Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
Vom Netzwerk:
deinen Vater im Krankenhaus besucht«, begann er. »Ich bin froh, dass es ihm besser geht.«
    »Vielen Dank, Onkel«, sagte ich. »Wir sind auch sehr froh. Und wir sind dir sehr dankbar für deine großzügige finanzielle Unterstützung. Vielen Dank dafür.«
    Er verzog das Gesicht, als hätte ich ihn abschätzig gemustert und einen Fettkloß genannt.
    »Kings, was soll das, dass du mir dankst? Was soll das? Du brauchst dich bei mir für nichts zu bedanken. Wenn das Auge weint, weint die Nase auch. Du bist doch mein Bruder. Wir sind blutsverwandt. Stimmt das etwa nicht?«
    Ein Schweigen trat ein.
    »Stimmt das etwa nicht?«
    Ich nickte. Ein längeres Schweigen folgte.
    »Kings«, sagte er schließlich, »du wirst dich fragen, warum ich dich gebeten habe, bei mir vorbeizukommen, stimmt’s?«
    Ich nickte wieder. Er nickte ebenfalls.
    »Hast du die ganzen Jungs hier gesehen … diese ganzen Jungs um mich herum?« Hatte ich.
    »Sie arbeiten alle für mich.« Er schlug sich mit der Hand auf die Brust. »Ich stelle ihnen das Essen auf den Tisch, ich stecke sie in ordentliche Anzüge, und ich sehe zu, dass sie sexuell gut versorgt sind. Und weißt du was? Keiner von ihnen, nicht ein Einziger von ihnen ist irgendwie mit mir verwandt. Kings, ich habe darüber nachgedacht, und ich habe beschlossen, dir zu helfen.«
    Wow. Vielleicht kannte er jemanden aus der Führungsriege der staatlichen Erdölgesellschaft. Vielleicht war er mit dem Betreffenden sehr gut befreundet. Vielleicht hatte der Betreffende ihm erzählt, dass er geeignete Angestellte suchte, und hatte ihn um eine persönliche Empfehlung gebeten. Dann würde ich abermals von Long-Leg profitieren.
    Cash Daddy beugte sich vor.
    »Weißt du, es sind vor allem zwei Dinge, die Leute wie ich ausnutzen, um geschäftlich erfolgreich zu sein. Das eine ist die Liebe zum Geld. Das andere ist ein guter Kopf. Ich sehe dir an, dass du einer bist, der geschäftlich sehr erfolgreich sein könnte. Du bist ein intelligenter junger Mann, jawohl. Ich weiß nicht, ob du das Geld liebst, aber ich weiß, … ich sehe, … dass du es brauchst. Ich will, dass du kommst und für mich arbeitest.«
    Er hielt inne und guckte, als erwartete er, dass ich etwas entgegnete. Ich beschloss, die Wahrheit zu sagen.
    »Cash Daddy, bitte, was meinst du damit? Ich bin nicht sicher, dass ich dich recht verstanden habe.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    »Kings, ich weiß, dass du ein intelligenter Bursche bist. Ich weiß, dass du mich verstehst. Raus damit: Was hältst du von dem, was ich gerade gesagt habe?«
    »Was für eine Arbeit sollte ich denn für dich machen?«, formulierte ich meine Gedanken um.
    »Oh, … Verschiedenes. In der Anfangsphase erst mal kleinere Erledigungen. Es gibt ein, zwei elementare Dinge, die du lernen musst. Auch wenn einige von uns heute noch so groß erscheinen, wir haben alle mal klein angefangen. Ich weiß nicht, ob du schon mal von Money Magnet gehört hast. Er war mein Pate in diesem Geschäft. Zuerst habe ich ihn in seinen Autos herumkutschiert, bevor ich so weit war, mich selbständig zu machen.«
    Noch näher zu mir gebeugt legte er die Hand auf meine Schulter. »Weißt du, ich muss mich in nächster Zukunft auf andere dringende Aufgaben konzentrieren, und ich brauche jemand Gescheites, der für mich alles im Auge behalten kann. Kings, ich brauche dich. Ich möchte, dass du so bald wie möglich hier einziehst und anfängst.«
    In dem Moment hätte mir eine riesige Fliege in den Mund schwirren und ihre Eier auf meinen Mandeln ablegen können, und ich hätte es nicht gemerkt. Er redete so leichthin, dass man meinen konnte, er wollte nichts weiter von mir, als dass ich zum Laden an der Ecke laufe und ihm eine Packung Nasco- Kekse kaufe.
    »Onkel Boniface, du willst allen Ernstes, dass ich bei 419 mitmache?«
    Er lachte.
    »Du sagst das, als hätte ich dir befohlen, jemanden umzubringen.« Er patschte mir fröhlich auf den Schenkel.
    »Entspann dich. Man lehnt das Essen nicht ab, ehe man nicht in den Topf geguckt hat. Ich bin jetzt seit Jahren in diesem Geschäft, und ich kann dir verraten, dass es zwei Dinge gibt, die ich niemals tun werde. Ich werde niemals jemandem das Leben nehmen, und ich werde niemals der Frau eines anderen nachstellen. Diese zwei Dinge … niemals. Du kannst es nennen, wie du willst, ich sage nichts weiter, als dass du kommen und für mich arbeiten sollst.«
    In Situationen wie dieser wünschte ich, ich könnte so richtig fluchen und

Weitere Kostenlose Bücher