Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Inkassobüros herein und lachte mich an. Ich zählte das Geld noch zweimal, ehe ich ging.
Nachdem Protocol Officer die 60 Prozent von Cash Daddy abgezogen hatte, zählte ich abermals durch. Mehrmals im Laufe des Tages zog ich die Geldscheine aus der Tasche und zählte nach. In dieser Nacht packte ich das Bündel Geldscheine fein säuberlich unter mein Kopfkissen. Um zwei Uhr nachts wachte ich auf und zählte nach. Um vier Uhr desgleichen. Als es sieben wurde, hatte ich mich schon aus dem Bett gewälzt und mich vergewissert, dass das Geld noch da war.
2000 Dollar hatten nicht ausgereicht, um meiner Mutter ein brandneues Auto zu kaufen. Stattdessen kaufte ich ihr eine Flasche Propangas, ein paar neue Kleider und einen Sack Reis. Zur Abwechslung war ich es einmal, der gab. Nicht nahm.
Ich fühlte mich wie ein richtiger Opara.
Über einen Zeitraum von zwei Monaten ließ sich Mirabelle ohne Muh und Mäh um ungefähr $23 000 melken. Für die Ausstellung eines Totenscheins, einer Nächstverwandtschaftsurkunde, einer Anerkennungsbestätigung der Bank und eines Erbberechtigungsscheins. Dann schickte ich eine weitere E-Mail, in der ich erklärte, dass $7000 für die Transferrepatriierung benötigt würden. Dies, versprach ich, wäre die allerletzte Zahlung, bevor sie die $19 Millionen erhielt. Ihre Antwort erschütterte mich.
Lieber Osondiowendi,
es tut mir sehr leid, Verzögerungen zu verursachen, aber ich habe mit einem guten Freund gesprochen, der versprochen hat, mir die $7000 zu leihen, aber er meint, dass er es erst bis nächstes Wochenende schafft. Keine Sorge, ich habe keinen Vertrauensbruch begangen. Er ist mein Exfreund, ich habe ihn angeschwindelt und ihm gesagt, mit dem Geld wollte ich eine IVF-Behandlung beginnen, bevor mein Partner am Monatsende das Geld bereit hätte. Er hat nicht mehr so genau nachgefragt, nachdem ich ihm versprochen hatte, ihm das Doppelte zurückzuzahlen J.
Könnten Sie mir bitte auch mitteilen, wann genau das Geld auf meinem Bankkonto sein wird? Ich frage das deshalb, weil ich von dem Geld genommen habe, das ich und mein Partner zusammenlegen, damit wir unser neues Haus beziehen können, und ich möchte das Konto unbedingt wieder auffüllen, bevor er merkt, dass es weg ist.
Ihre Mirabelle
Diese Mitteilung brach mir das Herz. Wenn das Geld nicht kam, mit dem die arme Frau rechnete, würde sie in einer Schuldenkatastrophe versinken. Wer weiß, auf was für Annehmlichkeiten das Paar verzichtet hatte, um auf ein Haus zu sparen? Und wenn sie nun tatsächlich eine IVFBehandlung beginnen wollte? Hinter dem Vorhang einer E-Mail-Adresse verbarg sich ein lebendiger Mensch. Es war ein bisschen unrealistisch, rückzuerstatten, was wir bis jetzt aufgebraucht hatten, aber wenigstens, dachte ich, konnten wir die Sache abbrechen. Ich sprach mit Cash Daddy über dieses spezielle Problem, das sich da auf einmal auftat.
»Kings«, sagte er, als ich alles dargelegt hatte. Ich wartete.
»Kings«, rief er abermals.
»Ja, Cash Daddy?«
»Diese Frau, … wie war noch mal ihr Name?«
»Sie heißt Mirabelle.«
»Nein, nein, nein, … ihr voller Name. Wie heißt sie mit Nachnamen?«
»Winfrey. Mirabelle Winfrey.«
Er seufzte tief und schüttelte traurig den Kopf.
»Kings.«
»Ja, Cash Daddy?«
»Ist sie deine Schwester?« Ich schwieg.
»Sag schon, … antworte mir. Ist sie deine Schwester?«
»Nein.«
»Ist sie deine Cousine?«
»Nein.«
»Ist sie die Frau deines Bruders?«
»Nein.«
»Ist sie die Schwester deiner Mutter?« Ich verstand, worauf er hinauswollte.
»Sag schon, … antworte mir.«
»Nein.«
»Ist sie die Schwester deines Vaters?«
»Nein.«
Er zuckte die Achseln. Noch ein Gedanke. »Ist sie aus deinem Dorf ?«
»Nein.«
»Warum schluckst du dann Panadol , wenn jemand anders Kopfweh hat?«
»Cash Daddy«, beharrte ich, »die Frau hat das Geld ausgegeben, das sie für ihren Lebensunterhalt braucht. Ihr Leben wird ruiniert sein.«
Er lachte.
»Kings, jetzt hast du so viel Bildung genossen und weißt doch immer noch nichts. Diese Oyibos sind anders als wir. Du musst nicht glauben, Amerika und Europa wären wie Nigeria, wo die Leute einfach Not leiden. Bei denen kümmert sich der Staat um die Leute. Die wissen gar nicht, was es heißt, Not zu leiden.«
Er beugte sich näher zu mir heran.
»Weißt du, dass so, wie du jetzt bist – Gott sei Dank hast du ja einen Job –, aber wenn du bei denen ein junger Mann ohne Arbeit wärst, weißt du, dass dir der Staat dann jede
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