Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
entschuldigte sich, dass er nicht früher gekommen war«, sagte sie und lächelte.
Er sei von so vielen verschiedenen Dingen zeitlich beansprucht, aber heute habe er beschlossen, dass es einfach sein müsse. Eigentlich hätte er an diesem Vormittag ins Ausland fliegen sollen, aber er hatte sein Geschäftstreffen in Übersee verschoben, um stattdessen meinen Vater zu besuchen.
»Ich war ganz gerührt«, schloss sie.
»Ich hoffe, Papa hat sich über seinen Besuch nicht aufgeregt«, sagte ich.
»Ich glaube nicht. Zuerst war ich mir nicht sicher, wie dein Vater auf ihn reagieren würde, aber ich hätte es nicht richtig gefunden, ihn an der Rezeption stehenzulassen. Er ist auch nicht lange geblieben. Aber während er da war, hat dein Papa keinerlei Emotionen gezeigt.«
»Wenn ich’s mir recht überlege«, sagte ich, »wäre es vielleicht sogar besser gewesen, wenn er sich aufgeregt hätte.
Vielleicht hätte ihn das endlich dazu gebracht, etwas Verständliches zu sagen.«
Zu meiner Erleichterung lachte meine Mutter über meinen geschmacklosen Scherz. In letzter Zeit sah ihr Gesicht nicht mehr so müde aus. Ich hatte sie schon sehr lange nicht mehr so herzhaft lachen hören.
»Die Schwestern behandeln mich ganz anders, seit Boniface hier war«, sagte sie. »Er scheint hier in Aba ziemlich gut angesehen zu sein. Sie haben mir mehrmals erzählt, sie hätten ja keine Ahnung gehabt, dass er mein Bruder ist. Einige wollten wissen, ob er mein richtiger Bruder ist oder nur ein entfernter Verwandter. Als er ging, klatschte er ihnen sogar ein paar Dollar für die Kaffeekasse auf die Theke und schärfte ihnen ein, ja gut für seinen Schwager zu sorgen.« Sie lächelte wie ein glückliches Kind. »Er wollte mich in seinem Hotel unterbringen, damit ich dort übernachten kann, statt hierzubleiben, aber das habe ich abgelehnt.«
Ich konnte den Standpunkt meines Vaters verstehen, aber im Grunde stieg mein Onkel immer mehr in meiner Achtung. Er war so gütig gewesen, so großzügig, so hilfsbereit. Im Augenblick war es mir egal, wo er das Geld herhatte. Wie hätten wir ohne ihn so weit kommen sollen?
»Du hättest einwilligen sollen, in das Hotel zu ziehen«, sagte ich zu meiner Mutter.
»Nein, nein, nein. Mir ist es so lieber. Ich will hier sein, wenn dein Vater mich braucht.«
Wäre ich doch nur dagewesen, als Onkel Boniface das Angebot gemacht hatte. Es hätte mir nichts ausgemacht, es meinerseits anzunehmen. Ehrlich gesagt, zehrte diese tägliche Fahrerei von Umuahia und zurück langsam an meinen Kräften.
»Wie dem auch sei«, fuhr meine Mutter fort. »Ich soll dir ausrichten, dass du ihn heute noch besuchen kommen sollst, bevor du nach Umuahia zurückfährst.«
»Weswegen denn?«
»Das hat er nicht gesagt. Er sagte nur, ich soll dir ausrichten, du solltest bei ihm zu Hause vorbeischauen, bevor du fährst.«
»Vielleicht will er mir noch mehr Geld geben.«
»Das dachte ich auch«, pflichtete sie rasch bei. »Er ist in dieser schwierigen Zeit wirklich sehr gut zu uns gewesen. Ich wünschte nur, sein Geld wäre nicht so schmutzig.«
»Sein Geld mag schmutzig sein, aber wenigstens dient es einem guten Zweck.«
Meine Mutter überlegte.
»Na, vermutlich hast du recht«, stimmte sie schließlich zu.
»Was ist mit Charity? Wenn ich gewusst hätte, dass ich von hier erst zu Onkel Boniface gehe, wäre ich heute nicht mit ihr gekommen.«
Meine Mutter dachte nach.
»Es spielt keine Rolle. Du kannst sie mitnehmen. Ich glaube nicht, dass daran etwas problematisch ist. Irgendwann werden wir deinem Vater ja doch sagen müssen, woher wir das meiste Geld für seine Behandlung bekommen haben, und er wird sich wahrscheinlich persönlich bei Boniface bedanken wollen.«
Das wäre von allen Wundern das größte gewesen. Das Wort »wahrscheinlich« war der lebendigste Teil dieses Satzes.
16
Mach sofort mein Tor auf !«, brüllte Cash Daddy. Charity zuckte wie ein Knallfrosch. Mich beeindruckten diese Ausbrüche mittlerweile nicht mehr, doch als wir die Mammutvilla betraten, machte ich mir wegen meiner sensiblen Schwester Sorgen. Cash Daddys Milieu war nicht ganz das Richtige für eine Dame.
Wir nahmen im Wohnzimmer Platz, und der wohlgenährte Wächter von neulich machte den Kühlschrank auf. Ich lehnte sein Angebot ab, während Charity vor Staunen den Mund aufriss. In Erwartung einer Antwort von ihr hielt der Mann die Tür geöffnet.
»Nein, danke«, antwortete ich für sie. Ich ging davon aus, dass Cash Daddy uns oben bei
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