Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Ich entschuldigte mich nicht dafür, dass ich ihn hatte warten lassen.
Zur feierlichen Einleitung beim Verkünden seiner Absichten überreichte mir Johnny zwei Flaschen Rémy Martin . Ich nahm den Cognac entgegen und stellte ihn auf das Tischchen neben mir. Da ich es nicht besonders eilig hatte, meine Schwester aus dem Haus gehen zu sehen, bat ich nicht um ein Glas, um gleich davon zu trinken.
»Ich freue mich sehr, Sie endlich kennenzulernen«, sagte er. »Charity hat mir schon so viel von Ihnen erzählt. Und bald werden Sie auch meine Familie kennenlernen. Sie kennen Charity schon alle und freuen sich darauf, Sie ebenfalls kennenzulernen.«
Der Mann war eine komische Erscheinung. Er war lang, dünn, langsam, behaart, mit schweren balkenförmigen Augenbrauen, die aussahen, als wären sie aus einem dicken Teppich geschnitten und mit billigem Klebstoff angeklebt. Jedes Mal, wenn er den Kopf bewegte, rechnete ich halb damit, dass sie abfallen würden. Alles an ihm wirkte steif und schwerfällig. Wenn er zu einem Satz mit fünf Wörtern ansetzte, hätte ich die Treppe hinauf und durch mein Schlafzimmer ins Bad gehen können, um zu pinkeln, den Hahn aufdrehen, mir die Hände waschen, den Hahn wieder zudrehen und dann wieder hinuntergehen und mich setzen können, ehe er mit dem Sprechen fertig war.
Doch alle Menschen haben etwas Gutes. Abgesehen von seinen dicken Augenbrauen war Johnny eine passable Erscheinung.
»Ich höre, Sie sind Banker«, sagte ich.
»Ja, das bin ich«, antwortete er, als hätte jedes Wort eine Phobie gegen das nächste, das danach kam. »Ich bin der Leiter der Standard Trust Bank in Okigwe.«
Einen Augenblick genoss ich den Gedanken an die vielen Vorteile, die es bringen konnte, wenn man mit einem Banker verschwägert war. In unserem Geschäft war es immer gut, Leute in Banken auf unserer Seite zu haben.
Er habe an der Nnaamdi Azikiwe University in Akwa Betriebswirtschaft studiert, berichtete er weiter. Er sei katholisch, seine Eltern seien Staatsbeamte, und er liebe meine Schwester über alles. Und er sei bereits vierunddreißig Jahre alt!
In diesem Augenblick trug Charity ein Tablett mit Erfrischungen herein. Ein Lächeln dehnte die Mundwinkel des Mannes bis an die Ohren. Er schwieg, während sie den Couchtisch verrückte und ihre Gaben vor ihm aufbaute. Seine Augen glänzten und ruhten verliebt auf ihr – vom ersten Moment, in dem sie das Zimmer betrat, während sie Saft- und Wasserflaschen öffnete, bis zu dem, als sie ihren kleinen Hintern schwenkte und hinausging. Gut möglich, dass ihm die Augen aus den Höhlen gesprungen wären, wenn sie nicht so rasch wieder gegangen wäre.
Ich hätte am liebsten sein hübsches Kinn mit meiner Faust gestreichelt.
»Wenn alles läuft wie geplant«, fuhr er fort, »heiraten wir im August.«
Er war nämlich britischer Staatsbürger und hatte sich an der London School of Economics eingeschrieben. Das Masterprogramm begann im September. Er wollte sie als seine Frau mitnehmen.
Ich hörte zu, wie er seine wohldurchdachten Pläne verkündete, und dachte stumm: Was für ein Idiot.
Er redete weiter. In meinen Ohren begann seine Stimme zu klingen wie ein lästiges Kleinkind auf einem Flug, der die ganze Nacht dauerte. Ich hörte nicht mehr zu, sondern fing an zu überlegen. Nach einer Weile kam ich zu einem Schluss. Es konnte nur einen Grund geben, weswegen meine junge, intelligente, schöne, naive, bescheidene, empfindsame Schwester diesen alten Sabberschneck heiraten wollte. Er besaß einen britischen Pass. Dieser Anglo-Nigerianer war ihr Passierschein in eine bessere Welt – ein Heiratskandidat mit fliegendem Teppich inklusive.
Plötzlich verstummte das Summen in meinen Ohren. Der Mann hatte sein Verslein beendet. Aus Neugier, aus schlichter, purer Neugier, stellte ich ihm eine letzte Frage.
»Was ist mit ihrem Studium? Was geschieht damit, wenn sie heiratet und mit Ihnen das Land verlässt?«
Selbstverständlich hatte er auch das perfekt durchdacht.
»Das ist kein Problem. Sie kann an einer der Unis in London weitermachen. Oder sie kann sogar noch einmal ganz von vorne anfangen. Das hängt davon ab, wie lange wir in England bleiben.«
Ich nickte. Der Kerl war doch nicht so ein Idiot.
»Nächste Woche will ich nach Umuahia fahren, um Ihre Mutter zu besuchen«, sagte er.
Da ich der Opara war und damit seit dem Tod meines Vater das Oberhaupt der Familie, war er zuerst zu mir gekommen.
Als er aufbrechen wollte, begleitete mich Charity nach
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