Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
politische Lage.
»Hast du meine Festnetznummer zu Hause?«, fragte sie am Ende des Abends.
»Nein, du hast mir nur deine Nummer im Büro gegeben.«
»Gut, dann gebe ich sie dir jetzt. Aber wenn du anrufst, bitte, falls einer meiner Eltern dran geht, dann tu so, als ob du meinen großen Bruder sprechen möchtest. Er heißt Mezie.«
41
Irgendwas an der E-Mail von Edgar Hooverson war mir suspekt. Sie war ganz kurz, trotzdem las ich sie mehrmals hintereinander durch. Mit jeder Lektüre verstärkte sich mein Misstrauen.
Plötzlich traf es mich wie ein Schlag. Und auf einmal wusste ich auch, warum meine Warnlampen angegangen waren, als Azuka mir die Mail von seinem iranischen Mugu gezeigt hatte. Ich rief ihn sofort auf seinem Handy an.
»Azuka, wo bist du?«, fragte ich.
»Ich bin am Flughafen. Ich muss gleich einsteigen.«
»Ich habe über die E-Mail von deinem Iraner nachgedacht. Damit stimmt was nicht.«
»Wieso?«
Die Mail des Iraners hatte Ähnlichkeit mit der von Mister Hooverson.
Nach dem Treffen in Amsterdam hatte Mister Hooverson versucht, die $70 000 für die Lactimabase aufzubringen. Als er dafür zu lange brauchte, bat Dr. Wazobia ihn, eine erste Rate von $15 000 zu schicken, damit er schauen könne, ob die Leute in dem Chemieunternehmen sich überreden ließen, uns wenigstens eine Viertelflasche zu verkaufen. Diesen Betrag zahlte Mister Hooverson in drei Raten. Anschließend teilte das Chemieunternehmen mit, Viertelflaschen seien nicht zu haben. Zum Glück hatte Dr. Wazobia einen Freund mit Beziehungen zu dem Chemieunternehmen, so dass er eine halbe Flasche besorgen könnte. Falls Mister Hooverson mindestens die Hälfte des noch fehlenden Betrags aufbrachte.
Keine Antwort von Mister Hooverson.
Dies war seitdem das erste Mal, dass ich von ihm hörte. Nachdem er wochenlang alle meine Mails und Sprachnachrichten ignoriert hatte, schrieb er mir jetzt, um mir zu sagen, dass er den Rest des Geldes für die Lactimabase 69 Prozent beisammen habe. Er wolle gern möglichst bald wieder nach Amsterdam kommen. Wir sollten uns in der Sicherheitsfirma treffen, und ihm wäre es lieber, das Geld in bar mitzubringen, als es zu überweisen. Seine E-Mail legte zu viel Gewicht auf das viele Geld, das er mitbringen wollte. Dazu noch einiges in Reserve, falls unerwartete Kosten auf uns zukämen.
»Azuka, dein Mugu hat sich in seiner Mail lang und breit darüber ausgelassen, wie viel Geld er für dich hat und wie und wann du in den Iran kommen sollst. Über das Geschäftsangebot und seine Gewinnaussichten hat er kein Wort verloren. Bist du sicher, dass er dich nicht ködern will?«
Azuka lachte.
»Ernsthaft. Es sieht mir sehr danach aus.«
»Kings, mach dir keine Sorgen. Ich habe den Mann in meinem Topf gut durchgekocht. Das ist ein klarer Deal.«
»Azuka, willst du ihm nicht lieber sagen, dass du es nicht schaffen kannst? Mach einen neuen Termin aus.«
»Neeeeiiin! Hei! Weißt du nicht, dass er seinen ganzen Partnern gesagt hat, dass ich morgen komme? Wenn ich absage, sieht es am Ende aus, als wäre ich nicht seriös. Vor allem, wo er mir so mit meinem Visum geholfen hat. Vergiss nicht, dass es um 150 000 Dollar geht, US-Dollar, nicht Taiwan-Dollar. Kings, jahrelang habe ich kein Bein auf die Erde gekriegt, und jetzt hat sich Gott endlich meiner erbarmt. Das lass ich mir nicht entgehen.«
»Du hast mich nicht verstanden. Es geht nicht ums Geld. Wozu willst du …?«
»Kings, vergiss nicht, dass ich älter bin als du«, sagte er gereizt. »Ich bin alt genug, um selbst zu wissen, wann etwas nicht gut für mich ist und wann es gut ist. Beruhige dich. Ich habe alles unter Kontrolle.«
Ich seufzte.
»Hör zu, Kings, beruhige dich.«
»Okay. Aber bitte ruf mich sofort an, wenn du in Teheran gelandet bist, damit ich wenigstens weiß, dass du gut angekommen bist.«
»Kein Problem. Wir sehen uns nächste Woche.«
Ich saß noch lange da und starrte auf mein Telefon. Dann machte ich mich wieder an die Arbeit. Man sollte nie voreilige Schlüsse ziehen, deswegen richtete ich ein neues Mailkonto ein.
Sehr geehrter Mr Edgar Hooverson,
Betr.: Internationale Zusammenarbeit gegen Vorschussbetrügereien
Zweck meines Schreibens ist es, Sie darüber zu informieren, dass das FBI Ihre Klage an uns weitergeleitet hat und wir sie unsererseits sehr ernst nehmen. Bitte seien Sie versichert, dass unser Regierungsausschuss alles in seiner Macht Stehende unternimmt, um diesen Schwindlern das Handwerk zu legen, die unserem
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