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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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ich.
    »Es gibt aber Leute, die nie Probleme haben. Was meinst du, warum Cash Daddy bei großen Sachen dich mitnimmt? Er weiß, dass du Glück hast.«
    Ich lachte. Cash Daddy hatte mir einmal gesagt, ich hätte ein ehrliches Gesicht. Er meinte, das sei gut fürs Geschäft. Leider hatten mein angebliches Glück und mein ehrliches Gesicht mir bei meinen Bewerbungsgesprächen bei Ölunternehmen nicht viel geholfen.
    »Kings, du findest das komisch, aber das ist kein Witz.«
    »Okay, lass mal sehen, was für Antworten du heute bekommen hast.«
    Er rutschte ein wenig, so dass ich seinen Bildschirm betrachten konnte. Eine E-Mail war gehässiger als die andere. Schließlich kam eine, die milde war.

    Lieber Sheik Idris Shamshudeen (oder wie Sie in Wirklichkeit heißen),

    Ihr Brief ist ein klassischer 419-Schwindel. So etwas rieche ich meilenweit.
    Ich liebe Afrika und die Afrikaner. Bitte hören Sie auf, Ihre eigene Volkswirtschaft dadurch zu schädigen, dass Sie immer mehr Leute dazu bringen, Afrikanern zu misstrauen. Ich weiß, dass man auf diesem Wege schnell Geld verdienen kann, aber die langfristigen Folgen für die afrikanische Wirtschaft sind verheerend.
    Ich habe nichts gegen Sie. Wenn wir uns persönlich kennenlernen würden, würden wir uns wahrscheinlich hervorragend unterhalten. Ich hoffe sehr, dass Sie sich von Ihren illegalen Aktivitäten abwenden. Bitte setzen Sie Ihre offensichtlichen Talente und kreativen Fähigkeiten für Dinge ein, die noch in tausend Jahren und bis in alle Ewigkeit zählen.

    Gott segne Sie, Condoleezza

    »Rutsch mal«, sagte ich zu Azuka.
    Er machte mir Platz, so dass ich sein Keyboard übernehmen konnte. Ich drückte auf »Antworten« und tippte. Diese Frau war eindeutig nicht von der geldgierigen Sorte, aber sie hatte eine andere Schwäche. Sie war fürsorglich.
    Liebe Condoleezza,

    bitte vergeben Sie mir. Sie werden wohl nie ermessen können, was Sie für mich getan haben. Ihre E-Mail hat mein Leben verändert und mich gezwungen, über mein Verhalten nachzudenken. Ich weiss, dass ich das Potenzial hätte, richtig zu handeln, wenn ich nur die Chance dazu bekäme.
    Condoleezza, bitte, könnten Sie mir vielleicht irgendwie dabei behilflich sein, mit etwas Nützlichem zu beginnen? Ich wäre sehr dankbar für jede Hilfe, die Sie mir geben können.
    Ich hoffe sehr, von Ihnen zu hören. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diese lebensverändernde E-Mail zu schreiben.
    Gott segne Sie.

    Herzlich David

    Dann überlegte ich es mir anders, löschte »David« und setzte dafür Azukas richtigen Vornamen ein. Schließlich war es nicht im Geringsten ungesetzlich, dass ein Afrikaner um ausländische Unterstützung bat.

    Ich hatte definitiv das goldene Midashändchen. Ich war zu diesem 419-Ding berufen. Condoleezza schickte ihm gleich am nächsten Tag $600 und einen Brief mit Ratschlägen, wie er sein Leben umkrempeln konnte. Dollars, einerlei wie wenig, waren hartes Geld.
    Azuka war überglücklich.
    »Bleib auf jeden Fall mit ihr in Kontakt«, riet ich ihm.
    »Ja, klar doch«, erwiderte er grinsend.
    Condoleezza würde sich freuen, darüber auf dem Laufenden gehalten zu werden, welche Fortschritte ihr afrikanischer Günstling auf dem geraden und schmalen Pfad machte. Wenn ihre Beglückung sich gelegentlich in Benjamin Franklins übersetzte, würde sich niemand von uns beschweren.
    Die Glückssperre schien gebrochen zu sein. Einige Tage später antwortete ein iranischer Mugu auf eine andere von Azukas E-Mails, und bald erhielt er die ersten $10 000.
    »Kings, vielleicht hat ja dein Glück auf mich abgefärbt«, sagte er.
    Wir lachten immer noch, als das Telefon klingelte. Es war Charity. Sie schluchzte, so laut sie konnte.
    »Charity, was ist los?«, fragte ich ohne große Panik. Zwischen heftigen Schluchzern erzählte sie mir, dass sie soeben ihre Punktzahl bei der JAMB-Prüfung bekommen hatte.
    »198.«
    Zum Glück hörte sie mich nicht nach Luft schnappen. Keine Universität der Welt würde ihr mit einer so dürftigen Punktzahl einen Studienplatz geben. Ausnahmsweise war ich mit meiner Schwester der Meinung, dass sie einen guten Grund hatte, Tränen zu vergießen.
    »Charity, hör auf zu weinen«, sagte ich. »Du weißt, dass die eine komische Art haben, diese JAMB zu benoten. Selbst die Intelligentesten kriegen manchmal wenig Punkte.«
    Sie heulte so lange, bis die wartenden Kunden im TelefonCenter so laut murrten, dass ich es hören konnte. Sie legte auf, stellte sich wieder

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