Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Form Drecksäckin gab.
»Schwester, bitte …«
Umständlich klopfte sie einen Stapel Formulare so zurecht, dass sämtliche Blätter exakt auf Kante lagen. Wir bettelten und flehten. Sie schlenderte ans andere Ende ihres Arbeitsraums und widmete sich anderen Dingen. Wir riefen meine Mutter hinzu. Widerstrebend ließ sie ihren Mann allein und beugte sich über den Tresen.
»Bitte, meine Tochter«, sagte sie mit weinerlicher, mütterlich klingender Stimme. »Mein Mann ist sehr krank, und wir brauchen so bald wie möglich ärztliche Hilfe. Wie mein Sohn schon gesagt hat, werden wir Ihnen gleich morgen früh das Geld bringen. Ich würde Sie nicht belügen.«
Mitleid umwölkte die Züge der Schwester.
»Madam …«
»Bitte … bitte«, flehte meine Mutter und vergoss ein paar Tränen, um ihre Worte zu unterstreichen.
»Madam, bitte. Es ist nicht so, als wären die Ärzte und Schwestern hier herzlos. Wir haben nur gelernt, realistisch zu sein, das ist alles.«
Wenn ein Patient erst mal aufgenommen sei, erläuterte sie, sei es fast unmöglich, die Behandlung abzubrechen, wenn sich herausstellte, dass der Patient nicht zahlen könne. Und die Ärzte und Schwestern hätten es inzwischen satt, aus eigener Tasche für die Genesung wildfremder Patienten aufzukommen.
»Was machen wir jetzt?«, fragte meine Mutter mit sorgenvoller Miene.
Wir trugen Vater wieder ins Auto und suchten weiter. Im Ndukaego -Krankenhaus wurden wir mit großem Bedauern abgewiesen. Im King-George -Krankenhaus wurde uns versichert, wir verschwendeten unsere Zeit. Im Saints-ofMount-Calvary -Krankenhaus hieß es, man könne unter den gegebenen Umständen nichts für uns tun. Meine Mutter verlor die Fassung.
» Hewu! Lieber Gott, hilf mir doch! Mein Mann stirbt!
Mein Mann stirbt!«
»Mama, bitte.« Zum millionsten Mal kontrollierte ich den Puls meines Vaters. »Mama, bitte beruhige dich doch.«
Sie brabbelte weiter mit Gott.
»Dann müssen wir wohl ins nächste Krankenhaus«, sagte ich zu Mister Nwude.
Über seinem Kopf leuchtete eine Glühbirne auf.
»Der Schwiegervater des Bruders meiner Frau hat eine Tante, deren Mann im Staatlichen Krankenhaus Chefarzt ist«, sagte Mister Nwude. »Vielleicht können wir den fragen, ob er uns helfen kann.«
Wir fuhren zum Haus des Bruders seiner Frau. Dieser beschrieb uns den Weg zu seinen Schwiegereltern. Am Haus der Schwiegereltern warf sich meine Mutter mit einem Schrei gegen die Tür, der die Rollläden erzittern ließ. Der Schwiegervater zog sich an und fuhr mit uns zu seiner Tante. In Momenten wie diesen hatte ich nichts dagegen einzuwenden, dass Umuahia ein so kleines Nest war.
Nachdem er uns versichert hatte, dass das Krankenhaus keinerlei Skrupel haben würde, meinen Vater am nächsten Tag vor die Tür zu setzen, wenn wir nicht mit dem Geld rüberkämen, händigte uns Onkel Chefarzt einen von ihm unterzeichneten Brief an den Empfang der Notaufnahme aus. Wir sausten erneut zum Staatlichen Krankenhaus, hielten der Schwester den Brief unter die Nase und erreichten, dass mein Vater sofort untersucht wurde. Dem Herrn sei Dank für Long-Leg .
»Er hatte einen Schlaganfall«, erklärte der Arzt.
Vaters Blutdruck sei zu hoch, und er sei in ein Koma gefallen. Der Arzt konnte keine genauere Prognose geben, aber er sorgte dafür, dass Vater ein Bett auf der Intensivstation bekam.
Im Krankenhaus waren die Fahrstühle ausgefallen, so dass Mister Nwude und ich Vater über die Treppe auf die Station im dritten Stock schleppten. Wir mussten uns alle paar Schritte an die Wand lehnen, um uns zu verschnaufen. Auf der Station nahmen sich ein paar Hilfsschwestern seiner an, während ein alter Drachen uns informierte, dass uns der Zutritt verboten sei. Die Besuchszeit sei vorbei.
»Sie können auf dem Parkplatz schlafen, wenn Sie die Nacht hier verbringen wollen«, sagte sie. »Wir sind kein Hotel.«
Mister Nwude flitzte nach unten zur Schwester am Empfang, holte den Brief des Chefarztes und zeigte ihn auf der Station vor. Der Drache besann sich anders.
»Sie können über Nacht bleiben, aber nur in einem Privatzimmer.«
Eine kostspieligere Alternative, aber das war uns egal. Vaters Zimmer stank nach Desinfektionsmittel. Die Wände waren fleckig, das Bettgestell verrostet, und die klumpige Matratze hatte in der Mitte eine lange, breite Kuhle. Es gab weder Bettlaken noch ein Kissen.
»Sie müssen Ihr eigenes Bettzeug mitbringen«, schalt die Schwester.
Als mein Vater endlich mit der Sauerstoffmaske über dem
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