Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
immer verschwunden war und Cash Daddy so sang- und klanglos zum nächsten Thema übergegangen war, ließ in mir ein Ventil platzen. Wie ein Geysir sprudelte ich alles hervor. Alles – einschließlich der Tatsache, dass Mutter sich geweigert hatte, meine Geschenke anzunehmen und sich eine bessere medizinische Behandlung bezahlen zu lassen, als sie krank war.
»Manchmal, wenn ich sie besuche«, schloss ich, »frage ich mich, ob das viele Geld, das ich verdiene, sich überhaupt lohnt. Ich glaube, sie war sogar glücklicher, als sie nichts hatte außer der Hoffnung, dass ich eines Tages eine Arbeit finden und von da an für sie sorgen würde. Ich weiß ehrlich nicht, was ich machen soll. Eine Zeitlang habe ich daran gedacht, doch wieder zu studieren und meinen Master oder einen Doktor zu machen. Ich weiß es wirklich nicht.«
»Da ist ein Pickel auf meiner Backe«, sagte Cash Daddy.
»Drück ihn aus.«
»Wie bitte?«
»Da ist ein Pickel auf meiner Backe«, wiederholte Cash Daddy. »Drück ihn aus.«
Mir ging auf, dass er mit seinen Inderinnen redete. Offenbar war sich keine von ihnen im Klaren, dass Reden oder Zuhören zu ihren Aufgaben gehörte. Sie ignorierten seine Anweisung.
»Kings, ich glaube, diese Mädchen verstehen kein Englisch. Erklär ihnen mal, was ich sage.«
Ich streckte den Arm aus und tippte eines der Mädchen an. Ich legte zwei Finger an mein Gesicht, blies die Wange auf und zeigte ihr, was Cash Daddy wollte.
»Ahnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn«, sagte sie und lächelte. Dann machte sie sich an die Arbeit.
»Und wie geht es deiner Mutter jetzt?«, fragte Cash Daddy. »Geht es ihr wieder besser?«
»Ja, viel besser. Sie hat schließlich einen Termin beim Spezialisten bekommen, und der hat ein paar Tests gemacht. Die Medizin, die er ihr verschrieben hat, scheint zu helfen.«
Er nickte.
»Kings, ich kann nicht glauben, dass du an diesem Punkt deines Lebens immer noch davon redest, wieder zu studieren. Hör zu. Brenn nicht dein ganzes Haus ab, weil eine Ratte drin ist. Weißt du, was wir machen? Warte noch ein Weilchen. Warte einfach ab. Sowie ich Gouverneur bin, finde ich ein kleines politisches Amt für dich, das sie glücklich macht.«
Er bewegte die Finger seiner rechten Hand in der Luft, wie jemand, der in einer dicken Akte blättert.
»Vielleicht etwas im Bildungsministerium oder im Finanzministerium«, sagte er und kam endlich auf der Seite an, die er haben wollte.
»Wie wäre es mit dem Ministerium für Energieversorgung, Wasser- und Straßenbau?«, fragte ich. Da mein Vater dort beschäftigt gewesen war, würde meine Mutter ganz bestimmt begeistert sein.
»Wenn es das ist, was du willst«, entgegnete Cash Daddy.
»Aber es muss ein kleiner Posten sein, damit es nicht zu viel von deiner Aufmerksamkeit beansprucht. Denn wenn ich erst Gouverneur bin, werde ich noch weniger Zeit fürs Geschäft haben als jetzt.«
Es war verständlich, dass Cash Daddy sich um die Zukunft seiner Geschäfte sorgte. Er hatte Jahre gebraucht, um alles auf den jetzigen Stand zu bringen – die Kontakte im In- und Ausland, die Mitarbeiter, das ganze Know-how. Und er hatte allerlei investiert, um mich anzuwerben und auszubilden. Sein Vorschlag war vernünftig.
»Das Problem mit dir ist, dass du nicht denken kannst«, fuhr Cash Daddy fort. »Die Bücher haben dir das Hirn verstopft. Sieh dir nur mal diese Probleme an, die du mit deiner Mutter hast. Die wären alle vorbei, wenn du verheiratet wärst. Kannst du dir vorstellen, wie glücklich sie wäre, wenn du ihr eine Frau anbrächtest? Sowie deine Mutter anfängt, sich eine Enkelschar vorzustellen, wird sie deine Arbeit vergessen.«
Hmm. Das klang ziemlich attraktiv. Und Merit war der Typ Frau, auf den meine Mutter vermutlich fliegen würde. Sie sah mehr nach Bedarfsgegenstand aus als nach Schmuckstück.
»Selbst ich«, setzte Cash Daddy seine Rede fort. »Selbst ich denke daran, mir noch eine Frau zu nehmen. Wegen meinem neuen Status. Verstehst du?«
Er fragte ganz ernst, wie ein bescheidener Mann, der sich bemüht, dem Ansehen gerecht zu werden, das ihm auf einmal zuteil wurde. Ich nickte.
»Nach meiner ersten Amtszeit, wenn ich zum Wahlkampf für eine zweite antrete, will ich eine schöne junge Frau an meiner Seite haben, die mich überallhin begleitet. Ich höre, dass man es in Amerika so macht. Ich höre, dass sie manchmal sogar ihre Kinder mitschleppen. Vielleicht hole ich mir auch meinen Sohn dazu. Du weißt, er spricht ein sehr, sehr gutes Englisch.
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