Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
ein, Schatz«, fügte der Mann hinzu. »Gib da unten bloß auf Krankheiten acht, vor allem HIV. Wie ich höre, hat das da so gut wie jeder.«
Wir alle, die wir um den Bildschirm standen, hörten auf zu kichern. In der eintretenden Stille konnte ich beinahe unser Nationalgelöbnis durchs Zimmer hauchen hören.
Ich gelobe meiner Heimat Nigeria, treu, ergeben und ehrlich zu sein, Nigeria mit ganzer Kraft zu dienen, seine Einheit zu verteidigen und seinen Ruhm und seine Ehre zu mehren, so wahr mir Gott helfe.
Wizard schien es auch gehört zu haben. Die leise Stimme des Patriotismus musste zu dem jungen Nigerianer gesprochen haben.
»In Nigeria ist das gar nicht so«, antwortete er. »Das ist in Südafrika, wo es so schlimm ist.«
»Tatsächlich? Wie auch immer, pass trotzdem gut auf dich auf. Für mich sind diese ganzen Länder da unten ein und dasselbe.«
Mit einem Mal tat mir der Mugu gar nicht mehr leid, und mir fiel mir ein, dass ich ja noch etwas machen musste. Ich ging an meinen Schreibtisch, klickte auf »Senden« und wünschte meiner dringenden E-Mail viel Erfolg.
21
Es dauerte eine Weile, bis ich mich daran gewöhnte, ein vermögender Mann zu sein. Manchmal vergaß ich völlig, dass meine Verhältnisse sich geändert hatten. An dem Tag, als meine erste Handyrechnung kam, wäre ich beinahe in Ohnmacht gefallen, und erst dann fiel mir ein, dass ich sie ja bezahlen konnte. In Aba wollte ich, entrüstet über die obszönen Preise, schon aus einem exklusiven Geschäft stürmen, als ich mich erinnerte, dass sie für mich kein Problem bedeuteten. Ich machte kehrt und kaufte mir die Swatch -Armbanduhr. Auch meine Mutter tat sich schwer damit, sich an das bessere Leben zu gewöhnen.
Sie hatte sich sehr über das Propangas, die Kleider und den Reis gefreut, sie hatte mir erzählt, wie sehr ich sie an meinen Vater erinnerte, als ich meinen Geschwistern verschiedene Sorten McVitie’s -Kekse und Just Juice mitbrachte, doch als ich ihr ein Bündel druckfrischer Geldscheine geben wollte, schlug ihre Stimmung um.
»Kings«, fragte sie ängstlich, »wo hast du das viele Geld her?«
»Mama, ich habe dir doch gesagt, dass ich für Onkel Boniface arbeite. Das ist von meinem Gehalt.«
»Was ist das für eine Arbeit?« Das hatte ich ihr schon erzählt.
»Ich arbeite im Büro mit. Ich nehme Anrufe entgegen. Ich erledige kleine Aufträge. Ich helfe ihm …«
»Wie hoch ist dieses Gehalt, das er dir für die Aufträge zahlt, die du erledigst?«
»Das kommt ganz drauf an.« Ich zuckte die Achseln. »Ich werde auf Provisionsbasis bezahlt.«
»Provision – für kleine Aufträge?«
Ich schnürte meine Schuhe nach und tat so, als hätte ich die Frage nicht gehört.
Meine Mutter starrte weiter auf die Geldscheine in ihrem Schoß, ohne sie anzurühren, als rechnete sie damit, dass sich das Geld auf zwei Füße stellte und biss. Sie wollte gerade die nächste Frage stellen, als ich sie an ihrer Achillesferse packte und zudrückte.
»Keine Bange, Mama. Ich weiß, wie sehr du Papa vermisst, aber ich bin dein Opara, und ich werde ganz bestimmt für dich sorgen. Sehr bald werde ich ein eigenes Haus haben, und dann könnt ihr alle kommen und mich so lange besuchen, wie ihr wollt.«
Meine Mutter lächelte. Zum ersten Mal, seit sich das Geld auf ihrem Schoß niedergelassen hatte, lud sie es in ihre Finger ein, um es gebührend willkommen zu heißen. Meine liebe Mutter hatte wahrscheinlich noch nie im Leben so viele Geldscheine auf einmal in der Hand gehabt. Ihr Lächeln wurde sehr breit.
»Aber sieh zu, dass du dich weiter um eine richtige Anstellung bemühst«, sagte sie. »Du weißt, dass diese Arbeit für Boniface nur eine Notlösung ist.«
»Keine Sorge, Mama, ich suche weiter.«
»Na schön. Komm, lass dich segnen.«
Ich kniete mich vor ihr auf den Boden. Sie legte mir ihre rechte Hand auf den Kopf. Es gibt die Geschichte, dass ihr Vater bei ihr dasselbe getan hatte, als sie ihm einen Umschlag mit der Hälfte ihres allerersten Gehalts brachte. Die andere Hälfte hatte sie ihrem Mann verehrt.
»Du wirst gute Kinder haben, die im Alter für dich sorgen werden«, begann sie.
»Amen«, erwiderte ich.
»Du wirst eine gute Frau finden.«
»Amen.«
»Böse Männer und böse Frauen werden dir niemals etwas anhaben können.«
»Amen.«
»Dir wird es weiter gut gehen im Leben.«
»Amen.«
»Woher dieses Geld gekommen ist, wird mehr kommen.«
»Amen.«
Die Gebete meiner Mutter wirkten. Ein paar Wochen später landete
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