Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
anderen, die Klobrillen, Standventilatoren, gekühlte Getränke, Gala-Würstchen im Schlafrock, Plantanenchips, Taschentücher und Gardinenstangen anpriesen. Dann kam ein Junge mit Büchern. Wann hatte ich zum letzten Mal ein Buch gelesen? Der Junge bemerkte mein Interesse und klammerte sich am Jeep fest, als der Verkehr sich ein wenig schneller zu bewegen schien. Ich ließ die Scheibe halb herunter.
»Oga, welches wollen Sie?«
Ich überflog die Titel seiner Auswahl: Reicher Vater, armer Vater; Der reichste Mann von Babylon; Gottes Weg zum finanziellen Erfolg; Warum Gott will, dass du reich wirst; Vermögensaufbau für Anfänger; Knacken Sie den Millionärscode; Talent allein ist nicht genug; Neun Schritte zur finanziellen Freiheit; Nachdenken und reich werden; Geldverdienen für Dumme … Dann fiel mir eine bunte Reihe kleiner Büchlein auf.
»Zeig mir die mal«, sagte ich.
Der Junge warf mir vier der Büchlein auf den Schoß: Reichtumsweisheiten; Heilungsweisheiten; Eheweisheiten; Lebensweisheiten . Ich blätterte im Reichtumsbüchlein und lachte innerlich über die erste Weisheit, die mir ins Auge fiel: Man hält Mahlzeiten, um zu lachen, und der Wein erfreut das Leben, und doch ist das Geld der Schlüssel zu allem.
»Was kostet das?«, fragte ich.
Ich bezahlte dem Höker ein Büchlein. Doch dann verlangte ich ein zweites, und auch noch das mit den Eheweisheiten. Cash Daddy würde die Bücher wahrscheinlich hilfreich finden – eine leichte Art, mehr Bibelsprüche zu lernen, ohne sich noch einmal die ganze Bibel vorzunehmen.
Mister Winterbottoms Geduldsfaden wurde dünn. Nachdem er zur Finanzierung des Akanu Ibiam International Airport ratenweise mehrere Beträge in Höhe von einigen Millionen auf unterschiedliche ausländische Bankkonten eingezahlt hatte, hatte er jedes Recht, in Unmut zu fallen. In letzter Zeit hatte er fast täglich angerufen. Wir mussten ihn beruhigen. Ich ließ mich vom Flughafen direkt ins Büro fahren und setzte mich an den Computer.
Vertragsprüfungsausschuss Zentralbank von Nigeria Abuja, Nigeria
Sehr geehrter Mr Winterbottom,
Auszahlung ausstehender Kredite an ausländische Vertragspartner Nach der letzten Prüfung haben wir die Mitteilung erhalten, dass sämtliche für die Vertragsnummer FMA/132/019/82 des nigerianischen Luftfahrtministeriums festgelegten Einzahlungen ordnungsgemäß eingegangen sind. Die Vertragssumme für die erste, zweite und letzte Phase des Kontrakts beläuft sich auf $187 381 000 Millionen (USD). In diesem Betrag nicht enthalten sind Zinsen in Höhe von $13 470 070 Millionen (USD), aufgelaufen durch die verzögerte Zahlung der nigerianischen Zentralbank. Daher beläuft sich die Ihnen geschuldete Gesamtsumme auf $200 851 070 Millionen (USD).
Unsere Abteilung wird die Überweisung der ausstehenden $200 851 070 Millionen (USD) umgehend veranlassen, sobald die Fluktuationsgebühren von $6 730 000 Millionen (USD) hier eingegangen sind.
Bitte verzeihen Sie etwaige durch die vorausgegangenen Verzögerungen entstandenen Unannehmlichkeiten.
Wir werden die Überweisung Ihrer noch ausstehenden $200 851 070 Millionen (USD) sofort nach Erhalt des obenstehenden Betrags veranlassen.
Mit den besten Grüßen Mr Joseph Sanusi Präsident der Zentralbank von Nigeria
Ich druckte den Brief mit dem Kopf der nigerianischen Zentralbank aus und legte ihn aufs Fax. Es gab keinen Wählton.
Ich drückte den Start-, dann den Aus-Knopf. Immer noch nichts. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, stand auf, drückte wieder und wieder. Nichts. Ich nahm das Handy und wählte die Nummer von Camille.
»Kannst du mir heute Abend jemand schicken?«, fragte ich.
»Für wie viel Uhr?«, fragte sie.
»So bald wie möglich. Ich mache so bald wie möglich Feierabend.«
»Das ist ein bisschen kurzfristig, aber ich werde sehen, was sich machen lässt.«
Mit der Zeit hatte Camille sich ziemlich gut herausgemacht. Inzwischen war sie die Mätresse eines unserer Staatsgouverneure. Als ich sie das letzte Mal gesprochen hatte, war sie auf dem Weg nach Paris, um für ihre Geburtstagsparty einzukaufen. Aber sie verdiente sich immer noch ein wenig dazu, indem sie vielbeschäftigten Männern wie uns bei Bedarf ein Mädchen vermittelte. Selbst wenn es so plötzlich gehen sollte wie jetzt.
»Dasselbe Hotel wie beim letzten Mal?«, fragte sie.
»Ja. Dasselbe Hotel, dieselbe Zimmernummer.«
Weil meine Geschwister in meinem Haus ein- und ausgingen, wie es ihnen gefiel, brachte ich
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