Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
ein großes Schlafzimmer. Er schritt auf eine andere offene Tür in dem Zimmer zu, neben der zwei Männer standen. Die Männer wichen ein wenig zur Seite, so dass in der schmalen Tür Platz für mich entstand.
Cash Daddy saß zusammengekauert auf der Toilette. Abgesehen von den Boxershorts an den Knöcheln war er nackt wie eine geschälte Banane. Ich glaubte, ihn bei einer höchst privaten Verrichtung zu stören, murmelte eine Entschuldigung und wollte gleich den Rückzug antreten, als seine Stimme mich traf wie ein Blitz und ich schlagartig stehenblieb.
»Kings, Kings! Wie geht’s? Wie geht’s deinem Vater?«
Ich schlug die Augen nieder und entgegnete, mein Vater liege noch im Krankenhaus.
»Und deiner Mama?«, fuhr er fort. »Ich hoffe, du hast ihr meine Grüße ausgerichtet.«
»Ja, das habe ich. Sie lässt sagen, dass sie sich ganz herzlich für dein Geschenk bedankt.«
Darauf ignorierte er mich und setzte eine Diskussion mit den anderen Männern fort, die anscheinend vor meinem Eintreffen begonnen hatte.
»Vergesst nicht, dass wir spätestens Montag zum Polizeipräsidenten müssen. Seht zu, dass ihr das nicht vergesst. Wenn ein Hund mit jemandem spielt, mit dem er vertraut ist, sieht es so aus, als könnte er nicht beißen. Ich will nicht, dass wir noch einmal in so eine Situation geraten wie beim letzten Mal.«
Ich versuchte, diese Ablenkung auszunützen und mich zu verdrücken – und prallte gegen Protocol Officer, der hinter mir felsenfest im Fluchtweg stand. Ich gab auf und blieb stehen. Cash Daddy redete immer noch.
»Diese 755 000 Dollar müssen vor dem Wochenende bereit sein. Es gibt Fälle, da kann ich mir erlauben zu spielen, aber in diesem Fall nicht. Habt ihr mit Sonny und Ikem die Sache mit …«
Cash Daddy unterbrach seinen Redefluss. Er spannte seine Gesichtsmuskeln an und stieß ein leises Grunzen aus. Er entspannte sein Gesicht wieder und holte tief Atem. Ich hörte, wie etwas Festes mit dumpfem Ton im Wasser aufschlug. Dieser Vorgang wiederholte sich noch dreimal, bevor er endlich zufrieden war. Dann stand er auf, riss Papier von der Rolle an der Wand ab, beugte sich etwas vor und wischte. Cash Daddy warf das benutzte Papier in die Kloschüssel und spülte. Um dann seinen Faden wieder aufzunehmen. Und zwar genau an dem Punkt, wo er sich unterbrochen hatte.
»… dem Beamten geregelt, den wir für das Japangeschäft brauchen?«
Der Mann zu meiner Rechten bestätigte, dass alles geregelt worden war. Aus den Augenwinkeln betrachtete ich die Männer links und rechts von mir. Keiner der beiden schien im Geringsten verlegen zu sein.
Der Gestank hatte begonnen, meine Hirnzellen lahmzulegen, als Cash Daddy seine Shorts hochzog und auf die Tür zuschritt. Ehrlich, es ist eine Schande, dass manche Leute sich einfach nichts merken können. Wie oft hatte meine liebe Mutter in der Vergangenheit mit Onkel Boniface geschimpft, weil er sich nicht die Hände wusch, wenn er auf dem Klo gewesen war. Wir ließen ihn an uns vorbei und folgten ihm ins Schlafzimmer.
Das Schlafzimmer hatte genau dasselbe Flair wie das Wohnzimmer. Ein breites Himmelbett, Plüschsofas, monumentaler Fernseher, riesiger Kühlschrank, Kronleuchter, exotische Vasen, elegant gerahmte Fotos von ihm in verschiedenen Posen bei verschiedenen bedeutenden Anlässen. Ein großer Überwachungsbildschirm, eingeteilt in Segmente, die verschiedene Teile des Hauses zeigten, stand direkt gegenüber dem Bett. Cash Daddy pflanzte sich auf die dicke Matratze, nahm ein Handset vom Nachttisch, drückte einen Knopf und brüllte in die Muschel.
»Mein Essen! Sofort!«
Auf einem der Überwachungsbildschirme, der die Küche zu zeigen schien, trat ein dicker Mann in Aktion. Auf einem anderen Bildschirm erkannte man deutlich das Eingangstor und alle Leute, die hereinkamen oder vorbeigingen. Aha! Auf diesem Überwachungsbildschirm musste Cash Daddy mich vor dem Haus erspäht und dann mit ebendiesem Handset dem Wachmann seine Anweisung zugebrüllt haben.
Cash Daddy streckte seine stämmigen Beine aus und schlug mit den Händen einen gleichmäßigen Takt auf dem Bauch.
»Habe ich einen Hunger«, verkündete er. »Kings, setz dich!«
Ich setzte mich auf den Stuhl direkt vor ihm, während die anderen Männer stumm neben dem Bett stehenblieben. Plötzlich brach er das Trommeln auf seinem Bauch ab und musterte mich, als sähe er mich zum ersten Mal. Er runzelte die Stirn.
»Kingsley.«
»Ja, Onkel?«
»Was ist das, was du da anhast?«
Erschrocken
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