Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Jetzt hielt mich nichts mehr zurück.
Als die Frauen mit ihrer Arbeit fertig waren, hätte mein Vater, wenn er aus der Geisterwelt hinabgeschaut hätte, auf dem Schädel seiner geliebten Frau sein Spiegelbild glänzen sehen können.
ZWEITER TEIL
Chịnchị sị na ịhe dị ọkụ ga-emechaa juo oyi.
Was heiß ist, wird irgendwann kalt, sagte die Wanze.
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nfangs tat ich mich schwer damit – mir Räuberpistolen aus den Fingern zu saugen, in denen jedes Wort gelogen war, »ist« und »war« eingeschlossen, oder SOS-E-Mails um die Welt zu schicken und zu hoffen, dass jemand anbiss und antwortete. Aber meine Bedenken waren vermutlich gegenstandslos. Hinter den Massen von E-Mail-Adressen konnten doch gar keine wirklichen Menschen stehen. Und wenn, wer auf der Welt war denn schon so dämlich, dass er auf die EMail eines wildfremden Menschen aus Nigeria hereinfiel?
Dann antwortete jemand aus Auckland. Ein anderer aus Cardiff. Eine Frau aus Wisconsin äußerte Interesse. Bald schrieben wir uns mit dem Vornamen an. Es war fast so, wie wenn man aufblieb, um einen schrecklichen Film zu Ende zu sehen, weil man einfach wissen musste, wie er ausging. Ich hielt den Volltrottel – den Mugu – weiter bei der Stange. Dann traf eine Kontrollnummer der Western Union Bank ein. Unglaublich. Ich, Kingsley Onyeaghalanwanneya Ibe, hatte tatsächlich einen Treffer gelandet!
Kein positives Schreiben einer Erdölgesellschaft nach einem Vorstellungsgespräch hatte mich jemals freudiger erregt. Wie ein Süchtiger wollte ich mir diese Erregung unbedingt wieder verschaffen. Und wieder, und wieder, und wieder. Mit der Zeit ging mir auf, dass ich ein verborgenes Talent entdeckt hatte. Im Laufe eines Jahres gewöhnte ich mich in meinem neuen Leben ein.
Im Büro ging ich meine E-Mails durch, löschte alte, tippte neue. Ich überprüfte am Bildschirm die Rechtschreibung, vergewisserte mich zweimal, dass alle Informationen stimmten. Um meine Mail von etwaigen Antworten deutlich zu unterscheiden, formatierte ich das Dokument in Versalien um. Die meisten Leute schrieben normal, bloß alle Jubeljahre kam ich an so einen komischen Vogel, der kategorisch alles großschrieb. In dem Fall wechselte ich auf normale Schreibung.
Ich las mir den Brief ein letztes Mal durch.
Betreff: Ersuchen um dringende humanitäre Unterstützung/Geschäftsvorschlag
Lieber Freund,
wundern Sie sich nicht, dass ich mich an Sie wende. Auf meine Frage nach einem vertrauenswürdigen und zuverlässigen ausländischen Geschäftsmann oder Unternehmen gab mir die nigerianische Industrie- und Handelskammer Ihre Kontaktdaten. Ich hoffe sehr, dass Sie der Richtige für eine Transaktion dieser Grössenordnung sind.
Nach dem plötzlichen Tod meines Gatten, des früheren Staatsoberhaupts von Nigeria, General Sani Abacha, hat mich die derzeitige Zivilregierung in einen Zustand äusserster Verwirrung, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit gestürzt. Ich wurde von den Sicherheitsbeamten des Landes körperlich und seelisch gefoltert. Mein Sohn Mohammed wird wegen eines Vergehens festgehalten, das er nicht begangen hat.
Hinter alledem steckt die Tatsache, dass der derzeitige Präsident Nigerias einst im Gefängnis sass, weil er einen Staatsstreich gegen die Regierung meines verstorbenen Gatten plante. nach seiner Entlassung wurde er zum Präsidenten Nigerias gewählt. Ich und meine Kinder hatten keinen Anteil am Regime meines verstorbenen Gatten. Dennoch ist es dem neuen Präsidenten gelungen, das ganze Land gegen uns aufzuhetzen, und er lässt nichts unversucht, um uns zu schädigen.
Die nigerianische Regierung ist hinter dem Vermögen meiner Familie her. Sie werden in den Medien und im Internet die Meldungen über die Eintreibung diverser grosser Summen gehört haben, die von meinem Gatten in mehreren Ländern deponiert wurden. Viele der Immobilien meines verstorbenen Gatten sind beschlagnahmt und einige sind versteigert worden. Unsere sämtlichen Bankkonten in Nigeria und im Ausland, die staatlichen Stellen bekannt sind, sind eingefroren worden. Die Jagd nach unserem Geld geht weiter. Der von staatlichen Stellen bis jetzt entdeckte Gesamtbetrag beläuft sich auf ungefähr $700 Millionen (USD), und sie sind darauf aus, auch den Rest aufzufinden.
Die meisten unserer Freunde haben uns verlassen oder verraten. Ich weiss nicht, an wen ich mich wenden soll. Als schwer traumatisierte Witwe habe ich das Vertrauen in alle Personen in diesem Land verloren. Nach meinen
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