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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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Achseln.
    »Okay.«
    Begeistert zückte ich meine Brieftasche, um ihr eine Visitenkarte zu entnehmen. Meine Finger hatten gerade eine ertastet, als sich mein Verstand meldete. Das Mädchen würde vermutlich die Bezeichnung Investment Coordinator auf der Karte durchschauen und ahnen, was ich in Wirklichkeit machte. Sie war nicht dumm.
    »Tut mir leid, ich habe keine Karten dabei«, sagte ich.
    »Ich schreibe dir einfach meine Nummer auf.«
    Ich riss eine Seite aus einem der Notizbücher und schrieb. Sie nahm sie an sich und betrachtete sie.
    »Dann bis bald«, sagte sie lächelnd. Und verschwand.

40

    Mister Winterbottom begann wieder einmal sich wie ein Wilder zu gebärden. Ich war versucht, die Show zu beenden, den Vorhang aufzuziehen und dem Mugu die Rückwand der Bühne zu zeigen: eine undurchdringliche Mauer, aber das wäre voreilig und feige gewesen. Und ich, Kingsley Onyeaghalanwanneya Ibe, hatte von keinem Mugu auf der Welt etwas zu befürchten.
    Ich beschloss, einen weiteren Knopf zu drücken. Hoffentlich würde es noch mehr Dollars regnen.

    Vertragsprüfungsausschuss Zentralbank von Nigeria Abuja, Nigeria

    Sehr geehrter Mr Winterbottom,

    Auszahlung ausstehender Kredite an ausländische Vertragspartner

    Bitte verzeihen Sie die Verzögerung bei der Auszahlung der Ihnen vom nigerianischen Staat geschuldeten $200 851 070 Millionen (USD) für die Ausführung des Auftrags mit der Vertragsnummer FMA/132/019/82 des nigerianischen Luftfahrtministeriums. Die Verzögerung hat sich durch eine laufende interne Restrukturierung unseres Amtes ergeben.
    Wir möchten Ihnen mitteilen, dass der Ihnen geschuldete Betrag sich durch die während der neuerlichen Verzögerung aufgelaufenen Zinsen nunmehr auf $374 682 000 (USD) beläuft. Die Überweisung der ausstehenden Summe auf das von Ihnen angegebene Konto erfolgt, sobald die zusätzlichen Fluktuationsgebühren von $4.5 Millionen (USD) auf unserem Konto eingegangen sind. Wir bitten Sie abermals, etwaige Unannehmlichkeiten durch die von uns verursachten Verzögerungen zu verzeihen.

    Hochachtungsvoll Mr Joseph Sanusi Präsident der Zentralbank von Nigeria

    Da sich die Schulden nun zu $375 Millionen aufgebläht hatten – fast das Doppelte der ursprünglichen Vertragssumme –, wäre Mister Winterbottom sehr dumm, wenn er nicht mehr mitspielen wollte, vor allem, wo er bereits so viel investiert hatte.
    Mein Telefon klingelte. Es war Protocol Officer.
    »Cash Daddy lässt dir bestellen, dass er Samstagabend im Fernsehen ist«, sagte er. »Es ist eine Sendung mit Zuschauerbeteiligung, und du sollst auf jeden Fall anrufen. Sag es auch den anderen in der Firma. Schreib ihnen Fragen auf. Ich ruf später noch mal an, damit du mir die Fragen geben kannst.« Ich machte mich unverzüglich an die Arbeit. Wenn es um die Erledigung von Aufgaben für Cash Daddy ging, war Protocol Officer flink wie ein Wiesel. »Später« konnte heißen, dass er nach einer halbstündigen Frist schon wieder drängelte. Ich war gerade bei der siebten Frage, als Azuka auf einmal losschrie.
    »Halleluja! Halleluja!«
    Alle liefen an seinem Schreibtisch zusammen. Es stellte sich heraus, dass Azukas Glück auf dem Gipfel angelangt war. Bisher hatte sein iranischer Mugu etwa $70 000 Dollar überwiesen. Nun war er bereit, weitere $150 000 zu investieren. In der eben eingetroffenen E-Mail lud er Azuka zu einem Treffen in Teheran ein. Der iranische Unternehmer wollte Azuka gern mit Geschäftsfreunden zusammenbringen, die sich ebenfalls dafür interessierten, jede Menge Kapital zu investieren.
    »Glückwunsch!«, rief ich zu ihm hinüber.
    »Gott sei’s gedankt!«, erwiderte Azuka.
    So wie Azuka gebaut war, würde er wahrscheinlich die Firma verlassen und sich selbständig machen wollen, sobald er seine Beute kassiert hatte. Mir war das gleich. Ich arbeitete lieber mit Wizard und den beiden Neulingen zusammen. Sie brachten ein jugendliches Feuer mit, das man beinahe schön nennen musste, eine reine Begeisterung für die Arbeit, die nicht von Verzweiflung beeinträchtigt war. Anders als die meisten von uns, die durch die Lebensumstände in dieses Geschäft getrieben worden waren, hatten sie 419 einfach deswegen erwählt, weil sie ihren Vorbildern nachstrebten.
    Azuka lud alle Kollegen für später zum Mittagessen ein und kam dann zu mir, um zu besprechen, welche Papiere er für sein iranisches Visum brauchte.
    »Wie schwer ist es, ein Visum für den Iran zu bekommen?«, fragte ich. Ich kannte niemanden, der im Iran

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