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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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draußen, um sich von ihm zu verabschieden. Sein brandneuer Honda war noch nicht ganz zum Tor hinaus, als sie meine Hand nahm und scheu zu mir aufblickte. Begierig wollte sie wissen, was ich von ihrem Verehrer hielt.
    »Er ist okay«, sagte ich auf dem Weg zurück ins Haus. »Er ist ganz okay.«
    »Wusstest du, dass er britischer Staatsbürger ist?«, fragte sie, und ihre Augen quollen förmlich über vor Visionen von einer wunderbaren Zukunft in El Dorado.
    »Ja, das hat er mir gesagt.«
    Wir setzten uns ins Wohnzimmer, taten beide so, als hätten wir Johnny vergessen, und sahen uns einen Nollywoodfilm über ein Mädchen an, das mit einem jungen Burschen verlobt war, von dem sie nicht wusste, dass er der Sohn war, den ihre Mutter vor dreiundzwanzig Jahren am Flussufer ausgesetzt hatte. Als Charity gerade den vierten Teil einschieben wollte, bat ich sie, mit in mein Schlafzimmer zu kommen. Wir setzten uns nebeneinander aufs Bett.
    »Charity«, begann ich, »wie hast du Johnny noch mal kennengelernt?«
    »Über eine Freundin von der Uni«, erwiderte sie aufgeregt, beinahe atemlos. »Eigentlich kennst du sie sogar. Thelma.«
    Wer in aller Welt war Thelma?
    »Sie war eine von denen, die bei meiner Immatrikulationsfeier mit uns essen waren. Im Restaurant saß sie neben dir.«
    Ah! Das Mädchen mit den Brüsten, die so groß waren, als wäre sie im neunten Monat mit Zwillingen schwanger; sie hatte unablässig ihren Fuß in meine Wade gegraben. Und jedes Mal geblinzelt, wenn ich aufblickte, während sie Godfrey, der ihr gegenüber saß und glotzte, überhaupt nicht bemerkte. Dass ich anschließend nichts unternommen hatte, lag nur daran, dass sie nicht mein Typ war und ich nicht mit der Freundin meiner kleinen Schwester anbändeln wollte, wenn es mir nicht ernst war.
    »Ach, ja. Jetzt weiß ich wieder«, sagte ich.
    »Sie kennt Johnnys Familie schon lange, und sie sagt, sie stammen aus einer guten Sippe.«
    Mit anderen Worten, die Familie gehörten weder zu den Osu noch den Ohu. Ihre Vorfahren waren weder Sklaven heidnischer Götter noch bei anderen Familien versklavt gewesen. Deswegen war es uns Nwadiala, uns Freigeborenen, nicht verboten, deren Angehörigen zu heiraten. Als ich den Schwestern meines Vaters von Ola erzählt hatte, hatten sie als Erstes wissen wollen, ob Ola eine Osu war oder nicht. Doch was Johnny betraf, hatte ich andere Sorgen.
    »Wie lange kennst du ihn schon?«, fragte ich.
    »Wir kennen uns seit vier Monaten«, erwiderte Charity.
    »Er ist eeeecht nett.«
    Sie betonte das »echt«, wie um zwischen seiner und anderen Arten von Nettigkeit zu unterscheiden. Ich nickte zum Zeichen, dass ich sie verstand.
    »Magst du ihn?«
    »Ich liebe ihn«, antwortete sie rasch und sicher.
    Ich nickte abermals. Etwas fing meinen Blick. Ihr Immatrikulationsfoto in dem silbernen Rahmen auf der Kommode neben meinem Bett. Sie trug die mauvefarbene Robe und den Hut; beides hatte sie von der Uni geliehen. In ihrem jugendlichen Lächeln blitzten die weißen Zähne wie ein Sichelmond am Nachthimmel. Charity hatte den Hut später verloren, und ich hatte der Universität einen lächerlich hohen Betrag dafür zahlen müssen, ihn zu ersetzen. Sie hatte mir erzählt, dass mein spendables Verhalten in dem vornehmen Restaurant unter ihren Kommilitoninnen noch tagelang Gesprächsstoff Nummer eins gewesen war.
    »Warum willst du jetzt heiraten?«, fragte ich weiter. Sie runzelte die Stirn.
    »Weil, … weil ich jemanden kennengelernt habe, den ich liebe«, antwortete sie dumm.
    »Du bist noch keine zwanzig.« Ich wartete nicht auf ihre Antwort. »Charity, du hast es nicht nötig, übereilte Entscheidungen zu treffen, die du später vielleicht bereust. Sieh dich an. Du bist intelligent und hübsch, und du hast deine ganze Zukunft vor dir. Selbst wenn du ihn liebst, wie du sagst, ist das nicht weiter schlimm. Du wirst auf jeden Fall noch einen anderen finden, in den du dich verlieben kannst. Das Leben geht weiter, und du wirst nicht sterben.« Ihre Miene blieb genauso aufmerksam wie vorher. Und sie sah nicht aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Ich beschloss, dass ich es wagen konnte, weiterzupreschen.
    »Charity, vergiss nicht, dass du es nicht so eilig haben musst wie andere Mädchen. Du hast nichts, wovor du weglaufen müsstest.« Ich hielt inne. »Charity, sieh mich an.«
    Sie hob den Blick und sah mir in die Augen.
    »Charity, du weißt, dass ich Geld habe, ja? Reichlich. Konzentrier dich auf dein Studium und vergiss

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