Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
Vom Netzwerk:
gewesen war.
    »Das sollte kein Problem sein«, erwiderte er. »Es ist im Grunde nicht anders als bei den anderen Botschaften.«
    Ich begann die Liste der Papiere aufzustellen, die von Dibia zu produzieren waren.
    »Zeig mir mal die Mail, die er dir geschickt hat, damit ich nichts falsch mache.«
    Azuka kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und leitete das Dokument weiter. Der Pass sollte auf den Namen Sheik Idris Shamshudeen ausgestellt werden, alle anderen Dokumente würden ihn als Vertragsunterhändler des Bundesstaates Zamfara ausweisen. Zamfara war der erste Bundesstaat Nigerias, in dem uneingeschränkt die Scharia durchgesetzt worden war; kein Zweifel, die Iraner würden Azuka lieben.
    Ich las die Mail zweimal, um mich zu vergewissern, dass mir keine wichtige Information entging. Plötzlich wurde mir unwohl. Irgendwas gab mir das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Die Mail war bloß eine schlichte Einladung zu einem Treffen mit den iranischen Geschäftsfreunden des Mugus, aber trotzdem. Irgendwas war komisch.
    »Zeig mir mal die anderen Mails, die er geschickt hat«, sagte ich zu Azuka.
    Er leitete mir eine ganze Reihe früherer Mails zu. Ich hatte gerade erst zu lesen begonnen, als mein Handy klingelte.
    Es war Merit!
    »Kings, ruf mich unter dieser Nummer zurück«, sagte sie.
    »Das ist meine Nummer im Büro.«
    Unverzüglich wählte ich sie. Seit Ola hatte ich nicht mehr von morgens bis abends, vom Aufwachen bis zum Einschlafen, an ein und dasselbe Mädchen gedacht, aber mit Merit war es nun wieder so. Ein Mädchen, das sich nicht scheute, den ersten Schritt zu tun, war etwas Besonderes. Und Unnahbarkeitsspiele haben mich nie beeindruckt. Dass sie auf der Hochzeit hallo gesagt hatte, als sie merkte, dass ich sie ansah, war offensichtlich einladend gemeint gewesen, und sie hatte auch kein Desinteresse geheuchelt, als sie meine Telefonnummer entgegengenommen hatte. Außerdem hatte ich schon lange nicht mehr so ungezwungen mit einer Frau gelacht. Und Merit schien auch meinen Sinn für Humor zu mögen. Jeder Mensch hat es verdient, dass wenigstens ein anderer über seine Witze lachen kann, ganz egal wie gut oder schlecht sie sind.
    Nach kurzem Plaudern beschlossen wir, dass ich sie am Abend zu Hause abholen würde. Mein Herz begann ein neues Lied zu spielen.

    Merits Haus war nicht schwer zu finden. Es lag an einer ruhigen Straße mit bescheidenen, ordentlich durchnummerierten Grundstücken. Die Bewohner mochten nicht besonders wohlhabend sein, aber sie waren ehrbar und sauber. Ich fand einen Parkplatz gegenüber von Merits Tor und stellte den Wagen ab. Ein junger Bursche erschien und trommelte an die Fensterscheibe. Ich erschrak. Er sagte etwas, das ich nicht verstand.
    »Was?«
    Ich konnte immer noch nichts hören. Er war dünn wie ein Besenstiel, mit einer ganzen Plantage von Pickeln auf der Stirn, aber er sah nicht aus wie ein Straßenräuber oder Verrückter, deshalb wagte ich es, mein Fenster herunterzulassen.
    »Guten Abend«, sagte er. Er schien gerade im Stimmbruch zu sein. »Bitte, sind Sie wegen Merit gekommen?«
    Wieso ging ihn das etwas an? Trotzdem gab ich ihm eine Antwort.
    »Ja.«
    »Merit hat gesagt, ich soll Sie bitten, hier draußen auf sie zu warten. Sie kommt gleich. Ich lauf schnell rein und sag ihr, dass Sie da sind.«
    Er rannte mit einem Affenzahn ins Haus und war gleich wieder da, um mir zu berichten, dass Merit auf dem Weg sei. Schon bald tauchte sie auf und kam zum Auto. Sie sah aus wie eine Rose und roch auch so.
    »Bitte fahr schnell los«, keuchte sie. Instinktiv trat ich aufs Gas.
    »Was sollte das denn?«, fragte ich, als wir die Straße hinter uns gelassen hatten.
    »Ach, das war wegen meiner Eltern. Sie mischen sich immer sofort ein, wenn ich Besuch bekomme. Deswegen habe ich meinen Bruder gebeten, nach dir Ausschau zu halten und mir zu sagen, wann du kommst.«
    Der dürre Bengel war ihr Bruder? Vielleicht stimmte es, dass die attraktivsten Mädchen immer die hässlichsten Brüder hatten. Nun ja, er war noch jung, es bestand also noch Hoffnung für ihn.
    »Bist du nicht alt genug, dir deine Freunde selber auszusuchen?«, fragte ich.
    »Meine Eltern sind Dienstamtgehilfen bei den Zeugen Jehovas. Sie sind in manchen Dingen ziemlich streng.« Unsere Beziehung war noch zu frisch, als dass ich ihr hätte sagen wollen, was ich davon hielt, dass eine erwachsene Frau im Haus ihrer Eltern ein und aus schlich. Ich wechselte das Thema.
    »Wo möchtest du den Abend verbringen?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher