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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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leicht seine Stimme. »Aber es ist mir eine Ehre, an diesem historischen Ereignis meinen Anteil zu haben.«
    Der Weiße machte den Mund auf und schluckte diese edelmütige Erklärung wie ein vollkommener Einfaltspinsel. Wie konnte irgendjemand Cash Daddy anschauen und glauben, er könne einen Namen haben wie Alhaji Mahmud, der eher zu einem Hausa aus dem Norden Nigerias passte? Cash Daddy hatte unverkennbar den dicken Kopf und die klobigen Gesichtszüge der Igbos. Außerdem einen markanten Igbo-Akzent. Es spielte keine Rolle, ob ein Wort drei oder fünf Buchstaben hatte, die ursprüngliche Silbenzahl wurde beim Aussprechen regelmäßig vervierfacht, und mit so viel Nachdruck auf den Konsonanten, dass es sich anhörte, als bearbeitete er sie mit dem Vorschlaghammer. Die Hausas hatten feinere und schmalere Gesichtszüge, und der phonetische Bau ihrer Muttersprache verlieh ihnen einen Akzent, der beinahe westlich klang.
    Cash Daddy hatte recht! Die Weißen wussten das alles nicht.
    »Auch wenn ich ein Hausa bin«, fuhr der Minister fort, »habe ich doch stets an ein geeintes Nigeria geglaubt. Deshalb bin ich auch so froh, dass aus Biafra nichts geworden ist.«
    Als er dazu überging, eingehend vom nigerianischen Bürgerkrieg zu erzählen, füllten sich seine Augen mit Tränen. Aufgewachsen im nordnigerianischen Kano, habe er mit ansehen müssen, wie ein Hausa-Mann einer schwangeren Igbo-Frau mit dem Dolch den Bauch aufschlitzte. Die Frau habe in einer Blutlache gelegen, während das Kind gestrampelt und nach Luft geschnappt habe.
    »Warum?«, fragte er mit tränenerstickter Stimme. »Wir sind doch alle ein Volk. Ein Fleisch, ein Blut.« Er schniefte.
    »Warum?«
    »O Gott«, sagte der Mugu.
    »Es sind unsere Brüder und Schwestern. Warum müssen wir unsere eigenen Volksgenossen so behandeln?«
    Ich konnte meine Bewunderung für Cash Daddy kaum bezähmen. Seine Zunge war definitiv aus Silber. Wenn dies hier eine Probe für seine Live-Auftritte als Politiker und zukünftiger Gouverneur war, dann würde mein Onkel garantiert begeisterten Zuspruch ernten. Und da war etwas an seiner Stimme. Sie hatte eine unwiderstehliche Anziehungkraft, wie der Geruch eines Brathähnchens. Er hätte wahrscheinlich eine Spinne überreden können, ihm Seidenstrümpfe zu weben. Derselbe Zauber war in seinem Gesicht. Unter seinem Blick fühlte man sich wie der wichtigste Mensch in seinem Leben. An Mister Winterbottoms Miene konnte ich ablesen, dass seine Seele voll und ganz zum Mugutum bekehrt wurde.
    »Die Zeit der Einheit ist gekommen«, verkündete Cash Daddy. »Allah hat den Ruf ertönen lassen. Einheit unter Igbo und Hausa, unter Hausa und Yoruba, unter Yoruba und Igbo. Ein vereintes Nigeria! Mein lieber Freund, in Zeiten wie diesen verstehe ich, warum Amerika den Kalten Krieg führen musste. Sie verstehen, was ich meine?«
    Ich nicht. Der Weiße dagegen stand auf der Evolutionsleiter mehrere Stufen über mir. Er verstand vollkommen.
    »Absolut«, erwiderte er.
    Cash Daddy schwang weiter Reden. Als er sich schließlich zum Gehen erhob, war selbst ich überzeugt, dass wir mit dem Luftfahrtminister der Federal Republic of Nigeria gefrühstückt hatten.
    »Ich habe später am Vormittag ein Treffen mit dem britischen Verkehrsminister«, sagte Cash Daddy. »Um die Gespräche über das bilaterale Luftverkehrsabkommen zwischen Nigeria und Großbritannien zum Abschluss zu bringen. Vorher muss ich noch ein paar Telefonate tätigen. Mister Winterbottom, es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.«
    Stürmisch und gut gelaunt trat der Minister ab. Schweigend blieben wir am Tisch zurück.
    »Ein bemerkenswerter Mann«, sagte Mister Winterbottom schließlich. »Er gefällt mir. Er gefällt mir sehr. Sehr freundlich und bodenständig.«
    Mister Akpiri-Ogologo erinnerte Mister Winterbottom an etwas.
    »O ja! Das hätte ich beinahe vergessen.«
    Mister Winterbottom beugte sich zur Seite und holte einen Einkaufsbeutel unter seinem Stuhl hervor, dem er zwei Rolex -Uhren, einen Sony -Camcorder und zwei Nokia -Handys entnahm. Protocol Officer hatte ihn wissen lassen, dass der Vorsitzende der Auftragsvergabekommission diese explizit zusätzlich zur Bestechungssumme verlangt habe. Dank Wizards Online-Recherchen wusste Protocol Officer genau, welche Spitzenmodelle er nennen musste.
    »Ich hoffe, es sind die richtigen«, sagte Mister Winterbottom.
    Protocol Officer steckte die Hände in den Einkaufsbeutel und inspizierte jedes Stück einzeln.
    »Das kann ich

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