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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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Mutter ihren Bruder. »Junge Leute neigen nun mal zu dummen Streichen.«
    »Der Junge ist böse«, erklärte mein Vater bestimmt. »Das ist das schiere, ungetrübte Werk des Teufels. Mir ist äußerst unwohl bei dem Gedanken, dass er mit unseren Kindern in einem Haus lebt.«
    Fortan wurde die Schuld dafür, dass meine Mutter mit dieser Seite ihres Geschäfts Schiffbruch erlitten hatte, vollständig Onkel Boniface angelastet.
    Das Okada hielt vor einem unscheinbaren Bungalow, der hinter einem hohen, schmiedeeisernen Tor lag.
    »Das ist sein Firmensitz«, sagte der Fahrer. Ich stieg ab und zahlte.
    Vor dem Tor warteten sieben Männer und zwei Frauen. An den eisernen Gitterstäben lehnte mit dem Rücken zu ihnen ein Wachposten in militärgrüner Uniform. Auf dem Grundstück standen aufgereiht fünf Jeeps mit Uniformierten am Steuer, an jedem Ende zwei Honda CR-V und in der Mitte ein Toyota Land Cruiser .
    Eine der wartenden Frauen trat näher an das Tor heran und stellte sich direkt hinter den Wachposten.
    »Bitte«, flehte sie. »Bitte, ich bin den ganzen weiten Weg aus Orlu gekommen. Ich kann nicht zurück, ohne ihn zu sehen.«
    Der Wachposten ignorierte sie.
    »Bei mir wird’s überhaupt nicht lange dauern«, bettelte einer der Männer. »Bloß fünf Minuten. Ich und Cash Daddy waren Klassenkameraden. Er erkennt mich bestimmt, wenn er mein Gesicht sieht.«
    Der Wachposten rührte sich nicht.
    »Mein Bruder«, beschwor ihn die zweite Frau, wobei sie die Hände durch die Stäbe streckte und den Wachposten vorsichtig an der Schulter berührte. »Mein Bruder, bitte, ich habe –«
    Der Wachposten drehte sich ruckartig um.
    »Verschwindet, alle miteinander, und hört auf, mich zu belästigen!«, befahl er barsch. »Cash Daddy kann euch nicht empfangen!«
    Er wollte sich schon wieder abwenden, da trat ich vor.
    »Entschuldigung«, sagte ich.
    »Was ist los?«
    »Guten Tag. Bitte, ich würde gern mit Mister Boniface Mbamalu sprechen.«
    Der Plebejer genoss sein bisschen Autorität sichtlich. Er rümpfte die Nase und kniff die Augen zusammen, als inspizierte er einen Rotzfleck auf dem Pflaster.
    »Wen?«
    »Mister Boniface Mbamalu. Ich bin der Sohn seiner Schwester.«
    »Cash Daddy?«
    »Ja.«
    Er musterte mich von oben bis unten.
    »Hast du einen Termin?«
    »Nein, Sir, habe ich nicht. Aber ich bin der So…«
    Plötzlich entstand Unruhe. Der Wachposten vergaß, dass ich dort stand, und beeilte sich, das Tor zu entriegeln. Die Motoren der fünf Jeeps sprangen gleichzeitig an. Ich wandte mich dem Eingang des Bungalows zu und erkannte die Ursache für die Unruhe. Onkel Boniface, genannt Cash Daddy, war im Aufbruch.
    Wie meine Mutter war auch Onkel Boniface hochgewachsen. Doch da er inzwischen überall aufgequollen war, wirkte der Abstand zwischen Kopf und Füßen kürzer. Er trug eine Sonnenbrille, die fast das halbe Gesicht bedeckte. Sein Bauch beulte das cremeweiße Leinenhemd aus, das er unter einer eleganten grauen Jacke trug. Mit jedem energischen Aufsetzen seiner Krokodillederschuhe schwenkte er sein fülliges Hinterteil, den Blick starr geradeaus, erfüllt von der eigenen Wichtigkeit. Das Glück war ihm ganz offenbar hold gewesen.
    Fünf Männer in dunklen Anzügen und mit Sonnenbrillen auf der Nase eskortierten ihn. Zwei gingen vor ihm, zwei hinter ihm, einer neben ihm. Als sie sich dem Wagen näherten, stürzte der Mann neben ihm vor, um die Hintertür des Land Cruiser aufzureißen. Onkel Boniface wuchtete seine Leibesfülle durch die offene Tür und setzte sich umständlich zurecht. Der Türöffner setzte sich nach vorn auf den Beifahrersitz, während die übrigen vier Männer in die CR-V sprangen. Nun rollte der Konvoi durch das sperrangelweit geöffnete Tor. Jeder Wagen hatte ein persönliches Kennzeichen. Der Land Cruiser hatte Cash Daddy 1 , dann kam der erste CR-V mit Cash Daddy 2 , der zweite mit Cash Daddy 3 und so weiter. Ich betrachtete die Parade mit ehrfürchtigem Staunen.
    Schlagartig, als ob ein einziger Fahrer alle fünf Fahrzeuge lenkte, blieb der Konvoi unmittelbar hinter dem Tor stehen. Die getönte Scheibe des mittleren Jeeps glitt hinunter. Onkel Boniface steckte den Kopf heraus. Er blickte zum Tor zurück, zeigte auf mich und schrie.
    »Obinna! Lass den Jungen rein und drinnen auf mich warten! Sofort!«
    »Ja, Sir! Okay, Sir!«, erwiderte der Torsteher.
    Die anderen Wartenden stürzten auf den Wagen zu. Cash Daddys Konvoi sauste davon.
    Im Innern des Hauptgebäudes malmte die Rezeptionistin mit

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