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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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ist eine zu teure Buße für die Freuden der Mutterschaft. Gott weiß, dass ich das nicht hinnehmen werde.«
    Alles Gute, Ola. Das Äußerste, was der Mann ihr vermutlich je gestatten würde, war eine Boutique, wo die Frauen seiner Freunde teure Schuhe und Handtaschen kaufen konnten.
    »Wie alt sind deine Kinder?« Sie lächelte.
    »Ah, ich habe Bilder von ihnen dabei.«
    Sie langte in ihre Louis-Vuitton -Handtasche und zog einen Stapel Fotos hervor.
    »Die sind vom Geburtstag meines Ältesten.«
    Ich sah die Fotos durch. Eines zeigte zwei Kinder vor einer riesigen Spiderman-Geburtstagstorte, dahinter ihre Mutter und einen Mann, der, nach dem stolzen Grinsen auf seinem Gesicht und der Ola umfangenden und zu nahe an den Brüsten liegenden Hand zu urteilen, der Vater zu sein schien. Hoffentlich verriet mein Gesicht nicht den Schreck. Arme Ola, ihr Mann war so unverzeihlich hässlich, als hätte er es bewusst darauf angelegt. Als wäre er zu einem Hexendoktor gegangen und hätte einen Juju für ein grauenerregendes Gesicht verlangt. Wo sollte ich anfangen? Bei den eckigen Augen oder den riesigen Nasenlöchern, bei dem runzligen Gesicht oder dem Vierfachkinn? Der Kerl war der reinste Höhlenmensch.
    Zum Glück für die Kinder hatten die Gene ihrer Mutter gewonnen. Das Resultat hätte einen Nobelpreis für Mutter Natur verdient gehabt. Olas Kinder sahen beide gut aus und waren von der DNA ihres Vaters verschont geblieben. Ich gab ihr die Fotos wieder.
    »Du hast sehr hübsche Kinder«, sagte ich.
    Wie alle stolzen Mütter lächelte sie, als ob sie die ganze Zeit auf genau diesen Kommentar gewartet hätte.
    »Und sie sind amerikanische Staatsbürger«, fügte sie hinzu. »Sie sind in den USA geboren.«
    Ich lächelte stärker, um zu zeigen, dass ich mich für sie freute.
    Ich erkundigte mich nach Ezinne, nach ihren anderen Schwestern und nach ihrer Mutter. Sie erkundigte sich nach meiner Mutter und meinen Geschwistern.
    »Wie geht’s deinem Onkel, … Cash Daddy? Ich kann es immer noch schwer glauben, dass er tatsächlich als Gouverneur kandidiert.«
    Ich lächelte. Sie lachte. Dann schwiegen wir eine Weile. So vor ihr zu sitzen erinnerte mich an alte Zeiten, daran, wie sehr ich das Zusammensein mit ihr geliebt hatte.
    »Bist du mit jemandem zusammen?«, fragte sie unvermittelt.
    Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen.
    »Eigentlich nicht.«
    »Was heißt das?«
    »Ich habe zurzeit keine feste Beziehung.«
    »Wieso das?«
    »Wieso nicht?« Ich rang mir ein Lächeln ab.
    Wie sollte ich ihr beibringen, dass ich, während sie eifrig Kinder zur Welt brachte und dick wurde, mit Dollars für Sex bezahlte?
    »Ich habe einfach nicht die Zeit dazu«, log ich.
    »Zeit? Warum? Vergräbst du wieder den Kopf in den Büchern? Was? Machst du ein Aufbaustudium?«
    Haha.
    Ich seufzte.
    »Ola, im Augenblick denke ich gar nicht an so etwas. Ich gucke mir meine Geschwister an und bin zufrieden, dass sie sich gut machen. Ich bin vollkommen einverstanden damit, das Opferlamm zu sein. Es macht mir gar nichts, meine eigenen …«
    »Kings, das ist es nicht wert.«
    So leise sie sprach, hätte die Wucht ihrer Worte ein Loch in die Chinesische Mauer schlagen können.
    »Kings, du kannst nicht für deine Familie oder sonst jemanden deine Ziele und Überzeugungen aufgeben. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    Wir versanken in ein tiefes, nachdenkliches Schweigen. Ich hatte meine ganze Kindheit hindurch von einer Zukunft als Naturwissenschaftler geträumt. Ola wusste das. Mein Name sollte in den Lehrbüchern meiner Kinder stehen. Ich wollte wegen meiner Erfindungen auf der ganzen Welt bekannt sein. Ganz oben auf meiner Liste, hatte ich ihr einmal erzählt, stand ein elektrischer Ventilator, der auch mit Batteriebetrieb lief, so dass die Mücken auch dann nicht stachen, wenn mitten in der Nacht der Strom ausfiel.
    Eine Welle der Niedergeschlagenheit ging über mich hinweg. Ola hatte recht. Das war ganz und gar nicht das Leben, das ich im Sinn gehabt hatte.
    Plötzlich begriff ich. Unter den vielen Schichten Fett war nach wie vor die Ola, die ich liebte. Sie verstand es, zu mir durchzukommen, mir den Kopf zurechtzurücken. Sie hatte mich in meinen tiefsten und meinen höchsten Momenten gesehen, in meinen besten und meinen schlechtesten. Und ich hatte schon lange mit keinem anderen Menschen mehr derart zwanglos reden können – ehrlich, innerlich überzeugt, unverklemmt. Ola war meine Seelenverwandte. Anders als meine Mutter verstand sie, ohne zu

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