Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
Vom Netzwerk:
ihr Wärme und Sicherheit gegeben, weil eines unverändert geblieben war: Ihr Mann liebte sie, und sie wurde nicht müde, ihn wiederzulieben.
    Ich sorgte sofort dafür, dass Godfrey, Eugene und Charity ins Krankenhaus kommen und ihren Vater wieder in unserer Welt begrüßen konnten. Nacheinander traten sie an sein Bett und hielten seine Hand.
    »Papa, wie geht es dir?«, sagte Godfrey.
    »Papa, du fehlst uns«, sagte Eugene.
    »Daddy, wann kommst du nach Hause?«, sagte Charity. Als sie auf seine Tochter schauten, leuchtete in den Augen unseres Vaters ein schwacher Schimmer auf, und die rechte Seite seiner Lippen zog sich leicht nach oben. Da wussten wir sicher, dass er unsere Anwesenheit registrierte.
    Wegen der Entfernung zwischen Umuahia und Aba konnten meine Geschwister nicht mehr so einfach und regelmäßig im Krankenhaus vorbeischauen wie zuvor. Und meine Mutter konnte nicht mehr so häufig nach Hause kommen, um ihre Sachen zu wechseln und nach ihrer Schneiderei zu sehen. Sie packte ein paar persönliche Habseligkeiten zusammen und zog fest mit ins Krankenhaus ein. Wenn es die Freundlichkeit der diensthabenden Schwestern erlaubte, verrichtete sie ihre tägliche Dusche in einem der Klinikbäder. Was Familienbesuche anging, einigten wir uns auf die Regelung, dass die weniger stark an dem Krankenhausdrama Beteiligten abwechselnd vorbeischauen würden. An diesem Vormittag war Charity an der Reihe, und ich nahm sie nach Aba mit.
    Als wir eintrafen, schlummerte meine Mutter auf dem Stuhl neben dem Bett. Mit einem euphorischen Quietschen und einem heftigen Schulterrütteln weckte Charity sie auf. Sie umhalsten und küssten und knuddelten sich, als hätten sie sich Monate nicht gesehen. Ich bemerkte, dass der prüfende Blick meiner Mutter auf Charitys Achselhöhle fiel. Die Haare waren wieder gewachsen. Meine Mutter wandte die Augen ab und ließ es auf sich beruhen.
    Charity setzte sich neben meinem Vater aufs Bett und hielt behutsam seine Hand, so als befürchtete sie, diese könnte aufs Bett fallen und brechen.
    »Papa«, sagte sie, »wir lesen jetzt Macbeth in der Schule, und vorige Woche haben wir darüber eine Arbeit geschrieben. Ich habe die beste Note bekommen, weil ich als Einzige in der Klasse die Hauptbedeutung von Lady Macbeths Schlafwandlerszene wusste.«
    Sie hielt inne und lächelte. Der leere Ausdruck auf dem Gesicht meines Vaters veränderte sich nicht.
    »Wir haben auch mit organischer Chemie angefangen«, fuhr Charity fort, »aber das macht mir keinen großen Spaß. Auch wenn ich mir noch so viel Mühe gebe, ich weiß irgendwie nie, was eine gerade Kette und was eine verzweigte Kette ist.«
    Meine Schwester machte ein gequältes Gesicht. Ich war versucht, ihr zu sagen, dass ich ihr später beibringen würde, was es damit auf sich hatte, beschloss aber, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war. Charity schwatzte weiter vor sich hin – über die Schule, über ihre Noten, über eine Doku über den Krieg zwischen Nigeria und Biafra, die sie im Fernsehen gesehen hatte –, ohne sich daran zu stören, dass er nicht reagierte. Die Szene weckte Erinnerungen an meine Kinderzeit, wo ein Tag erst wirklich rund war, wenn mein Vater mich auf den Schoß genommen und mir ein Märchen erzählt hatte.
    Während Charity noch redete, stand meine Mutter auf. Verstohlen gab sie mir mit den Augen ein Zeichen, ihr zu folgen. Ich ließ ein paar Sekunden verstreichen, dann ging auch ich.
    Meine Mutter wartete unmittelbar vor der Station.
    »Mama, ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Do-och, es ist alles in Ordnung. Aber heute Morgen war Boniface im Krankenhaus.«
    »Tatsächlich?«
    »Hmm. Ich war genauso überrascht wie du.«
    Sie erzählte, dass sie gerade meinem Vater die Zähne geputzt hatte, als die diensthabende Schwester ihr mitteilte, dass ein Besucher an der Rezeption wartete. Ohne auf die Uhr zu sehen, wusste sie, dass die Besuchszeit erst fünf Stunden später begann. Außer meinen Geschwistern und mir wurde jeder Besucher, der sich vor der Besuchszeit der Station näherte, von den Schwestern angeschnauzt und abgewiesen. Aber diesmal schienen die Schwestern nichts dabei zu finden.
    »Als ich hinauskam, sah ich eine Gruppe von Schwestern aufgeregt flüstern.«
    Sie wurden still, als sie meine Mutter sahen. Die Schwester, die ihr die Mitteilung gemacht hatte, streckte mit bedeutsamem Lächeln die Hand aus. Im Korridor stand Onkel Boniface, in Begleitung von fünf Männern in dunklen Anzügen und Sonnenbrillen.
    »Er

Weitere Kostenlose Bücher