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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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bloß!«, rief Tante Dimma, die Königin der Theatralik.
    »Weiß Gott, wenn es nicht Kings’ wegen wäre, würde diese Frau nie und nirgends wieder Gelegenheit finden, mich zu beleidigen. Für mich ist sie nichts weiter als ein schlappes Handtuch. Ich bin nicht einmal sicher, ob sie je zur Schule gegangen ist.«
    »Ich werde noch mal zu ihr gehen«, beharrte ich jetzt.
    »Vielleicht hat sie mir beim letzten Besuch nicht geglaubt, dass ich es ernst meine.«
    »Kings, ich glaube nicht, dass …«
    »Gleich heute werde ich hingehen.«
    »Warum …?«
    Die Schwester kam herein.
    »Haben Sie die Dinge auf der Liste besorgt, die ich Ihnen gegeben hatte?«, fragte sie.
    Für einen Augenblick ließ ich meinen Kummer Kummer sein und suchte umher. Der Einkaufsbeutel mit den Dingen, die ich auf dem Weg zum Krankenhaus gekauft hatte, lag an der Tür neben einer toten Kakerlake.

    Ich fuhr direkt vom Krankenhaus zum Chilisuppen-Imbiss. Olas Mutter war damit beschäftigt, ihre Kundschaft zu bedienen. Sie machte ein finsteres Gesicht, als sie mich sah, sagte aber, dass ich warten könne, bis sie Zeit habe. Wenn ich wolle.
    Wie üblich um diese Abendzeit waren die weißen Plastikstühle um die weißen Plastiktische fast vollständig besetzt. Das Lokal war voll von der Sorte Männer, die Lokale wie diese mochten, und von der Sorte Frauen, die sich gern in der Gesellschaft von Männern aufhielten, die Lokale wie diese mochten. Es gab kichernde Pärchen und fröhliche Vierergruppen, es gab schamlose junge Mädchen und lüsterne alte Männer, die verschiedenen Biersorten und alkoholfreien Getränken sowie Rind-, Hühner- und Ziegenchilisuppe in Holzschalen oder Porzellanschüsseln zusprachen. Ich erkannte einen früheren Kollegen meines Vaters und fragte mich, ob er seiner Frau erzählt hatte, wo er den Abend zu verbringen gedachte.
    Mein Vater ging nie zum Essen aus. Kein Igbo-Mann, der etwas auf sich hielt, ging aus dem Haus, um anderswo eine Mahlzeit zu erstehen. Das tat man nicht, es war unverantwortlich, eine schwerwiegende Anklage gegen die Ehefrau – Di ya na-eri hotel . Das ließ sich zum Beispiel an Tante Dimma ablesen. Schon lange bevor sie sich von ihrem Mann trennte und in Port Harcourt zur religiösen Fanatikerin wurde, galt sie als eine der unbrauchbarsten Ehefrauen, die jemals aus der Großfamilie meiner Mutter hervorgegangen war. Eigentlich war sie eine liebenswerte Person. Sie war freundlich, hilfsbereit, immer die Erste, die uns in Notsituationen beistand, und sei es, dass wir bloß um eine verwelkte Pflanze trauerten. Trotz alledem hatte mein Vater meiner Mutter gegenüber einmal bemerkt, es sei ein Wunder, dass ein Mann mit ihr verheiratet bleiben könne, ohne in einem fort vor Wut zu platzen.
    Welche ehelichen Vergehen konnte ein Mann gegen sie ins Feld führen?
    Sie verließ morgens das Haus stets vor ihrem Mann und kehrte erst nach ihm zurück.
    Sie hatte eine Köchin einstellen wollen, obwohl er eindeutig klargestellt hatte, dass er nur Mahlzeiten zu essen wünschte, die sie selbst zubereitet hatte.
    Sie stritt sich mit ihm ständig darüber, was sie anziehen durfte und was unschicklich war. Einmal hatte sie sogar darauf bestanden, in Hosen zu einem Treffen mit Leuten aus seiner Heimatstadt zu erscheinen.
    Außerdem hatte sie nicht davor zurückgeschreckt, ihren Mann offen zu kränken, indem sie sich über seine Rechte als Familienoberhaupt hinwegsetzte. Einmal zum Beispiel hatte sie sich einfach selbst ein Auto gekauft, obwohl ihr Mann darauf bestand, dass sie weiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln fuhr, bis er in der Lage sein würde, ihr eins zu kaufen.
    Doch das offensichtlichste Zeichen, dass der häusliche Segen schief hing, war schließlich, dass der verbitterte Ehemann auswärts zu essen begann. Von da an ging es rasch weiter bergab. Ein- oder zweimal stellten meine Eltern und weitere Angehörige ihn offen dafür zur Rede, dass er die Hand gegen sie erhoben hatte. Doch hinter geschlossenen Türen wunderten sich alle darüber, dass er die Beherrschung besaß, es jeweils bei ein oder zwei Ohrfeigen bewenden zu lassen.
    Fünfundsechzig Minuten vergingen, ohne dass Olas Mutter Zeit fand, sich mit mir zu unterhalten. Ich entschloss mich zu der Annahme, dass sie mich vergessen hatte, und begab mich zum Tresen, wo sie einem ihrer Mädchen gerade Anweisungen gab. Zaghaft tippte ich sie auf den Arm.
    »Mama …«
    Sie sah mich finster an.
    »Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin, oder?«
    »Mama, ich

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