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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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Dieses Geld wird treuhänderisch verwahrt von der Lagos National Savings and Trust Association . Falls wir Zugriff auf dieses Geld bekommen …

    Protocol Officer schloss den Schrank wieder ab. Er steckte einen Betrag in einen braunen Umschlag und reichte ihn mir.
    »Vielen herzlichen Dank«, sagte ich und stopfte die Beute in meine Hosentasche.
    »Danken Sie Gott«, erwiderte er.
    Es ist tatsächlich selbstverständlich, sich über alles Mögliche totzulachen, wenn man die Tasche voll Geld hat. Den ganzen Heimweg über betrachtete ich meine neuen Schuhe und kicherte endlos über den im Weltraum gestrandeten nigerianischen Astronauten. Als ich meiner Mutter den Inhalt des Umschlags zeigte, hob sie beide Hände zum Himmel und sang Lobet den Herrn und dankt ihm seine Gaben .

13

    Die Gaben des Herrn waren damit noch nicht zu Ende. Godfrey kam eines Morgens vom Postamt zurück und fing gleich in der Küche an zu schreien.
    »Bestanden! Bestanden! Ich hab bestanden!«
    Wir stürzten alle herbei. Er hatte soeben seine Zulassung zum Studium der Elektrotechnik an der University of Nigeria in Nsukka erhalten.
    Sofort meldete sich bei mir die Sorge.
    Es war gut, dass Godfrey die JAMB-Prüfung geschrieben und bestanden hatte, es war gut, dass sein Ergebnis zur Aufnahme an eine der besten Universitäten des Landes ausreichte. Doch es war nicht gut, dass in unserem Leben ein neuer Unkostenfaktor hinzukam, wo wir schon mit den bisherigen Ausgaben zu kämpfen hatten.
    Ich zwang mich, den Becher als halb voll anstatt halb leer anzusehen.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich, ergriff seine Hand und schüttelte sie heftig.
    »Danke«, sagte er und grinste.
    Charity und Eugene schlossen sich seinem Jubel an. Während er das Zulassungsschreiben hoch über dem Kopf schwenkte wie den gewonnenen Pokal nach dem Weltmeisterschaftsendspiel, klatschten sie in die Hände und stampften mit den Füßen und hopsten durch das Wohnzimmer.
    Sie taten mir alle leid.
    An dem Tag begleitete mich Godfrey ins Krankenhaus.
    »Wie wär’s, wenn du es deinem Papa erzählst?«, schlug Mutter vor.
    Godfrey verdrehte die Augen.
    »Ich meine es ernst«, sagte sie. »Es spielt keine Rolle, ob er wach ist oder nicht. Es wäre nett, wenn du es ihm erzählst.«
    Zu meinem Erstaunen ließ sich Godfrey darauf ein. Wahrscheinlich war heute sein rebellionsfreier Tag. Ich verstand den Wunsch meiner Mutter, ihren Mann an der Freude über die gute Nachricht teilhaben zu lassen. Wie wir alle war Godfrey intelligent, aber er schien sich in seiner Zielstrebigkeit ständig durch weniger wichtige Dinge im Leben ablenken zu lassen – durch Mädchen, Partys und Rap-Musik.
    »Komm, setz dich aufs Bett«, sagte Mutter und deutete auf einen kleinen freien Platz am Rand der Matratze.
    Godfrey setzte sich. Meine Mutter nahm seine rechte Hand und legte sie in die geöffnete Rechte meines Vaters, wobei sie darauf achtete, nicht an die Leitungen und Schläuche zu kommen. Dann ging sie zu ihrem Stuhl zurück und schaute.
    »Nur zu«, sagte sie.
    »Papa«, sagte Godfrey verlegen. Er sah mich hilflos an, dann blickte er wieder auf unseren im Bett liegenden Vater.
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich die Zulassung für Nsukka bekommen habe.«
    Er sah meine Mutter an. Sie ruckte mit dem Kopf und zwinkerte ihm aufmunternd zu. Godfrey riss seinerseits fragend die Augen auf und ruckte mit dem Kopf.
    »Sag ihm, dass deine erste Wahl angenommen wurde«, flüsterte sie.
    »Papa, sie haben meine erste Wahl angenommen. Ich kann Elektrotechnik studieren.«
    Godfrey sah meine Mutter erneut an. Ich kicherte leise in mich hinein. Meine Mutter bedachte mich mit einem stirnrunzelnden Blick. Mein Kichern gefror zu einem Grinsen. Godfrey war mit seiner Geduld am Ende.
    »Mama, ich muss los«, sagte er und stand auf. »Ich will mir die Haare schneiden lassen, bevor es zu spät ist.«
    Nachdem er gegangen war, wandte ich mich meiner Mutter zu.
    »Wieso glaubst du auf einmal, dass er hören kann, was wir sagen? Heißt das, er hört schon die ganze Zeit alles, was wir sagen?«
    »Ich weiß, dass du das vielleicht merkwürdig findest«, erwiderte sie mit kühler Gewissheit wie eine, die wusste, was andere nicht wussten. »Aber ich hatte einfach das Gefühl, dass man mit so etwas nicht warten sollte.« Sie schwieg einen Augenblick. »Manchmal, wenn ich ihm etwas sehr Wichtiges zu sagen habe, tue ich das, wenn wir mitten in der Nacht allein sind, wenn alles still ist.«
    »Vielleicht sollte ich auch

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