Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
Vom Netzwerk:
diese Aufklärung und für seine feinfühlige Entscheidung, mir die schlechte Nachricht zuerst mitzuteilen, ohne dass meine Mutter dabei war.

14

    Diesmal achtete ich penibel auf mein Äußeres. Ich schlüpfte in mein neues Paar Schuhe von Russell & Bromley und durchstöberte meine Hemden. Die meisten waren tot, und das schon sehr lange. Sie waren nur lebendig geworden, wenn Ola sie trug. Sie hatte in meinen Sachen immer so gut ausgesehen. Damals an der Uni nahm Ola meine schmutzigen Sachen freitagabends mit und brachte sie sonntagabends gewaschen und gebügelt wieder mit. Beim Einräumen der frischen Sachen fiel mir eines Tages auf, dass ein Hemd fehlte. Ich vermutete, dass Ola es versehentlich mit ihren Sachen eingepackt hatte, und nahm mir vor, sie danach zu fragen. Am nächsten Tag im Institut trug sie das fehlende Stück. Mein Hemd an ihr zu sehen war ein unglaublicher Kick für mich. Seitdem hatte sie sich von Zeit zu Zeit meine Hemden ausgeliehen. Überhaupt, ein oder zwei musste sie noch bei sich zu Hause haben. Schließlich traf ich meine Wahl. Das Hemd, das ich zu meiner Abschlussfeier getragen hatte, musste es sein. Den blauen Stoff hatte meine Mutter persönlich ausgewählt. Sie hatte das Hemd selbst genäht.
    Vor dem Firmentor warteten neun Männer und fünf Frauen. Cash Daddys Wachposten erkannte mich von meinem letzten Besuch.
    »Cash Daddy ist heute Morgen noch nicht im Büro«, sagte er.
    Er gab mir den Rat, ihn zu Hause aufzusuchen.
    »Bitte, wo wohnt er?«, fragte ich.
    »Es gibt niemanden, der nicht wüsste, wo Cash Daddy wohnt«, erwiderte er verächtlich.
    »Bitte, wie ist die Adresse?«
    Er schnaubte noch verächtlicher. Er wusste die Hausnummer nicht, aber er kannte den Namen der Straße.
    »Wenn Sie in die Iweka Street einbiegen, sehen Sie das Haus sofort. Sie können es nicht verfehlen.« Ich war skeptisch.
    »Sie können es nicht verfehlen«, wiederholte er.
    Ich hielt ein Okada an und fuhr hin. Er hatte recht, ich erkannte es sofort, als ich es sah.
    Am massiven eisernen Eingang hielten zwei gigantische steinerne Löwen Wache. Oben über das hohe Tor waren Rollen mit elektrischem Stacheldraht geschlungen, die sich über die gesamte Länge der ebenso hohen Mauer zogen. Trotzdem war die Mammutvilla mit ihren drei Satellitenschüsseln auf dem Dach noch gut zu sehen.
    Ich drückte auf den Summer an der Mauer. Der Torwächter schob einen Guckschlitz im Tor auf und spähte hindurch. Bevor er dazu kam, nach meinem Anliegen zu fragen, dröhnte eine Stimme aus einem unsichtbaren Lautsprecher.
    »Lassen Sie diesen Mann herein! Sofort!«
    Ich fuhr zusammen. Der Torwächter blieb unbewegt. Er entriegelte das Tor und ließ mich ein.
    Das riesige Wohnzimmer war eine Kombination aus Salon und Essbereich. Hinter dem Esstisch schraubte sich eine Wendeltreppe in uneinsehbare höhere Regionen des Hauses. Alles – von den Ledersofas über das monumentale Fernsehgerät, den kuschelweichen, weißen Teppich, die Vasen auf dem bronzenen Kaminsims, den Couchtisch aus Elfenbein, den Elektrokamin, die hohen Kristalllüster bis zur Essgruppe – kündete von zu viel Geld. Vor Ehrfurcht hätte ich beinahe Kopf und Knie gebeugt.
    Ein an der Tür stehender wohlgenährter Mann bat mich, Platz zu nehmen. Darauf öffnete er einen großen Kühlschrank. Wie der im Firmengebäude war auch er vollgepackt mit Getränken aller Art.
    »Was möchten Sie trinken?«, fragte er.
    »Ich brauche nichts, danke.«
    An der Wand über dem Fernseher hingen zwei gerahmte Fotos von Cash Daddy. Eines zeigte ihn anscheinend beim Golfspielen. Auf dem anderen saß er auf einem prachtvollen schwarzen Pferd. Wie um alles in der Welt hatte mein Onkel es geschafft, sein Übergewicht auf den schmalen Sattel zu hieven?
    Um den Esstisch herum saßen fünf ebenfalls wohlgenährte junge Männer. Sie aßen stumm, aber hingebungsvoll und leckten sich mit feuchten Kussgeräuschen die Finger ab.
    Kurz nachdem ich mich gesetzt hatte, kam Protocol Officer – derselbe wie neulich – die Treppe herunter.
    »Cash Daddy ist bereit, Sie zu empfangen«, sagte er und wartete am Fuß der Treppe.
    Ich erhob mich rasch und trat zu ihm.
    »Guten Morgen«, sagte ich zu den essenden Männern, als ich an ihnen vorbeiging.
    Der verlockende Duft von Edikainkong- und OnugbuSuppe wehte mir von den vor ihnen stehenden Terrinen entgegen. Die Männer knurrten unverbindlich.
    Protocol Officer ging voran. Auf der Galerie der zweiten Etage öffnete er eine der Türen und betrat

Weitere Kostenlose Bücher