Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Luft zu schöpfen. »Sie hat was mit den Augen. Ich komme gerade aus Umuahia. Ich war zwei Tage bei ihr.«
Sie schimpfte weiter vor sich hin. Ich entschuldigte mich. Sie legte auf, ohne sich meine Entschuldigung zu Ende anzuhören. Ich sprang vom Bett auf.
»Ist was?«, fragte das nackte Mädchen. Ich hatte ganz vergessen, dass sie da war.
»Zieh dich an«, sagte ich. »Ich muss los.«
»Soll ich auf dich warten?«
Niemals. Außer Cola und Klopapier mussten mir ein Paar Schuhe von Prada , 100 ml Issey Miyake , eine Packung Boxer Shorts von Calvin Klein und $3500 abhandenkommen, bis ich es lernte. Diese fremden Mädchen durfte man nicht alleinlassen.
»Zieh dich an«, sagte ich.
Ich klapperte mit den Autoschlüsseln und wartete, dass sie ihre Sachen zusammensuchte. Schließlich entnahm ich meiner Brieftasche fünf Hundertdollarscheine und drückte sie ihr in die Hand. Sie stopfte das Geld in ihre Ferragamo Handtasche und stöckelte vor mir aus dem Zimmer.
Meine Mutter lag richtig im Bett. Ich hielt ihre Hand und streichelte ihre Wangen. Ihre Augen waren rot und geschwollen.
»Kings, wie war deine Reise?«
Meine Reise nach Amerika war ein voller Erfolg gewesen. Nun sollte mein Neurowissenschaftler-Mugu als Nächstes nach Nigeria kommen. Amerika hatte alles gehalten, was Cash Daddy versprochen hatte, und mehr, und doch war ich froh, als mein Aufenthalt schließlich zu Ende ging. Bei den mächtigen Portionen, die in amerikanischen Restaurants auf den Tisch kamen, wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis auf der Anzeige meiner Waage »Ende der Fahnenstange« aufleuchten würde. Kein Wunder, dass die meisten klapperdürren Nigerianer, die dort einen Besuch machten, mir nichts, dir nichts fett wurden.
»Mama, wie geht es dir? Was hast du?« Sie seufzte.
»Sie haben mir im Krankenhaus Augentropfen gegeben, aber die scheinen nicht zu helfen. Meine Augen sind wieder geschwollen, und innen drin habe ich Schmerzen. Für nächsten Donnerstag habe ich einen Termin bei einem Spezialisten.«
Ich zischte.
»Mama, mach dir keine Sorgen. Ich hole dich morgen ab, und wir fahren in die Augenklinik nach Port Harcourt. Da sollen sie die besten Ärzte haben. Ich bin sicher, dort wird sich sofort jemand deiner annehmen.« Es war nur eine Frage des Geldes.
Meine Mutter schloss die Augen.
»Mama, hast du mich gehört? Ich komme morgen früh und hole dich ab. In aller Frühe, ja?«
»Lass nur. Ich warte auf meinen Termin im Staatlichen Krankenhaus.«
»Aber …«
Ah! Die Einsicht verschlug mir die Sprache. Ungläubig starrte ich sie an.
»Mama, bitte«, sagte ich leise. »Wir reden nicht von einem Auto oder einem Haus. Hier geht es um deine Gesundheit. Bitte hab dich nicht wegen irgendwas.«
Ihre geröteten Augen suchten meine und sahen mich so unverwandt an, wie sie es vermochten.
»Kings, ich werde nicht mit dir nach Port Harcourt fahren«, sagte sie ruhig.
Ich erhob mich von der Bettkante und lief im Zimmer auf und ab. Unvermittelt blieb ich vor ihr stehen und stemmte die Arme in die Hüften.
»Mama, willst du dich umbringen, bloß um es mir zu zeigen? Deine Gesundheit steht auf dem Spiel.«
»Kings, ich habe gesagt, dass ich nicht mitfahre. Vergiss es einfach.«
Ihre Stimme war sanft und fest, ohne jeden Beiklang von Sturheit, Unmut oder Verachtung. Ich setzte mich wieder aufs Bett und schwieg. Dann tat ich so, als hätte ich sie ernst genommen, und plauderte mit ihr über allerlei Belanglosigkeiten. Nach einer Weile ging ich.
Schon bevor sie am nächsten Morgen aufwachte, war ich wieder da. Ihre Augen waren so geschwollen, dass sie diese kaum öffnen konnte. Als ich sie berührte, saugte sie die Luft ein und stöhnte vor Schmerz.
»Mama, steh auf.«
Sie hob die Hand und schüttelte sie abwehrend hin und her. Nein.
»Mama, bitte steh auf«, beharrte ich.
Diesmal hob sie nicht einmal die Hand. Ich redete ihr weiter zu, sie schwieg. Schließlich platzte mir der Kragen.
»Na schön, wenn du es so willst«, schimpfte ich. »Wenn du mich auf diese Weise bestrafen willst, dann bitte sehr. Gott weiß, dass ich …«
»Kings«, unterbrach sie mich mit der gleichen sanften, festen Stimme wie am Vortag, aus der weder Sturheit noch Unmut oder Verachtung sprach. »Es gibt nichts, womit du mich glücklich machen kannst, außer du hörst mit dem auf, was du machst, und suchst dir eine Arbeit und gründest eine Familie. Nicht dein Geld, nicht deine Autos können mich glücklich machen. Du weißt, dass ich mir
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