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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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Konvoi hingefahren, damit der Kleine einen Schreck kriegt und noch mal in sich geht. Mit Filmtricks gebe ich mich nicht ab. Ich glaube an Action, live und sofort. Wenn er klug ist, zieht er lieber den Schwanz ein. Wie geht’s dir?«
    Bevor ich antworten konnte, hörte er zu schwenken auf und schrie.
    »Aaaaaah!«
    Ich fuhr zusammen.
    »Was hast du denn da an den Füßen?«
    Ich hüpfte unwillkürlich von einem Fuß auf den andern und sah hinab, aber ich konnte nichts Ungewöhnliches entdecken.
    »Was ist das, was du da an den Füßen trägst?« Wieder sah ich meine Füße an.
    »Sollen das etwa Schuhe sein?« Er runzelte die Stirn und schaute besorgt. »Du hast doch hoffentlich niemandem dort draußen erzählt, dass du mein Bruder bist? Das will ich sehr hoffen.«
    Ich starrte ihn an und dann wieder auf meine Füße. Die Schuhe waren ein Geschenk von Ola zu meinem zweiundzwanzigsten Geburtstag, einer der wenigen Artikel, die brandneu in meinen Besitz gelangt waren. Bis jetzt hatte ich ihre Schicklichkeit noch nie in Zweifel gezogen.
    »Protocol Officer!«, brüllte er.
    Wieder fuhr ich zusammen. Es hörte sich an, als riefe er jemanden zwei Straßen weiter. Der Mann aus dem Vorzimmer trat ein.
    »Schaff diesen Mann hier raus!«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Protocol Officer. Meine wichtige Mission war in Gefahr!
    »Onkel Boniface, bitte!«, beschwor ich ihn. »Ich bin nur gekommen, weil ich mit dir …«
    »Mach, dass du hier rauskommst! Protocol Officer, du bringst den Mann weg und sorgst dafür, dass er neue Schuhe anhat, bevor du ihn wieder herbringst. Los jetzt!«
    Der Mann geleitete mich hinaus und übergab mich an einen der Männer im dunklen Anzug, der mich zu einem hellgelben Mercedes-Benz SLK mit dem Kennzeichen Cash Daddy 17 geleitete. Wir fuhren zügig zu einem Geschäft in der Nähe, das ein wohlsortiertes Angebot an Herrenschuhen hatte. Nachdem ich mehrere Empfehlungen meines Begleiters höflich abgelehnt hatte, traf ich schließlich meine Wahl. Sie waren mit einem der niedrigsten Preise von allen Schuhen im Laden ausgezeichnet und trotzdem wahrscheinlich die kultiviertesten. Dezent, seriös, vornehm. Ich schlüpfte in das Paar schwarzer Schuhe Marke Russell & Bromley . Ehrlich, es gibt solche und solche Schuhe. Als ich sie anprobierte, war es, als massierten zarte Frauenfinger meine Füße. Eine Revolution hatte stattgefunden.
    Mein Begleiter im dunklen Anzug bezahlte den Einkauf, während ich mein altes Paar in die elegante Schachtel legte, aus der die neuen gekommen waren. Bei der Rückkehr ins Büro inspizierte mein Onkel mein aktuelles Äußeres und nickte zustimmend.
    »Hast du nicht gesehen, dass deine Schuhe nach oben zeigten, so als wollten sie die Nationalhymne singen? Komm ja nicht noch mal in so einem Aufzug in mein Büro. Ein Furz macht nur Gestank, wenn Leute drumrum sind. Solche Schuhe zu tragen kannst du dir anderswo erlauben, aber nicht in meiner Umgebung. Weißt du überhaupt, wer ich bin?«
    Ich entschuldigte mich tausendmal und versprach, dass ich es nie wieder tun würde.
    »Hast du schon was getrunken?«
    »Nein, muss nicht sein, vielen Dank.«
    Plötzlich durchschnitt eine seltsame Melodie die Luft.
    Mein Onkel zog ein silbernes Handy aus der Jackentasche und sah auf die Anzeige, bevor er den Anruf annahm.
    »Sprechen Sie!«, brüllte er.
    Ich bewunderte das Mobiltelefon rückhaltlos. Normale Sterbliche konnten sich so ein Satellitengerät nicht leisten; nur die Reichen und Mächtigen in Nigeria besaßen eines.
    »Bis später!«, schrie er und legte auf.
    Er wies mich an, mich auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch zu setzen.
    »Wie geht’s deinen Eltern?«
    »Meiner Mutter geht es gut«, erwiderte ich. »Ich soll dich von ihr grüßen. Aber mein Vater liegt im Krankenhaus. Das ist der Hauptgrund, weshalb ich zu dir komme.«
    Sein Gesicht legte sich in Sorgenfalten.
    »Krankenhaus? Was fehlt ihm denn?«
    »Er ist vor ein paar Wochen in ein Koma gefallen. Er liegt im Staatlichen Krankenhaus.«
    Sein Mobiltelefon klingelte wieder. Nach einem Blick auf die Anzeige räusperte er sich heftig und ließ dann das Telefon noch etwas klingeln, bevor er dranging.
    »Hallo? Ah! Mister Moore!«, sagte er mit Begeisterung in der Stimme. »Freut mich sehr, dass Sie sich melden! Ich wollte Sie gerade meinerseits anrufen! Ich habe bis gerade eben mit dem Erdölminister gesprochen. Gerade habe ich aufgelegt, und in dem Moment klingelt es, und Sie sind am Apparat.«
    Er hörte kurz

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