Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
lautesten.
Wizard unterhielt mehrere Online-Beziehungen mit geilen Ausländern, die er in Chatrooms kennenlernte. Seine Romanze mit diesem speziellen Amerikaner zog sich schon seit sechs Wochen hin. Als ihre Liiiiebe so weit gediehen war, dass der Mann seiner »Suzie« vorschlug, sie solle von East Windsor, New Jersey, zu ihm nach Salt Lake City, Utah, kommen oder umgekehrt, ließ sie ihn wissen, sie sei gerade geschäftlich in Nigeria. Sie sei nämlich Visagistin, nicht wahr, und habe das Angebot angenommen, Mädchen zu verwandeln, die auf einer Aids-Wohltätigkeitsveranstaltung in Lagos über den Laufsteg spazieren sollten. Inzwischen war Suzie in Lagos eingetroffen, und gleich im Taxi war ihr der Pass gestohlen worden. Jetzt könne sie ihre Travellerschecks nicht einlösen, erzählte sie, und der Hotelbesitzer drohe ihr mit der Polizei.
»Oh Babe«, antwortete der Mann, »was willst du jetzt machen? Kannst du nicht einfach Anzeige erstatten?«
»Süßerchen, die Polizei ist hier nur auf Schmiergeld aus«, erwiderte Wizard. »Schnuck, ich hab jetzt von dir echt Hilfe nötig. Ich will mal sehen, ob du mir zeigst, dass du mich wirklich liebst und dass an unserer Geschichte wirklich was dran ist. Kannst du mir einen richtig großen Gefallen tun?« Wizard musste viele amerikanische Filme geguckt haben. Das Gonna-wanna-Amerikanisch ging ihm richtig flüssig in die Tasten.
»Aber klar doch, Babe«, schrieb der Mann. »Wenn du Hilfe brauchst, tu ich alles für dich.«
»Herzblatt, ich würde dir gern die Travellerschecks schicken, damit du sie auf deinem Konto einzahlst. Machst du das und schickst mir das Geld?« Wizard unterbrach sein Tippen und drehte sich rasch zu uns um. »Wie viel soll ich schreiben? Sind $2000 okay?«
»Das ist zu wenig«, sagte Ogbonna. »Doppelt so viel.«
»Ja, doppelt so viel«, pflichteten wir bei. Wizard schrieb weiter.
»Was ich an Schecks habe, kommt auf ca. $4000. Schätzchen, ich brauch die Hilfe echt schnell. Kannst mir aus dieser Patsche hier raushelfen?«
Suzie erläuterte ihrem Verehrer weiter, dass die Schecks binnen drei Tagen kommen würden; sie werde sie mit DHL senden. Er solle die Schecks einzahlen, sobald er sie erhalten habe, und ihr dann über die Western Union das Geld zukommen lassen. Da ihr Pass ja gestohlen sei, werde sie ihm den Namen einer ihrer Kolleginnen bei der Wohltätigkeitsveranstaltung senden, damit er Western Union den Namen dieser Kollegin angeben könne. Vom Strom wahrer Liebe davongetragen, ließ der Verehrer mit der Antwort nicht auf sich warten.
»Alles, was du willst, Süße. Ich hab im Moment nicht so viel auf meinem Girokonto, aber ich könnte was von meiner Kreditkarte holen und es ersetzen, wenn ich die Schecks einlöse.«
Wir alle stießen den speziellen Schrei aus. Wizard hatte einen Treffer gelandet.
Bis die Bank die Unterlagen bearbeitet hatte und der Mann merkte, dass die Schecks, die er eingereicht hatte, Fälschungen waren, würden ungefähr acht Tage vergehen. Ich warf einen Blick in die Ecke der Chatbox, um mir das Foto des bärtigen, fülligen Europiden anzusehen. Dann schaute ich auf Wizards Box und sah das Foto der knackigen, vollbusigen Blondine, die keinerlei Ähnlichkeit mit dem V-förmigen Achtzehnjährigen hatte, der am Keyboard vor sich hin klapperte. Ich fühlte mit dem einsamen Mann, aber Wizard war ungerührt.
»Danke dir, Schatzimann«, schrieb er. »Ich wusste, dass ich echt auf dich zählen kann. Bitte mach’s asap, weil ich hab keinen blanken Penny mehr.«
»Klar, Suz«, erwiderte der Mann. »Aber eins noch, Babe, du musst gut auf dich aufpassen und vorsichtig sein, okay? Vielleicht hätte ich dich warnen sollen, als du gesagt hast, dass du fährst. Ich hab irgendwann mal bei CNN gesehen, dass die Leute in Nigeria echt gefährlich sind.«
»Kein Problem, Schatz«, antwortete Wizard. »Ich hab meine Lektion gelernt, und von jetzt an werd ich echt gut auf mich aufpassen.«
»Ich liebe dich, Babe«, schrieb der Mann. »Ich kann’s kaum erwarten, dich endlich zu sehen.«
»Gleichfalls«, erwiderte Wizard. »Ich versprech, es wird total klasse werden, und du wirst mich gar nicht mehr gehen lassen wollen.«
Wizard schrieb etwas Obszönes. Der Mann antwortete mit etwas genauso Obszönem. Wizard setzte etwas noch viel Obszöneres obendrauf, das Azuka vorgeschlagen hatte, und schob noch ein, zwei weitere unaussprechliche Dinge nach, die er mit dem Mann anstellen wollte, wenn sie sich sahen.
»Da fällt mir noch was
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