Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
das mit dem Heiraten fürs Erste. Okay?«
Sie nickte.
»Ich habe nichts gegen Johnny«, log ich. »Aber ganz gleich, wohin du willst, … ob es Harvard ist oder Cambridge, … das ist kein Problem. Mit meinem Geld kannst du dahin … und dann wirst du eine bessere Wahl treffen können. Hörst du mich?«
Charity war vollkommen erstarrt, deswegen schloss ich sie in die Arme und drückte sie fest an mich. Sie legte ihren Kopf an meine Brust und schmiegte sich in meine Umarmung.
In diesem Moment ging mir auf, dass Ola sich irrte. Mein Opfer war berechtigt.
»Ja?«
Ihr Kopf bewegte sich an meiner Brust auf und ab. Wir schwiegen eine Weile.
»Charity, möchtest du nächsten Sommer nach London fahren?«
Sie blickte ehrfürchtig zu mir auf.
»Ich besorge dir ein Visum. Wir können zusammen reisen.«
Sie umschlang meinen Leib und drückte mich. Auf einmal verschwamm das Immatrikulationsfoto im Silberrahmen vor meinen Augen. Dann spürte ich, wie ein Wassertropfen meine Wange nässte. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich weinte.
Um zwei Uhr morgens lag ich immer noch wach. Ich erhob mich aus dem Bett, ging mit raschen Schritten zu meinem Frisiertisch und klappte meine Brieftasche auf. Dann zögerte ich. Nach langer Betrachtung entfernte ich das Foto. Dieser Kingsley von einst, der damals am Valentinstag bei Mister Bigg’s seine Ola im Arm gehalten hatte, hatte zu lange in meinem Herzen Posten gestanden und dafür gesorgt, dass keiner seine Nachfolge antreten konnte. Jetzt war es Zeit für ihn abzutreten. Von nun an gab es ihn nicht mehr.
Bevor ich wieder ins Bett ging, zerriss ich das Foto in kleine Stücke.
38
Ich hatte versucht, mir ihre Namen zu merken. Nach Camille kam Jackie. Danach Imabong, Chichi, Precious, Amaka … Inzwischen fragte ich sie nicht einmal mehr. Das heutige Mädchen stand auf, um ins Bad zu gehen.
Nur eines verband diese fremden Mädchen: Sie studierten allesamt an den umliegenden Universitäten und Hochschulen. Sie waren gezwungen, ihre Körper zu verkaufen, um sich das Geld für ihr Studium zu verdienen. Von den Mädchen, die Camille mir schickte, ließen interessanterweise diejenigen, die von Kopf bis Fuß in Fendi und Gucci und Chanel getränkt waren, auch die Seifenstücke, das Shampoo, die Körperlotion aus meinem Bad und sämtliche Cola - und Wasserflaschen aus meiner Minibar mitgehen, wenn sie nach Hause aufbrachen. Ein Mädchen hatte sogar die Zahnstocher und das Klopapier aus dem Halter an der Wand gestohlen.
Mein Handy klingelte. Es war Tante Dimma. Ihre Stimme versengte meine Ohren.
»Kingsley Ibe! Was für ein Kind bist du?«
»Tante, wovon sprichst du?«
»Wie kannst du das fragen? Es fällt mir schwer zu glauben, dass du, ausgerechnet du, auch so einer geworden bist. Männer! Ihr seid alle gleich.«
»Was für einer?«
»Du findest deinen Lebensstil also normal? Du findest ihn wirklich ganz normal? Das ist das Problem mit Geld. Es ist ein böser Geist. Kingsley Ibe, es gefällt mir nicht, was für ein Mensch du geworden bist!«
Was brachte sie auf die Idee, dass mir gefiel, was für ein Mensch sie geworden war? Früher war sie viel weniger rechthaberisch und aggressiv gewesen. Wenn Tante Dimma so dringend ein Mann sein wollte, konnte sie sich wenigstens bemühen, ein Gentleman zu sein.
»Tante, warum schreist du mich so an?«
»Kingsley, wann hast du das letzte Mal deine Mutter besucht?«
Ihre Frage warf mich aus der Bahn.
»Öhh, … ich, … Sie …«
»Kingsley, ich frage dich. Wann hast du das letzte Mal deine Mutter besucht?«
»Tante, ich hatte viel zu tu…« Sie explodierte.
»Viel zu tun?! Und womit, bitte, hast du so viel zu tun, dass du nicht regelmäßig nach Umuahia fahren kannst, um deine Mutter zu besuchen? Ist das zu viel verlangt von einem ersten Sohn?«
Ich gab mich geschlagen.
»Gut, Tante, ich werde am Wochenende zu ihr fahren.«
»Du kannst nicht bis zum Wochenende warten. Du musst heute fahren. Deiner Mutter geht es nicht gut.«
Ich schwang meine Beine aus dem Bett. Das Mädchen kam unbekleidet aus dem Bad. Mein Herz pochte laut in der Brust. Doch das hatte nichts mit der Versuchung vor meinen Augen zu tun.
»Ihr geht es nicht gut? Was hat sie denn?«
»Du solltest dich schämen.«
»Tante, bitte.«
»Du hättest der Erste sein müssen, der es weiß. Du hättest derjenige sein müssen, der mich anruft. Aber du hast zu viel zu tun. Weil du für diesen Verbrecher Geld verdienen musst.« Sie hielt inne, um durch die Zähne hörbar
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