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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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grundsätzlich keine fremden Frauen mit nach Hause. Ich hatte in Cash Daddys Hotel eine Dauerreservierung. Auf sein Anraten hin wechselte ich aus Sicherheitsgründen alle paar Wochen das Zimmer.
    »Gut, ich ruf dich zurück«, sagte sie. »Ich sag dir Bescheid, falls es schwierig wird.«
    Ich wusste, dass es keine Probleme geben würde. Bei Camille gab es nie Probleme.
    Fünfundneunzig Minuten und einiges Herzklopfen später ging das Fax schließlich raus.

    Hinterher hatte das Mädchen begonnen, The Jerry Springer Show zu gucken. Den zwergwüchsigen Transvestiten und den zerlumpten Playboy hatte ich noch ertragen. Aber jetzt bemühte sich eine schwarze, 400 Kilo schwere Amerikanerin, einer magersüchtigen Wasserstoffsuperoxidblondine den BH runterzureißen.
    »Könntest du bitte umschalten?«, sagte ich zu ihr.
    »Ja, klar, natürlich«, flötete sie und langte nach der Fernbedienung. »Welcher Kanal soll es denn sein?«
    »Irgendwas, nur nicht das.«
    Sie schaltete sich durch die Kanäle. Mein Handy klingelte.
    »Kings, komm sofort zum Haus«, flüsterte Protocol Officer mit hektischer Stimme. »Mach schnell.«
    »Ist alles …?« Er legte auf.
    Als ich aus der Tür ging, schaltete das Mädchen zu Jerry Springer zurück.

    Als mein Fahrer in Cash Daddys Straße bog, erblickte ich die Polizeifahrzeuge vor seinem Tor. Das waren nicht die üblichen lässigen Polizisten, die an Kontrollstellen Geld abzockten. Dieses Aufgebot wirkte geordnet und entschlossen, so als hätten sie tatsächlich eine Aufgabe zu erledigen.
    »Den Rückwärtsgang!«, rief ich. »Umdrehen! Schnell! Schnell!«
    Mein Fahrer tat wie geheißen und brauste so geschwind davon, dass jeder meinen musste, das Auto habe einen Raketenmotor.
    »Fahr einfach weiter«, sagte ich. Meinetwegen konnte die Reise bis nach Ouagadougou gehen.
    Als ich sicher war, dass keine Gefahr mehr drohte, sammelte ich mich und warf jene Denkprozesse wieder an, die den Menschen von den Tieren der Wildnis unterscheiden.
    »Halt irgendwo an«, sagte ich.
    Wir befanden uns in einer jener Straßen, die fast nur von getrockneten Maishüllen, zerrissenen Pure-Water -Verpackungen und umherstreunenden Kindern bevölkert sind. Mein Fahrer hielt vor einem Rohbau, an dessen Vorderwand die kühne Warnung prangte: Käufer lass die Finger von 419! Dies Haus ist nicht zu verkaufen!
    Mein Fahrer sah mich im Rückspiegel an.
    »Oga, das war eine Menge Polizei«, sagte er. Er schaute abermals in den Rückspiegel.
    »Das müssen an die zwanzig Mann gewesen sein«, fügte er hinzu.
    Ich war nicht in der Stimmung zum Kinnwackeln. Dies konnte mein Ende sein. Ich konnte mir nur zu gut das Gesicht meiner Mutter vorstellen, wenn sie hörte, dass ich verhaftet worden war. Was würde aus Godfrey und Eugene und Charity werden, wenn ich im Gefängnis landete? Ich rief Protocol Officer an und war entschlossen, mich nicht abschütteln zu lassen.
    »Sag mal, was ist eigentlich los?«
    »Sie nehmen Cash Daddy mit aufs Revier, um ihn zu verhören«, flüsterte Protocol Officer. »Aber ich habe gerade mit dem Polizeipräsidenten gesprochen, und er sagt, es ist eine reine Routinesache. Beeil dich, wir fahren bald.«
    Im Haus von Cash Daddy saßen ein paar Polizisten mit dicken Schmerbäuchen unter ihrer schwarzen Uniform im Wohnzimmer, vor sich eine fast leere Flasche Irish Cream und Weingläser. Ich begrüßte sie und ging an ihnen vorbei zu Protocol Officer, der an der Treppe nach oben stand. Auch der Otimpku und ungefähr sieben der wichtigsten Männer aus Cash Daddys Wahlkampfteam standen dort und murmelten entrüstet vor sich hin.
    »Wo ist Cash Daddy?«, fragte ich Protocol Officer leise.
    »In der Badewanne.«
    Ich nickte verstohlen mit dem Kopf in Richtung der Polizisten.
    »Wissen sie, dass er oben ist?«
    »Er hat ihnen gesagt, sie sollen warten«, sagte Protocol Officer ungeduldig und wandte seine Aufmerksamkeit wieder voll den anderen Männern zu.
    Ich wollte gerade nach oben gehen, doch da kam Cash Daddy mir schon entgegen. Die Polizisten erhoben sich, um ihn zu begrüßen.
    »Ich hoffe, man hat sich gut um euch gekümmert?«, fragte er.
    »Ja, Sir«, antwortete der Polizist, der aussah, als wäre er der Chef.
    »Sehr gut, sehr gut.«
    »Sind Sie so weit, Sir?«, erkundigte sich derselbe Mann.
    »Auf geht’s«, erwiderte Cash Daddy.
    Der Polizist gestattete ihm vorauszugehen und folgte in respektvollem Abstand. Einer von ihnen eilte hinzu und öffnete ihm die hintere Tür in einem ihrer Kastenwagen.

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