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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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bezahlt.«
    Trotzdem hatte sie die Verlängerungen gleich am nächsten Tag entfernt und nie wieder getragen. Und ich stellte immer mehr fest, dass mir ein Mädchen, das von Anfang an geradeheraus war, tausendmal lieber war als eines, das sich züchtig und unterwürfig gab, solange alles gut war, und einen einfach kalt abservierte, wenn es zu Problemen kam. Am allerbesten aber war, dass ich Camille, seit ich Merit kannte, kein einziges Mal mehr angerufen hatte.

    Tage später sorgte ich mich immer noch um Azuka. Endlich gestand ich die Niederlage ein. Das erste Mal klingelte Cash Daddys Telefon endlos. Das zweite Mal ging er nach dem siebten Klingeln ran. Seine Umgebung klang laut und vulgär.
    »Cash Daddy, bitte, es gibt etwas, das ich gern mit dir besprechen würde.«
    »Worum geht’s?«
    »Es ist was mit der Firma.«
    »Was soll das schon wieder?«, brüllte er. »Warum hat er die Urkunde nicht unterschrieben?«
    Ich hörte eine ängstliche Stimme im Hintergrund antworten und war erleichtert, dass mein Onkel nicht mit mir gesprochen hatte.
    »Was schert mich das, wenn es ihren Grundsätzen widerspricht?«, brüllte er weiter.
    Der Empfänger seiner Tirade sagte etwas.
    »Was für ein Auto fährt er?«, fragte Cash Daddy. Die Antwort hörte ich nicht.
    »Zünde das alte Auto an und stell ihm binnen von drei Tagen ein neues vor die Tür«, sagte er. »Dann legst du ihm die Urkunde noch mal zur Unterschrift vor.«
    Nun wandte sich Cash Daddy wieder mir zu.
    »Kings, was ist das für ein Problem? Wie kannst du mich jetzt mit Firmenangelegenheiten behelligen? Manchmal machst du mich misstrauisch. Willst du, dass ich der nächste demokratisch gewählte Gouverneur von Abia werde oder nicht? Sag es mir lieber gleich.«
    »Cash Daddy, wir haben von Azuka nichts mehr gehört, nachdem er im Iran angekommen war. Er hätte vor mehr als einer Woche zurück sein sollen.«
    Es folgte ein sehr langes Schweigen.
    »Ich habe heute eine Sitzung nach der anderen«, sagte er schließlich mit milderer Stimme. Dann schwieg er erneut.
    »Aber das ist kein Problem. Komm heute Abend zu mir. Ich werde in meinem Hotel sein.«

    Cash Daddy war jetzt zweifellos und ohne Frage ein sehr bedeutender Mann im nigerianischen Bundesstaat Abia. Vor dem Fahrstuhl im siebten Stock standen vier Polizisten. Den Korridor säumten weitere Polizisten und Männer in dunklen Anzügen. Und es waren nicht die üblichen einfachen Otimkpu; diese hier waren bis an die Zähne bewaffnet. Der Sicherheitschef meines Onkels erkannte mich und ließ mich ein, aber auch danach wurde ich noch dreimal angehalten und durchsucht, ehe ich endlich in seine Suite gelangte. Cash Daddy hatte offensichtlich die Warnungen seines Anwalts ernst genommen, was die Gefährlichkeit der nigerianischen Politik betraf. Er baute der Möglichkeit vor, dass seine Feinde sich zu ihm schlichen, wenn er schlief.
    Im Vorraum saß Protocol Officer mit dem Wahlkampfmanager. Er bat mich, zu Cash Daddy hineinzugehen.
    Der Gouverneurskandidat der NAP saß mit einem Handtuch um den Bauch auf seinem Bett und brüllte in sein Handy. Um ihn scharwenzelten drei junge Inderinnen in exotischen indischen Gewändern und massierten seine verschiedenen Körperteile. Anscheinend tat es der einheimische Markt nicht mehr; mein Onkel bediente sich jetzt ausländischer Genitalien.
    »Kings, was sagst du, ist mit Azuka passiert?«, fragte er, sobald er seinen Anruf beendet hatte.
    Ich beugte mich aus meinem Sessel zu ihm vor.
    »Cash Daddy, ehrlich, ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll.«
    »Überleg’s dir schnell«, erwiderte er und legte sich bäuchlings aufs Bett. »Mir fallen gleich die Augen zu.«
    Ich erzählte ihm alles und vergaß dabei weder, meine Warnung an Azuka zu erwähnen, noch meine gesamten bisherigen Bemühungen, ihn zu finden, aufzulisten. Während ich sprach, hielt Cash Daddy die Augen geschlossen, und die Mädchen machten sich weiter mit ihren Händen an seinem Körper zu schaffen. Auch nachdem ich fertig war, blieb er noch eine ganze Weile still liegen. Ich hatte gerade beschlossen, dass er eingeschlafen sein musste, als er zu reden begann, weiterhin ohne die Augen zu öffnen.
    »Kings, sag mir, was du denkst. Wenn ein Mann auf einem Bahngleis steht, und dann kommt ein Zug und überfährt ihn. Was meinst du, wer ist schuld an seinem Tod?«
    Ich gab keine Antwort.
    »Kings.«
    »Ja, Cash Daddy?«
    »Sag mir: Wer ist schuld an seinem Tod?«
    »Meinst du Azuka?«
    »Neeeeiiin. Den Mann auf den

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