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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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seine erste Frau den Anspruch erhob, ihn bei allen wichtigen Anlässen zu begleiten, da sie sich als die ranghöchste Gattin begriff. Außerdem bestand sie auf ihrem Recht, in bestimmten Nächten das Bett im großen Schlafzimmer mit ihm zu teilen, obwohl er lieber seine zweite Frau im Bett haben wollte.
    »Ich will nicht, dass von diesen neuen jetzt eine in mein Haus kommt und mich damit nervt, wer nun die ranghöhere und wer die rangniedrigere Frau ist«, sagte World Bank.
    »Wenn ich drei am selben Tag heirate, wissen sie vom ersten Tag an, dass sie gleichgestellt sind.«
    »Das ist sehr schlau«, sagte Cash Daddy. »Das ist wirklich sehr schlau.«
    World Bank zog eine gekränkte Miene.
    »Hör mal, Cash Daddy, was soll das? Du weißt doch, dass ich ein sehr schlauer Mensch bin.«
    »Aber natürlich doch.«
    Sie lachten. Ich fragte mich, wie die Namen der drei Bräute, die Namen ihrer drei Elternpaare, die Namen ihrer drei Dörfer … alle auf die traditionelle Hochzeitseinladung passen sollten. World Banks Mobiltelefon klingelte. Er sah auf die Anzeige und fauchte.
    »Diese Leute lassen mir keine Ruhe. Eines der Mädchen, das ich heirate. Da erzählt die Mutter mir neulich, dass sie einen Camcorder will. Fast jeden Tag ruft sie an und fragt, wann ich ihn bringe. Ich habe nicht die Flucht ergriffen, als sie ihr Haus renoviert haben wollte, ich habe nicht die Flucht ergriffen, als sie einen Kindergarten eröffnen wollte. Warum sollte ich jetzt die Flucht ergreifen, nur weil sie einen einfachen Camcorder haben will?«
    »Trag es wie ein Mann«, sagte Cash Daddy, um ihn zu trösten. »Du weißt doch, dass Verwandte die Ursache von Hüftleiden sind.«
    »Ah. Cash Daddy, du musst dir dieses Mädchen ansehen. Sie ist erst sechzehn, aber wenn du ihren Hintern siehst … ein Gedicht! Gib ihr noch zwei, drei Jahre, und ihr Körper wird nicht mehr von dieser Welt sein.«
    Ich hustete. Mir war wirklich irgendein Krümel in den falschen Kanal gekommen. Cash Daddy deutete es falsch.
    »Ah, Kings! Stimmt ja. Du fährst heute zurück nach Umuahia.«
    »Nein, nein …«
    »Protocol Officer!«
    Ich fuhr zusammen. Der Mann erschien wieder in der Tür.
    »Ja, Cash Daddy.«
    »Gib diesem Mann Geld.«
    Er sagte ihm, wie viel. Mir gingen die Augen über.
    »Cash Daddy, in welcher Währung?«, fragte Protocol Officer.
    Das Telefon meines Onkels klingelte.
    »Gib ihm Naira«, sagte er, den Blick auf die Anzeige gerichtet.
    »Vielen Dank, Cash Daddy«, sagte ich. Der unmögliche Spitzname war mir glatt über die Lippen geschlüpft.
    »Grüß deine Mama von mir«, sagte er und räusperte sich.
    »Hallo!«, sagte er zu dem Menschen am anderen Ende der Leitung. »Mister Rumsfeld! Ich wollte Sie gerade anrufen!« Im Vorzimmer wartete ich vor dem Faxgerät neben Cash Daddys geschlossener Tür, während Protocol Officer flink einen Schlüssel aus einem Strumpf zog und einen Metallschrank aufschloss. Er entnahm ein paar Bündel und fing an zu zählen. Ich gab mir alle Mühe, nicht hinzuschauen, und erleichterte es mir damit, dass ich den Blick auf das Blatt auf der Faxablage richtete.

    Professor Ignatius Soyinka Astronautics Project Manager National Space Research and Development Agency (NASRDA) Plot 555 Michael Opara Street Abuja, Nigeria Sehr geehrter Herr / Sehr geehrte Dame, Dringendes Ersuchen um Unterstützung – streng vertraulich

    Mein Name ist Professor Ignatius Soyinka, und ich bin ein Kollege des nigerianischen Astronauten Generalmajor Nnamdi Ojukwu. GM Ojukwu war der erste afrikanische Raumfahrer überhaupt. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen wurde er später auch ausgewählt, 1989 an einem sowjetischen Raumflug mit Sojus T-16Z zu Saljut 8T teilzunehmen, einer geheimen militärischen Raumstation der Sowjets. Leider wurde die Mission abgebrochen, als sich die Sowjetunion auflöste.
    Die anderen, durchweg sowjetischen Besatzungsmitglieder kehrten mit Sojus T-16Z zur Erde zurück, doch als Schwarzer aus einem Land der Dritten Welt musste GM Ojukwu seinen Platz im Raumschiff für den Rücktransport von Geräten räumen, die von sowjetischen Behörden für zu wertvoll erklärt wurden, um zurückgelassen zu werden. Aus diesem Grund ist mein lieber Kollege noch heute dort oben gestrandet. Er ist guten Mutes, aber vermisst natürlich seine Frau und seine Kinder zu Hause in Nigeria sehr.
    In all den Jahren, die er auf der Station ist, hat GM Ojukwu bis jetzt an Gehalt und Zinsen eine Summe von beinahe $35 000 000 (USD) angehäuft.

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