Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
Vom Netzwerk:
ich hielt mich zurück.
    »Vielleicht sind sie Engl-igbo«, sagte ich.
    Sie lachte über meinen lapidaren Witz!
    Das Mädchen war wirklich süß. Sie war mittelgroß, ein bisschen mollig und trug einen Pony, der ihr Gesicht so jung machte, dass es nicht recht zu ihrer üppigen Figur zu passen schien. Sie trug Pfirsichblüten im Haar. Die Farbe harmonierte mit ihrem orangefarbenen Ballkleid. Wenn sie sprach, beugte sie sich leicht zu mir vor und sah mir selbstbewusst in die Augen. Auch ihre Stimme war selbstbewusst, und was sie sagte, unterstrich sie mit anmutigen Gesten.
    Merit gab einen laufenden Kommentar zu allem ab, was im Saal vor sich ging. Sie mokierte sich über die Art, wie manche Leute sich zum dritten oder vierten Mal Nachschub holten, obwohl sie eigentlich wissen müssten, dass sie zu dick seien, um so viel zu essen; sie wies darauf hin, dass die Gäste zu laut lachten und dass keiner zuhörte, als der Brautvater seine Rede hielt; sie bemerkte, dass die alten Leute, jedes Mal wenn junge Leute vorbeikamen, missfällig über deren Mode die Stirn runzelten.
    Geist und Witz fielen ihr in den Schoß wie Geld aus Amerika. Ich musste mehrmals laut lachen. Camille und ihre Mitarbeiterinnen glänzten mit unaussprechlichen Qualitäten, aber keine von ihnen hatte mich je mit solchem Humor für sich gewonnen.
    »Woher kennst du Nwaeze?«, fragte Merit plötzlich.
    Die Frage kam so aus heiterem Himmel, dass ich zunächst verblüfft schwieg. Es dauerte einen Moment, bis mir einfiel, dass sie von Protocol Officer redete.
    »Wir, … er, … er arbeitet für meinen Onkel«, stammelte ich. Aus irgendeinem Grund schämte ich mich der Wahrheit.
    »Cash Daddy ist dein Onkel?«
    »Der jüngste Bruder meiner Mutter.«
    »Kein Wunder.« Sie seufzte, augenscheinlich vor Erleichterung. »Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wie es kommt, dass jemand wie du Nwaeze kennt. Und was machst du?«
    »Was ich mache?«
    »Wo arbeitest du?«
    »Oh, ich bin selbständig. Ich arbeite mit Verträgen und Investitionen.«
    »Wo …«
    »Und woher kennst du Nkechi?«, fragte ich, um dem Strahl des Scheinwerferlichts zu entkommen.
    »Nkechi war meine beste Freundin, als wir zehn waren. Und obwohl wir an verschiedenen Unis studiert haben, sind wir irgendwie immer in Verbindung geblieben.«
    »Merit.« Eine der anderen Brautjungfern tippte ihr auf die Schulter. »Wir sollten.«
    Merit stand auf.
    »Gehst du?«, fragte ich erschrocken.
    »Noch nicht. Wir verteilen jetzt die Hochzeitsandenken. Ich komme wieder.«
    Sie stöckelte mit den anderen Brautjungfern davon. Ich sah, dass Cash Daddy schon gegangen war. Bald gingen die Brautjungfern mit großen Säcken von Tisch zu Tisch und verteilten Plastikschüsseln und Eimer. Es gab auch Krüge und Tabletts und Becher und Notizbücher und Kalender. Auf allem prangten die lächelnden Antlitze von Protocol Officer und Frau zusammen mit den Namen der Angehörigen oder Freunde, die diese Gaben gespendet hatten.
    Wir vom CIA hatten für die Notizbücher und Kalender gesammelt.
    Merit ließ mehrere Tische aus und eilte an meinen. Sie gab mir von allem, was sie im Sack hatte, zwei und hastete weiter.
    Lange nachdem meine Kollegen gegangen waren, kehrte Merit zurück. Die Pfirsichblüten waren aus ihrem Haar verschwunden, und ihr Pony hatte sich aufgerichtet und stand wild in alle Richtungen ab.
    »Seid ihr fertig?«, fragte ich.
    »Kannst du dir so was vorstellen?« Sie machte einen Schmollmund. »Diese Leute hätten mir beinahe das Kleid vom Leib gerissen, bloß wegen dieser Souvenirs. Manche hatten an die zehn Tabletts in der Hand und wollten immer noch mehr.«
    »Wenigstens werden sie, wenn sie nach Hause kommen, etwas haben, mit dem sie vor denen angeben können, die sich nicht zur Hochzeit aufgemacht haben.«
    Sie lachte.
    »Du bist richtig lustig«, sagte sie. »Aber ich bin eigentlich nur gekommen, um dir zu sagen, dass wir jetzt gehen. Wir Brautjungfern müssen gleich alle mit Nkechi zum Haus ihres Mannes fahren. Dort werden noch mehr Gäste erwartet.«
    Ich stierte stumm. Ich wusste, was ich sagen wollte, aber ich wusste nicht, wie. Mal ehrlich, schüchterne Männer haben in dieser Welt ernste Nachteile zu leiden.
    »Mach’s gut«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
    »Merit.«
    Sie drehte sich zu mir um.
    Ich begann mich wieder wie ein Idiot zu fühlen. Ich zwang mich, die Worte hervorzubringen.
    »Darf ich dir meine Nummer geben, damit du mich irgendwann anrufen kannst?«
    Sie zuckte die

Weitere Kostenlose Bücher