Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
zu mir um. Jeder, der vorüberging, hätte mich ohne weiteres für einen Schizophrenen halten können, der sich mit unsichtbaren KGB-Agenten unterhielt.
»Ola, bitte, gib mir doch bitte noch ein bisschen Zeit.«
Ich stellte mich neben sie, als sie an der Hauptstraße stehenblieben, um einem Okada zu winken, das gerade vorbeifuhr.
» Empire Hotel!« , rief die Xanthippe.
Der waghalsige Motorradtaxifahrer fuhr eine lebensgefährliche Wende und hielt mit laufendem Motor an. Ola stieg so nahe hinter dem Fahrer auf, wie es physisch möglich war, und ließ noch gerade genug Platz für die Xanthippe. Sobald der Fahrer sich versichert hatte, dass sie so bequem saßen, wie es auf dem geringen Raum möglich war, gab er Gas und sauste davon.
9
Vielleicht waren es die traurigen Augen. Vielleicht war es die schwermütige Aura.
Wie auch immer, sobald ich mit den Besorgungen für meinen Vater in das Krankenzimmer trat, wusste meine Mutter, dass ihr Opara einen Schicksalsschlag erlitten hatte.
»Kings, … Kings, …«, flüsterte sie besorgt und sprang auf. »Was ist passiert? Was ist los?«
Ich fühlte mich, als hätte man mir gerade mehrere Liter 2,2,4-Trimethylpentan ins Herz gepumpt und entzündet.
»Ola, … Ola, …«
Als ich klein war, hatten wir im Fernsehen mal eine Dokumentation über ein ostafrikanisches Volk gesehen, das sich mit Hilfe von Klick- und Kehlgeräuschen verständigte anstatt mit den üblichen Vokalen und Konsonanten. Ich hatte ihr Plappern nachgeahmt, um Godfrey und Eugene damit zu amüsieren. Jetzt schien ich wieder in diese Sprache zu verfallen, nur mit dem Unterschied, dass ich niemanden damit amüsieren wollte.
»Kings, lass nur«, unterbrach meine Mutter. »Beruhige dich erst mal, beruhige dich.«
Sie führte mich zu dem zweiten Stuhl und drückte mich an ihre Brust. Ich schloss die Augen und weinte, erst leise, dann lauter, so dass Kopf und Schultern bebten.
»Kings«, sagte sie sanft, nachdem sie mich eine Weile hatte weinen lassen.
Ich schniefte.
»Kings, sieh mich an.«
Ich wischte mir die Augen und gehorchte. Doch sah ich ihr nicht direkt ins Gesicht.
»Kings, was ist mit Ola passiert?«
Ich erzählte Mutter alles. Ich berichtete von der Fahrt in ihr Studentenwohnheim und vom Besuch bei ihrer Mutter und vergaß auch nicht, die Xanthippe und die Uhr von Dolce & Gabbana zu erwähnen. Von Zeit zu Zeit warf Mutter einen Blick zu Vater hinüber, wahrscheinlich um zu schauen, ob meine Stimme ihn in seiner Ruhe störte.
»Mama, ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Ich sah sie an. Sie sagte nichts. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt.
»Ich weiß nicht, wie ich ohne Ola weiterleben soll.«
»Kings, Kings, wenn sie sich von dir abwendet, weil du schwere Zeiten durchmachst, dann hat sie dich nicht verdient. Ein Mädchen, das …«
»Mama, was soll ich tun?«, unterbrach ich sie. Für Grundsätze und philosophische Erwägungen hatte ich jetzt keine Geduld.
»Kings, ich will nicht so tun, als wüsste ich, was du durchmachst, aber ich finde, du hast es nicht verdient, so behandelt zu werden. Wenn sie dir das jetzt antun kann, dann …«
»Ich glaube, ich sollte noch mal mit ihrer Mutter sprechen. Das alles sieht Ola so gar nicht ähnlich. Ich bin sicher, …«
»Kings, … Kings, …«
»Wenn ich sie nur davon …«
»Kings«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich glaube nicht, dass du zu ihr gehen solltest. Diese dumme Pute hat dich doch schon einmal wie einen Fetzen Papier behandelt.«
Mutters Rat war eindeutig von Voreingenommenheit gefärbt. Sie mochte Olas Mutter nicht. Einmal, behauptete sie, habe die Frau sie auf dem Markt gesehen und so getan, als wäre sie Luft.
»Es macht mir nichts aus«, hatte sie mir nach dem Vorfall berichtet. »Ich erzähle es dir nur, damit du es weißt, das ist alles.«
Trotzdem erzählte sie die gleiche Geschichte noch am selben Abend meinem Vater und einige Wochen später Tante Dimma.
»Aber woher weißt du denn, dass sie dich gesehen hat«, fragte Tante Dimma.
Das war die gleiche Frage, die auch ich ihr gestellt hatte.
»Sie hat mich gesehen«, insistierte meine Mutter. »Ich habe ihr sogar einen Gruß zugerufen, aber sie hat nur kalt in meine Richtung gelächelt und ist weitergegangen.«
Das war die gleiche Antwort, die Mutter auch mir gegeben hatte.
»Woher weißt du, dass sie dich erkannt hat?«
»Ist sie nicht dieselbe Frau, die zur Examensfeier von Kings in dieses Haus gekommen ist, um mit uns Hühnchen und Reis zu essen?«
»Sag
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