Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
etwas herausspringen, musste ich in Kenntnis gesetzt werden, einerlei wer die Korrespondenz initiiert hatte. Nur ich und Protocol Officer hatten die Schlüssel zu dem Schrank, in dem die Kopfbögen, Totenscheine, Kontoauszüge, Anwaltszulassungen, Kapitalnachweise, Zahlungsanweisungen, Schecks und sonstigen Dokumente verwahrt wurden, die unter Umständen nötig waren, um die Echtheit einer Transaktion zu beweisen. Nur ich und Protocol Officer konnten den Anruf tätigen, der unseren Mann bei der Western Union Bank offiziell aufforderte, ein Auge zuzudrücken.
Vor einigen Wochen hatte Ben Briefe verschickt, in denen er sich als Vorsitzender eines Syndikats ausgab, das für Bauarbeiten an der Raffinerie in Port Harcourt ein Angebot gemacht und unlängst schon Arbeiten ausgeführt hatte. Das Projekt, erklärte er, sei bewusst um Millionen zu hoch kalkuliert worden, und er brauche Hilfe, um das Geld aus Nigeria herauszuschmuggeln. Der Empfänger müsse nichts weiter tun, als zu behaupten, sein Unternehmen habe einen $40-Millionen-Auftrag bekommen, und Bankangaben für die Transaktion zu machen. Dafür dürfe er 25 Prozent einbehalten – vorausgesetzt, er überweise die übrigen 75 Prozent auf Bens Konto. Dieser Mugu hatte sich dazu bereit erklärt und wurde angewiesen, seine Firmenangaben zu faxen, damit sein Unternehmen in Nigeria amtlich registriert werden konnte. Die für den Vorgang erforderlichen $6000 hatte er vorige Woche geschickt. Die Eintragungsbescheinigung der Corporate Affairs Commission war ihm gestern zugefaxt worden. Ich holte tief Luft und nahm von Buchi den Hörer entgegen.
»Guten Tag«, sagte ich, nachdem ich die Luft aus den Lungen entlassen hatte. »Sie sprechen mit Mister Odiegwu. Was kann ich für Sie tun?«
»Hallo«, erwiderte der Engländer. »Ich habe hier ein Dokument, wonach mein Unternehmen bei der nigerianischen Corporate Affairs Commission registriert ist, und ich wollte mir diese Registrierung nur bestätigen lassen.«
Natürlich hatte er die Nummer im CAC-Briefkopf gewählt.
»Können Sie mir bitte die Registrationsnummer nennen?«
Er las sie langsam vor, peinlich darauf bedacht, keine Schräg- und Bindestriche auszulassen. Ich sprach sie ihm nach, ohne mir irgendetwas zu notieren. Er konnte natürlich nicht wissen, dass ihm die Eintragungsbescheinigung aus diesem Büro zugefaxt worden war. Dibia, unser Urkundenexperte, war ziemlich gut. Die Logos und Stempel auf den Dokumenten, die er lieferte, waren alle echt, und die Unterschriften desgleichen.
»Würden Sie bitte einen Moment dranbleiben? Ich schaue in den Unterlagen nach.«
Während ich eine glaubhafte Spanne Zeit verstreichen ließ, bewunderte ich die akrobatischen Atilogwu-Tänzer auf dem Wandkalender vor mir. Ich hatte ihren kraftvollen und unterhaltsamen Tanz schon mehrmals im Fernsehen gesehen. Ihre Kostüme waren bemerkenswert farbenprächtig.
»Sie sind Mister Del B. Trotter?«, fragte ich schließlich. Er bestätigte eifrig seinen Namen.
»Ja, wir haben die Unterlagen hier«, sagte ich. »Die Eintragung wurde am Zwölften des Monats vorgenommen.«
Ich konnte die Wellen beinahe platschen hören, in denen sich das Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Schließlich hatte jeder Homo sapiens – ob Engländer oder Burkinabe – das natürliche Recht, bei der Aussicht zu grinsen, dass ihm $ 10 Millionen für so gut wie keine Gegenleistung in den Schoß fielen.
»Danke für Ihre freundliche Auskunft«, sagte er.
Ich gab das Telefon an Buchi zurück und merkte mir, dass ich diesen Mugu in Bälde wieder am Apparat haben würde. Wenn Ben ihn mit Erfolg davon überzeugt hatte, noch einmal $9000 für die Aufsetzung des Vertrags zu schicken, würde Mister Trotter wahrscheinlich beim Büro der Port Harcourt Refinery weitere Erkundigungen einholen wollen. Das Kaugummischnalzen und die Gespräche setzten wieder ein. Ich wollte gerade wieder an meinen Bildschirm zurückkehren, als Wizard einen spitzen Schrei ausstieß.
»Mein Lutscherli regt sich wieder – o! Mein Lutscherli regt sich wieder!«
Wir alle erkannten den täglichen Aufruf zum Schieflachen und stürzten zu Wizards Schreibtisch. Über das Zeug, das er auf den Bildschirm tippte, hielten sich all den Bauch.
»Ach Lutscherli«, hatte er geschrieben, »hab echt Angst, Schnuck. Hab echt Angst, dass ich dich nie mehr wiederseh, mein Spatz. Diese Leute sind echt bedrohlich. Du weißt doch, wie wild diese Afrikaner sein können.«
Mein Lachen tönte am
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