfangen, das keiner von uns durchhalten kann«, sagte sie leise.
    »Ola, es gibt nichts zu befürchten. Heute ist alles anders. Ich kann dich glücklich machen. Ich habe viel Geld, und ich kann dir alles kaufen, was du haben willst. Was deine Mutter auch haben will, sie wird es von mir bekommen.«
    Udenna war meine geringste Sorge. Sein einziger Pluspunkt war sein Geld. Ich war gebildet, sah gewiss nicht wie ein Höhlenmensch aus, und mein Bankkonto konnte es jetzt mit seinem aufnehmen. Ich fasste wieder nach Olas Hand. Sie zog sie weg und wandte die Augen ab.
    »Ola, bitte. Wir können beide noch einmal von vorn anfangen. Bitte, gib mir noch eine Chance. Bitte.«
    Sie sah mir in die Augen.
    »Kingsley«, sagte sie sanft, »ich habe im Leben schon genug Fehler gemacht. Ich glaube, es wäre außerordentlich dumm von mir, wenn ich an diesem Punkt anfangen wollte, neue zu machen.«
    Sie tätschelte mir zweimal mit den Fingern die Wange. Noch lange, nachdem sie auf dem Parkplatz verschwunden war, sah ich ihr hinterher. Als mein Mugu in mein Unglück einbrach, indem er anrief und sich nach seiner Zahlung für das abgeschlossene Bauprojekt des Akanu Ibiam International Airport erkundigte, hätte ich ihn beinahe aufgefordert, seine Millionen zu nehmen und sie sich in seinen Winterhintern zu schieben.

35

    Es gab viele mögliche Gründe für das grausige Verkehrschaos in Lagos – die Bevölkerungsexplosion, kaum öffentlicher Nahverkehr, überalterte Tokunbo-Autos, die liegen blieben, Schlaglöcher im Pflaster, unbeherrschte Autofahrer, willkürliche Polizeikontrollen und lange Schlangen an den Tankstellen. Doch nach Cash Daddys Ansicht brach auf den Straßen dann alles zusammen, wenn der Teufel und seine Frau sich zum Markt aufmachten. Ich glaube, er hatte recht. An diesem Tag jedenfalls sah es definitiv so aus, als steckte der Teufel dahinter. Die Stoßstangen der Autos waren zum Zungenkuss verschlungen. Menschenmassen, in die gelben Molues gepfercht wie Sklaven zum Verkauf, hüpften von Bord und setzten ihre Wege zu Fuß fort. Wenn es in diesem Tempo weiterging, würde ich vermutlich meinen Heimflug verpassen.
    Ich hatte die Erlaubnis erlangt, in den nächsten zwei Jahren so oft in die USA ein- und auszureisen, wie ich wollte. Halleluja. Trotzdem war ich geknickt. Die gute Ola. Sie schien mich in einen Bann geschlagen zu haben. Sie konnte das Lenkrad meines Lebens übernehmen, wann immer sie wollte, mich in jede Richtung fahren und mir dort wieder die Navigation überlassen. Seit unserer Begegnung am Vortag hatte ich unaufhörlich unser Gespräch im Geist abgespielt, wieder und wieder und wieder.
    War 419 das Opfer wert?
    Hatte es Sinn, meine Träume für die Jagd nach Geld aufzugeben? Auf mein Zehn-Zimmer-Haus, den Fahrer und den Gärtner und den Koch konnte ich verzichten, aber was war mit dem Unterhalt für meine Familie? Meine Schwester konnte auf McVitie’s -Kekse und Schuhe von Gucci verzichten, aber was war mit ihrem Studium? Ich nahm am Fenster neben mir eine Bewegung wahr. Es war ein kräftiger junger Bursche mit sieben Ratten am Band.
    »Rattengift! Rattengift!«, schrie er.
    Er klötterte mit einigen roten Beutelchen in der anderen Hand. Zwei der Ratten zuckten. Ich ignorierte den Straßenhändler, bis er es leid wurde und weiterging. Ich ignorierte auch die

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