Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
versuchen, mit ihm zu reden«, sagte ich.
Meine Mutter musterte mich prüfend. Sie war sich nicht sicher, ob ich es scherzhaft meinte oder nicht.
Ich setzte mich neben meinen Vater auf den Platz, den Godfrey gerade geräumt hatte. Ich nahm seine Hand und rieb zärtlich die ausgezehrten Finger. In den Wochen, die er jetzt dort lag, war er abgemagert. Ich schaute ihm ins Gesicht.
»Mach dir keine Sorgen, Papa«, sagte ich beinahe flüsternd. »Wir kommen schon irgendwie durch, okay?«
Ich massierte die Hand noch ein wenig und verschränkte dann meine Finger mit denen meines Vaters. Mutter lächelte milde und gab mir ein Zeichen, dass sie hinausgehen wollte, wahrscheinlich damit ich ungestört war.
»Mach dir keine Sorgen wegen Godfreys Studiengebühren«, sagte ich, als sie draußen war. »Ich weiß, dass das Geld irgendwie kommen wird. Ich weiß, dass ich sehr bald anfangen werde zu arbeiten. Es dürfte nicht schwer werden, wenn ich erst mal nach Port Harcourt ziehe.«
Mein Vater fuhr fort, geräuschvoll ein- und auszuatmen, und regte sich nicht. Vor zwei Tagen, behauptete meine Mutter, habe sie gesehen, wie er irgendwann in der Nacht sein rechtes Bein bewegte, aber sonst war niemand Zeuge einer Bewegung gewesen.
»Papa, bitte sieh zu, dass du schnell …« Eine Schwester kam herein.
»Ich habe Ihre Mutter weggehen sehen«, sagte sie.
»Sie ist nur mal kurz nach draußen gegangen. Gibt es irgendetwas?«
»Der Doktor würde Sie gern mal sprechen.«
»Warum?«
»Es wäre besser, wenn Sie direkt mit dem Doktor reden.« Ich machte mich umgehend auf.
Als ich das Sprechzimmer betrat und den nicht mehr ganz jungen, gut gekleideten Chefarzt erblickte, fing mein Herz an zu hämmern. Dieser Mann kam nur zu Kurzauftritten auf die Station. Ärzte wie er nahmen sich kaum Zeit für allgemeine Patienten, an denen sie nicht einmal einen Bruchteil von dem verdienten, was die Patienten in ihren Privatpraxen zahlten. Gewöhnlich waren es die untergeordneten Ärzte mit hungrigem Blick und schäbiger Kleidung, die für uns zuständig waren.
»Ich bedaure, dass ich keine sehr angenehmen Neuigkeiten für Sie habe«, begann er, kaum dass mein Gesäß den Stuhl vor seinem Schreibtisch berührte. »Ihr Vater ist jetzt schon eine ganze Weile hier, und es wird zunehmend problematisch, ihn hierzubehalten.«
»Doktor, wir zahlen unser Geld und kaufen alles, was Sie …«
»Oh, gewiss, gewiss«, sagte er beschwichtigend und nickte dazu nachdrücklich mit dem Kopf. »Erfreulicherweise haben wir dieses Problem mit Ihnen nicht.«
»Und welches Problem haben Sie dann?«
Er kam zur Sache und erzählte eine lange, traurige Geschichte von Personal- und Bettenmangel und geringen staatlichen Zuschüssen. Als er schließlich fertig war, schämte ich mich dafür, dass wir mit unseren kleinen Sorgen ankamen und die großen der Klinikverwaltung noch vermehrten.
»Ich bedaure, aber wir können die medizinische Versorgung Ihres Vaters nicht mehr gewährleisten«, schloss er. »Ich würde vorschlagen, dass wir ihn nach Aba ins Abia State Teaching Hospital verlegen. Nur so kann ich sicherstellen, dass Ihr Vater die Versorgung bekommt, die er zum gegenwärtigen Zeitpunkt braucht. Die sind dort besser ausgestattet als wir.«
Ich begriff, dass diese Verlegung mehr bedeutete, als meinen Vater nur von einem Bett in ein anderes zu schaffen.
»Was wird das kosten?«, fragte ich.
»Nun ja, es ist ein ziemlicher Aufwand«, seufzte er. »Man muss den Krankenwagen betanken, der ihn nach Aba bringt, die Spezialkräfte anstellen, die ihn auf der Fahrt begleiten, die ganzen Geräte mieten, die unterwegs benötigt werden könnten … Um es kurz zu machen, die Verlegung würde einiges kosten.«
Er gab mir eine vorsichtige Schätzung. Mir platzten fast die Trommelfelle, als ich den Betrag hörte. Ich machte dem Arzt klar, dass wir das Geld nicht aufbringen konnten. Ich hatte sein volles Mitgefühl. Dann stellte er seinerseits klar, dass überhaupt nicht daran zu denken war, irgendeine dieser Dienstleistungen auf Kredit zu bekommen.
»Ich gebe Ihnen etwas Zeit, darüber nachzudenken«, sagte er. »Anschließend lassen Sie mich wissen, was Sie tun möchten. Ich habe Ihnen meine Meinung als Arzt gesagt, aber letzten Endes ist es Ihr Vater. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
Ich blieb einen Moment vor ihm sitzen, starrte die Wand hinter ihm an, ohne etwas zu sehen, und sinnierte schweigend über die Härte des Lebens im Allgemeinen. Dann dankte ich ihm für
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