Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Luftfahrtgesellschaft erfuhr ich, dass sein Rückflugticket nicht eingelöst worden war. Unter den Nummern seines Mugu wurde ich von einer höflichen weiblichen Stimme begrüßt, die von Anfang bis Ende ausschließlich Arabisch mit mir sprach. Oder vielleicht war es auch Persisch. Nachdem wir eine Woche gesucht und alles Mögliche probiert hatten, war die Central Intelligence Agency der Verzweiflung nahe.
»Kings, meinst du, sie haben ihn verhaftet?«, fragte Buchi.
»Ich habe keine Ahnung.«
»Hatte er den Mugu eigentlich schon getroffen, als er dich anrief?«, fragte Wizard.
»Nein. Sie haben kurz miteinander gesprochen, und er war gerade dabei, zu dem Treffen aufzubrechen. Das Hotel sagt, er sei seitdem nicht wieder aufgetaucht. Und seine Sachen befänden sich noch auf seinem Zimmer.«
»Können wir nicht zur iranischen Botschaft gehen und eine Vermisstenanzeige aufgeben?«, fragte Buchi.
»Wie denn das?«, entgegneten Wizard und Ogbonna gleichzeitig.
»Selbst wenn wir uns als seine Verwandten ausgeben«, erläuterte ich, »heißt das, wir müssen ihnen unsere Kontaktadressen geben, damit sie sich melden können, wenn sie ihn finden. Das könnte schlicht zur Falle werden, mit der sie uns alle fangen.«
Unsere beiden Frischrekrutierten machten große Augen, auf ihren Gesichtern breitete sich Angst aus.
»Was ist mit der nigerianischen Botschaft in Teheran?«, fragte einer von ihnen.
»Nach wem sollen Sie denn suchen?«, fragte Ogbonna zurück. »Sheik Shamshudeen, oder was?«
»Was meint ihr, was sie mit ihm gemacht haben?«, fragte der zweite.
»Ah«, erwiderte Wizard. »Wie du weißt, wird im Iran die Scharia angewandt. Sie können ihm entweder die Hände abschneiden oder ihn köpfen. Ganz einfach.«
Eine tödliche Stille trat ein.
»Kings, vielleicht solltest du Cash Daddy Bescheid geben«, schlug Buchi leise vor.
»Ich finde, wir warten noch ein bisschen ab«, sagte ich.
»Ich werde versuchen, mir etwas auszudenken.«
Schließlich war alles meine Schuld. Warum hatte ich Azuka eingeredet, dass seine Pechsträhne vorbei sei? Vielleicht war der Pessimismus seine Rettung gewesen. Vielleicht hatte ich mein Misstrauen nicht deutlich genug gemacht. Sonst hätte er seinen Plan womöglich doch noch aufgegeben.
»Wir sitzen hier und machen uns Sorgen«, sagte Wizard im Versuch, einen munteren Ton anzuschlagen. »Dabei haben sie ihm vielleicht siebzig Jungfrauen geschenkt, die ihn in Atem halten. Und er hat deswegen ganz vergessen, uns anzurufen.«
Keiner lachte.
Wie in Trance erledigte ich die anstehenden Arbeiten. Auch meine Kollegen sahen aus, als wären sie in einen dicken Nebel eingehüllt. Ich dachte nach, ich dachte weiter nach und immer weiter, aber mir wollte keine Lösung einfallen. Dieses 419 war mir immer wie ein Spiel vorgekommen – nach Mugus angeln, sie an den Haken bekommen, abkassieren, an den Tatort zurückkehren, noch mehr abkassieren. Zum ersten Mal spürte ich einen kalten Wind in unserem Spiel. Die Kaltblütigkeit war mir vergangen.
Schließlich rief ich Merit an. Zum Glück hatte sie am Abend noch nichts vor.
»Ich komme dich gegen sechs abholen«, sagte ich.
»Gut. Ich sag meinem Bruder, er soll nach dir Ausschau halten.«
Wenigstens ein Lichtblick in diesem ganzen Trauerspiel. Merits Gesellschaft war eine wahre Freude für mich. Sie hatte zu jedem Thema etwas Intelligentes zu sagen, ihre Meinungen hatten immer Hand und Fuß, und anders als Ola sagte sie schnell, was sie dachte, ob sie damit aneckte oder nicht. Am Anfang machte ich mir Sorgen, dass sie womöglich zu einer Tante Dimma werden könnte, aber Merit verletzte nie die Grenzen der Weiblichkeit. An einem der Abende, an denen wir zusammen aus waren, wurde ich es irgendwann leid, jedes Mal zurückzuschrecken, wenn sie sich zu mir hinüberlehnte, und sagte ihr, was ich von ihrer neuen Frisur hielt.
»Dein echtes Haar ist viel schöner«, sagte ich. »Du hast es doch gar nicht nötig, dein Haar künstlich zu verlängern.«
Außerdem erinnerte mich die Frisur viel zu sehr an Camille und ihre Crew. Unter ihnen gab es keine Einzige, die sich nicht fremder Leute Haare in die eigene Mähne hatte einarbeiten lassen.
Zur Antwort auf meine Bemerkung zählte Merit fast dreißig Minuten lang Argumente für Haarverlängerungen auf. Von irgendeinem Punkt an schwieg ich nur noch und ließ sie reden.
»Und wer sagt, dass es anderer Leute Haare sind?«, war ihr letztes Argument. »Schließlich habe ich sie mit meinem eigenen Geld
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