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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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mit Namen kennen, kam an unseren Tisch gewalzt. In diesem Lokal etwas zu essen wäre praktisch die Einverständniserklärung in die feindliche Übernahme meines Verdauungsapparats gewesen.
    »Ich hätte gern eine Cola «, sagte ich.
    »Für mich eine Diät-Cola «, sagte Ola.
    Ich gab der Matrone den größten Nairaschein, den ich in meinem Portemonnaie hatte. Sie knurrte und wühlte in ihrer Bauchpartie nach Wechselgeld.
    »Der Rest für Sie«, sagte ich laut genug, dass Ola es auch dann hören musste, wenn sie gerade abgelenkt gewesen war.
    »Danke, Oga!« Die Matrone strahlte. »Oga, vielen herzlichen Dank!«
    »Kings, Kings«, frotzelte Ola. »Du bist jetzt ein großer Mann.«
    Ich lächelte. Die Getränke kamen sofort, einfach in der Flasche, in der ein verdächtig aussehender Strohhalm steckte.
    »Aber, Kings, wenn mir irgendjemand früher erzählt hätte, aus jemandem wie dir würde ein 419er werden«, fuhr Ola fort, »hätte ich echt geschworen, dass das gelogen ist.«
    Seltsamerweise war dies das erste Mal, dass jemand, der mich kannte, jemand, mit dem ich nicht zusammenarbeitete, mir ins Gesicht sagte, dass ich ein Scammer war. Niemand sprach das sonst aus. Selbst meine Mutter machte sich, trotz ihres deutlich bekundeten Missfallens, immer noch die Mühe, nach beschönigenden Umschreibungen zu suchen. Die Art, wie Ola den Elefanten unverblümt auf den Tisch gestellt hatte, hatte etwas Befreiendes. Ich musste nicht um den heißen Brei herumreden, während wir hier zusammensaßen.
    »Wer erzählt dir denn solche Sachen?«, sagte ich mit gespielter Entrüstung.
    Ola lachte.
    »Das spricht sich rum. Umuahia ist eine kleine Stadt. Wenn eine Made niest, hören das alle, selbst Leute außerhalb der Stadt. Jedenfalls habe ich gehört, du wärst immer noch bescheiden und vernünftig. Anders als viele von diesen lauten 419-Angebern.«
    Ich lachte leise.
    »Ola, was uns verändert, sind ganz andere Sachen. Ich finde es immer komisch, wenn es heißt, Geld würde die Leute hochmütig machen. Wenn du genau hinschaust, sind gerade unter den Armen einige der hochmütigsten Leute auf der Welt.«
    Mein Vater zum Beispiel.
    Ola schwieg einen Moment. Dann nickte sie.
    »Aber wie gesagt, es wundert mich wirklich, dass jemand wie du 419 macht. Du warst früher so sanft und unschuldig. Wie verkraftest du es, diese Weißen um ihr Geld zu beschwindeln? Hast du keine Schuldgefühle?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Aber wie kannst du keine Schuldgefühle haben?«
    Sie schien ehrlich verwundert zu sein. Wieso sollte man Schuldgefühle haben? Hatte irgendjemand Schuldgefühle wegen der Kunstgegenstände und der Bodenschätze, die Afrika seit Jahrhunderten geraubt wurden? Meine Mugus erfüllten lediglich ihre Funktion in der Nahrungskette.
    »Und wie läuft’s in der Ehe?«, wechselte ich das Thema.
    »Ach, alles bestens«, erwiderte sie rasch. Das Lächeln, das diese Auskunft hätte begleiten sollen, kam Nanosekunden zu spät. »Mein Mann hat kurz nach unserer Hochzeit ein neues Hauptquartier in Enugu eröffnet, deshalb sind wir beinahe unmittelbar danach aus Umuahia fortgezogen.«
    Sie verstummte.
    »Die Kinder und ich fliegen nächstes Wochenende nach London.« Ihr Gesicht leuchtete vor Erregung auf. Die Emotionen waren wieder da. »Wir werden dort ungefähr zwei Wochen verbringen und dann weiter nach Amerika reisen.«
    Sie schwärmte noch etwas über die bevorstehende Urlaubsreise. Ich fragte sie, was sie im Augenblick tat. Ihre Begeisterung wich mit einem tiefen Seufzer aus ihrer Stimme.
    »Mein Mann will nicht, dass ich arbeite. Er will, dass ich zu Hause bleibe und mich um die Kinder kümmere, und das ist wirklich frustrierend. Alle Welt hat schon versucht, ihn umzustimmen, aber er bleibt eisern.«
    Anscheinend war die Entscheidung des Mannes für sie überraschend gekommen. Ich hätte es ihr gleich sagen können. Sein Handeln entsprach vollkommen dem Profil des durchschnittlichen ungebildeten Igbo-Unternehmers.
    »Und welche Arbeit hättest du gerne gemacht?«, fragte ich.
    »Ich würde gern in einer großen Organisation arbeiten … Wo ich mein Studium irgendwie anwenden kann. Oder vielleicht auch einfach einen von diesen Bankjobs machen wie anscheinend alle heutzutage. Jedenfalls habe ich schon beschlossen, was ich tun werde. Sobald meine Jüngste zur Schule kommt, werde ich mich nach einer Stelle umschauen.«
    »Und wenn dein Mann nein sagt?« Sie runzelte die Stirn.
    »Kings, mein Gehirn für alle Zeit brachliegen zu lassen

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