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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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das Gepäck ins Haus!«
    Der Mann stürzte zum Wagen und räumte den Kofferraum leer. Ich ging voraus und schloss die Haustür auf. Nachdem ich meiner Mutter und meinen Geschwistern eine Führung durch das exklusiv möblierte Wohnzimmer, die ultramoderne Küche und die vier Zimmer mit eigenem Bad gegeben hatte, ging ich mit ihnen wieder hinaus.
    »Ich habe eine Überraschung für euch«, verkündete ich. Ich schloss die Garage auf. Darin stand ein brandneuer Mercedes-Benz .
    »Mama, der ist für dich.«
    Charity brach in Tränen aus. Eugenes Augäpfel sprangen aus ihren Höhlen und prallten von der glänzenden grauen Karosserie des Wagens ab. Meine Mutter schlug beide Hände vors Gesicht. Ganz allmählich zog sie die Hände zum Mund herunter. Ich klemmte ihr die Schlüssel zwischen die Finger und schloss sie in die Arme.
    »Mama, was du auch haben möchtest, sag mir einfach Bescheid. Ich kaufe es dir.«
    Charity und Eugene hüpften glücklich in der ganzen Garage umher, doch meine Mutter betrachtete das Auto nur stumm. Schließlich schloss sie mich ihrerseits in die Arme.

    Der Rest des Tages verging beinahe wie in guten alten Zeiten. Meine Mutter kochte, wir speisten zusammen am Esstisch, wir setzten uns ins Wohnzimmer und sahen fern. Die einzigen Kanäle, die wir in Umuahia bekamen, waren NTA Aba und IBC Owerri . Beide sendeten täglich ab vier Uhr nachmittags und beendeten ihr Programm gewöhnlich gegen zehn Uhr abends. In der Hauptsendezeit brachten sie zum großen Teil staatlich geförderte Dokumentationen und Wiederholungen einheimischer Serien. Jetzt aber, wo ich es mir leisten konnte, das kostspielige Satellitenfernsehen zu abonnieren, lachten meine Familie und ich lauthals über Der Prinz von Bel-Air.
    »Ich gehe zu Bett«, verkündete meine Mutter in der Werbepause.
    Wir versuchten, sie zum Bleiben zu bewegen. Doch seit dem Tod meines Vaters blieb sie nach den 19-Uhr-Nachrichten kaum noch zum Fernsehen auf. Nicht lange, nachdem sie gegangen war, hörte ich sie von oben rufen.
    »Kingsley!«
    »Ja, Mama!«
    »Komm mal bitte.«
    Ich lief nach oben, die Fernbedienung hatte ich noch in der Hand. Ich wollte nicht verpassen, was mit Will Smith geschah, wenn sein Onkel ihn im Stripclub auftreten sah.
    »Ja, Mama?«
    »Komm, setz dich«, sagte sie leise.
    Ich hatte Lust, ihr zu sagen, dass ich später wiederkommen würde. Stattdessen setzte ich mich neben sie auf das breite Schlittenbett. Erstklassiges Design, Import aus Italien.
    »Dimma hat sich darüber beklagt, dass Ogechi nicht in die Bücher guckt«, begann meine Mutter. »Sie bringt keine guten Noten nach Hause.«
    »Tatsächlich?«, sagte ich mit gespielter Betroffenheit.
    »Sei doch so gut und ruf sie hin und wieder an, um sie zum Lernen anzuhalten.«
    Das konnte nicht der Grund sein, weshalb meine Mutter mich zu dieser Privataudienz geladen hatte. Ich spielte weiter mit.
    »Sag Tante Dimma, sie soll sich keine Sorgen machen. Ich werde mit Ogechi reden.«
    Wir plauderten noch ein wenig über Tante Dimma, aber das vorgeschobene Thema hatte sich bald erschöpft. Meine Mutter schob ihre Füße ganz in die Badelatschen und kratzte sich am Hinterkopf.
    »Was ich noch fragen wollte, Kingsley«, sagte sie, als wäre ihr der Gedanke gerade jetzt gekommen, wo sie an ihrer Kopfhaut herumfingerte, »was ist das eigentlich für eine Arbeit, die du für Boniface machst?«
    »Wie schon gesagt, ich helfe ihm im Büro.«
    »Und was für Geschäfte sind das genau, die … bei denen du ihm hilfst?«
    »So Verträge und Investitionen eben.«
    »Verträge und Investitionen? Was für Verträge und mit wem?«
    Ich spielte mit der Fernbedienung herum und lachte, ohne sie anzuschauen.
    »Mama, warum stellst du diese ganzen komischen Fragen?«
    »Kingsley, das sind keine komischen Fragen. Ich will genau wissen, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst, … woher du das viele Geld hast.«
    »Mama, ich habe dir erzählt, was ich tue. Und du weißt, dass Onkel Boniface sehr großzügig ist. Er gibt mir ab und zu Geld. Entspann dich einfach und lass es dir gut gehen. Lass dich von mir verwöhnen.«
    »Kingsley, das ist der nächste Punkt«, sagte sie leise. »Ich will das Auto nicht haben.«
    Mir war zumute, als hätte ich sie umarmt und bemerkte auf einmal, dass eine schmale Blutspur mein Bein hinunterrann. Meine Mutter sah mein Gesicht und zog ihr Messer heraus.
    »Ich glaube nicht, dass ich zurzeit ein Auto benötige«, sagte sie. »Du weißt doch, dass ich in meinem Alter

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